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Mut zum Nichtstun darf nicht verwechselt werden mit Mut zur Pause

05.07.2011, 12:00:00
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Der (also der Mut) und die (also die Pause) sollten jetzt zumindest für all diejenigen angesagt sein, die gerade beim Ironman in Kärnten reüssiert haben oder auch nicht.

Selbst wer nach 170 Radkilometern aufgrund irgendwelcher Schwierigkeiten oder Defekte ausgestiegen ist, sollte sich mal Ruhe gönnen. Die Speicher müssen aufgeladen werden, vor allem die im Kopf, „Pause“ heißt ja nicht absolutes Bewegungsverbot, ganz lockeres Radfahren oder Spazieren darf es schon sein (es gibt aber auch Triathlon- und Langdistanz-Seriensieger vergangener Tage, die am Tag nach einem IM schon wieder 1,5 h zügig laufen waren…).

Doch mit „Mut zum Nichtstun“ ist etwas ganz Anderes gemeint, etwas, das auch oder gerade Ausdauersportlern zu besseren Leistungen verhelfen kann.

Der Tag der meisten von uns ist gespickt voll mit Terminen, Seminaren, Vorträgen, Arbeit, Training, Familie und, und, und. Kaum einer, der einmal ein paar Minuten für sich selbst abzwackt, die meisten sehen diese „Zeit für sich selbst“ im Training oder bestenfalls beim Zeitunglesen am Klo. Sonst ist eigentlich immer etwas zu tun, selbst U-Bahn-Fahrten oder erzwungene Wartezeiten beim Zahnarzt werden mit etwas zu Lesendem (am besten mit Fachliteratur über irgendein Thema, immerhin möchte man die „sinnlose“ Zeit ja nützen) ausgefüllt. In einer Zeit, in der sich die Räder schneller und schneller drehen, das Rauschen des Universums immer lauter, in Wirklichkeit aber immer leiser zu werden scheint, eine durchaus ungesunde Entwicklung für uns sensible Individuen. Was bleibt vom Tage übrig, am Ende? Drei Marathonzeiten unter 2h50Min plus eine IM-Pb sub 9h? Zwei Kinder, deren Heranwachsen man mit Fahrten in den Schwimmclub verbindet? Eine Frau, die einen nach 15 Jahren Ehe verlässt, weil sie sich in einen total relaxten Yogalehrer aus Jamaika verknallt hat? Maybe, eventuell hätte man doch rechtzeitig beginnen sollen, wieder zu sich selbst zurückzufinden. Einfach nicht oder wenigstens etwas weniger mitmachen in dieser riesigen, unübersichtlichen Maschinerie.

Sich z. B. jeden Tag 5-10 Minuten hinsetzen und einmal nichts machen, das wäre schon ein Anfang. Nein, auch nicht lesen, die Bücherrücken des ersten Regals rechts zählen oder Geräusche aus der Nachbarswohnung deuten! Nichts machen, einfach nur sitzen oder liegen. UND nichts denken. Gar nichts nämlich, das Gehirn leer sein lassen, Pause, aus! Im Prinzip sollte eigentlich nichts einfacher sein als das, denn was kann schon so schwer daran sein, nichts zu tun und nichts zu denken. Den ganzen lieben langen Tag ist man doch recht häufig der Meinung, dass man mit all den gestellten Aufgaben überfordert ist, also müsste das Gegenteil davon recht einfach sein. Mitnichten. Schon allein das Nichts-machen ist für viele von uns ein Ding der Unmöglichkeit, aber das Nichts-denken ist nicht einmal denkbar. Man kann es allerdings lernen, beides, indem man es immer wieder übt. Jetzt stellt sich natürlich die berechtigte Frage, warum man das machen sollte, Gehirne sind schließlich zum Denken da, Körper zum Sich-bewegen. Der Grund liegt auf der Hand; wer ständig am Schaffen ist, körperlich und geistig, sollte seinem Selbst (was auch immer das ist) hie und da Pause gönnen. Sonst droht irgendwann totale Überlastung, purer Stress oder gar Burn-out. Gerade bei derart leistungsorientierten Menschen wie Ausdauersportlern wird das Training oft nicht mehr als Ventil zum Druckabbau verwendet, sondern wird zum Stressfaktor selbst. 10 Minuten pro Tag Nichtstun und -denken kann helfen, ein wenig zu entschleunigen und Kraft zu tanken für das noch verbleibende Leben, das anstrengend genug sein wird!

Christian Kleber (MAS)

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