MaxFun Sports Laufsport Magazin

Laufstil-Analyse

27.06.2010, 12:00:00
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Was wird bei diversen Ausdauersport-Seminaren angeboten? Laufseminare können vor allem eines erreichen; Bewusstseinsmachung!

Vorträge, Diskussionsrunden, Trainingseinheiten, Trainingsanalysen, Leistungstests, Trainingsplanungen, Fehleranalysen, Fußanalysen, Körpervermessungen, Laufstil-Analysen, etc. (dieses "etc." hängt vom jeweiligen Thema des Seminars ab). Prinzipiell sind all diese Dinge wertvoll, so sie von Fachleuten vorgetragen, kommuniziert, durchgeführt oder hinübergebracht werden. Und hier hakt es zum ersten und letzten Mal.

Eine Laufstil-Analyse beispielsweise kann durchaus sinnvoll sein; wichtig wäre hierbei nur, dass sie von verschiedenen Leuten durchgeführt wird; da sollte einmal - klarerweise - ein sehr lauferfahrener Sportwissenschaftler/Trainer sein. Dann ein laufbegeisterter und verständnisvoller Orthopäde. Verständnisvoll dahingehend, als dass er erkannt haben muss, dass allen LäuferInnen ein gewisses Trainings-Suchpotential innewohnt, das befriedigt werden sollte, sonst ist PatientIn todunglücklich. Wer also irgendwie dahinschlurft, dauernd verletzt ist, sollte besser niemals konservativ eingestellte Ärzte aufsuchen, diese raten sonst eventuell zur äußerst verpönten Laufpause, die IMMER einhergeht mit Gewichtszunahme, Formverlust und depressiven Anfällen…Und last but not least sollte ein Biomechaniker, der eine Koryphäe auf seinem Gebiet sein sollte, bei der Analyse dabei sein. Dass dieses Seminar ein Heidengeld kosten wird, liegt auf der Hand. Dass es alle drei Berufsgruppen in einer Person kaum geben wird, ebenfalls. Und wenn, dann wird´s gleich teuer, wenn nicht teurer.

Bei der Laufstil-Analyse wird ermittelt, ob man ökonomisch läuft (tun nur Haile Gebrselassie und zwei mittelgroße Antilopen in der Savanne), ob man nach innen knickt, nach außen, gar nicht, ob man Vorfuß-, Mittelfuß- oder FersenläuferIn ist, usw. Im Idealfall darf man so weiterlaufen wie bisher (aber nur die drei ebengenannten). Alle anderen bekommen den "idealen" Laufschuh verschrieben, Einlagen, müssen Fußgymnastik, neue Stretchingübungen, Rumpfmuskulatur-Kräftigungsübungen und dergleichen machen.

Den "idealen" Laufschuh allerdings gibt es bis heute nicht, neueste und gar nicht mehr so neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass wir jahrelang mit dem aber auch schon völlig verkehrtesten Material gelaufen sein sollen. Der Forschungstrend geht wieder komplett weg von Dämpfung hin zu Null-Dämpfung, weil die Fußmuskulatur arbeiten soll. Es kommt eben immer ganz darauf an, welchen WissenschaftlerInnen man glaubt. Faktum ist, dass der menschliche Körper eher fürs stunden-/tagelange Wandern geschaffen, weil genetisch so disponiert ist. Nachdem sich dies aber kaum jemand leisten kann in einer sich immer schneller drehenden Welt, muss auch immer schneller und gehetzter gelaufen werden; daher die vielen Laufverletzungen.

Laufseminare können hier vor allem eines erreichen; Bewusstseinsmachung! Man beschäftigt sich mit zahlreichen Themen rund um das Laufen, das körperliche Training, und wenn man Glück hat und die Chemie zwischen wissenden Vortragenden und einem selbst passt, wird man möglichst viel Nutzen daraus ziehen können. Überdies wird man draufkommen, dass man viel zu wenig Zeit hat für die vielen zusätzlichen Dinge, die man machen muss, wenn man LäuferIn ist, man wird sich fußgymnastische Übungen, Rumpfmuskeltraining, Stretching und dergleichen fix vornehmen, zu Hause wird man sie - alleine - kein einziges Mal machen, aber immerhin weiß man, wie sie gehen. Bis zum nächsten Seminar, da gehen sie dann anders, weil der "neueste Stand der Wissenschaft" ein anderer sein wird. Trotzdem weiterhin viel Spaß beim Kilometerrunterklopfen!

Christian Kleber (MAS)

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