Wie wirkt sich das auf die körperliche, geistige, hormonelle Leistungsfähigkeit aus?
In Amerika findet gerade ein beachtenswertes Experiment statt. Ein austrainierter Fitness- und Personaltrainer, der bislang extrem auf seine Ernährung und vor allem sein Training - man könnte ihn zwischen Bodybuilding und -styling ansiedeln - geachtet und zahlreiche übergewichtige Menschen trainiert hat, startet im Sommer 2011 einen Selbstversuch; er stoppt sein Training und stopft dafür Massen an Junkfood und damit Zucker und Fett in sich hinein, für sechs Monate, um am eigenen Leib zu erfahren, wie sich ein Leben mit 30 kg mehr (an Fett) anfühlt. Um sich besser in seine Klienten hineinversetzen zu können.
Auf der einen Seite macht der Mann das sicherlich aus Eigenwerbungszwecken; auf der anderen gebührt ihm aber auch derartige (mediale) Aufmerksamkeit, da es zu einem solchen Tun auch verdammt vielen Mutes bedarf. Jemand, der es gewohnt ist, ein- bis zweimal pro Tag zu trainieren, sich zu schinden, sich gesund und ausgewogen zu ernähren, ist quasi „süchtig“ nach Bewegung, nach Gesundheit - wie auch immer man diesen Begriff verstehen möchte - jemand, der fettleibig ist, versteht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas Anderes darunter als der Bewegungsjunkie von nebenan. Und genau das will der Amerikaner wissen; was passiert, wenn man sich nicht mehr bewegt? 30 kg zunimmt? Wie wirkt sich das auf die körperliche, geistige, hormonelle Leistungsfähigkeit aus?
Nun, mittlerweile sind 6 Monate vergangen, und er bzw. sein Umfeld weiß „es“ jetzt. KATASTROPHAL! Der einst austrainierte Mensch ist fett, träge und z. B. sexuell unmotiviert geworden. Seine Frau beklagt, dass er ständig müde ist. Seine Freunde meinen, er und vor allem seine Art sind beinahe unerträglich geworden – er neige zu Depressionen, Stimmungsschwankungen. Er selbst ist im Alltag kaum noch leistungsfähig, schleppt sich nur noch herum, kann es auf der einen Seite kaum erwarten, wieder trainieren zu beginnen, auf der anderen Seite kann er sich genau das kaum vorstellen, weil er eben so träge, passiv, lustlos ist. Sein Arzt, der ihn in den letzten 6 Monaten begleitet und überwacht hat, spricht von gesundheitlichen Gefährdungen aller Art – seien es jetzt die negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, die bereits angesprochenen hormonellen Veränderungen oder die geschwundene Muskelmasse; all das motiviert weder zu einem Trainings-Neuanfang noch zu hohem Selbstwertgefühl, das es einem Individuum aber erst ermöglicht, sich möglich teuer zu verkaufen in der heutigen Welt.Mittlerweile hat der Amerikaner sein Training wieder aufgenommen. Es fällt schwer, verdammt schwer, alleine das Hinschleppen ins Fitnesscenter braucht nie gekannte Überwindung. Der Trainer versteht mittlerweile sehr gut, warum sich fettleibige Menschen dermaßen viele Ausreden einfallen lassen, um nicht zum Training erscheinen zu „müssen“. Er versteht, warum sich Adipöse im Schwimmbad ungern oder nicht zeigen wollen. Er versteht aber auch, warum krankhaft Dicke nicht von ihren ungesunden Essgewohnheiten wegrücken möchten. Junkfood macht süchtig, wie dereinst Sport und körperliches Training eine gewisse Sucht im Körper des Trainers auslösten. Faktum ist, dass die ersten Schritte in ein neues Leben verdammt hart sind. Das weiß man nicht erst seit diesem Experiment. Faktum ist, dass diese Schritte aber für immer mehr Menschen notwendig sind, weil sie sonst ernsthafte gesundheitliche Probleme bekommen - die auch mit dem Tod enden können. Faktum ist auch, dass es interessant zu beobachten sein wird, ob unser Amerikaner den Weg zurück tatsächlich schaffen wird - immerhin hat er den Vorteil, schon einmal - und das für sehr lange Zeit - gesund und austrainiert gelebt zu haben. Wünschen wir ihm das Allerbeste und vor allem eines; dass er in ein paar Monaten aus seinem Versuch gelernt haben wird und in Zukunft noch mehr auf seine Klienten eingehen kann.
Christian Kleber (MAS)
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