MaxFun Sports Laufsport Magazin
Training am Limit
Egal, ob man Maria Keitany heißt und sich auf den Marathon-Weltrekord vorbereitet oder Hans Müller und sich in der Präparation auf eine neue persönliche Bestzeit über 5000m befindet. Zielgerichtetes, leistungsorientiertes Training ist oft eine Gratwanderung. Machst du zu wenig, gibt es keinerlei Verbesserung, machst du zu viel, endet das Ganze nicht selten in einer Verletzung, die dich in eine komplette Laufpause zwingt. Wie aber weiß man, wo genau diese Grenzen zu ziehen sind?
Es fängt ja schon damit an, dass man nicht (genau) erraten kann, wann der nächstmögliche Idealzeitpunkt für die nächste Belastung ist. Das Prinzip Superkompensation mag hinlänglich bekannt sein, bloß damit wirklich anfangen können die wenigsten Individuen etwas. Doch es ist für den einen immens wichtig, nach harten Intervallen mindestens drei lockere Tage einzustreuen, der nächsten reichen 24 Stunden. Der eine kommt mit etwa drei Belastungen pro Woche gerade mal so über die Runden, die andere verträgt derer maximal zwei, dann ist der Ofen aus.
Individuelle Trainingspläne
Einfach ist die Sache nicht, meine Damen und Herren AusdauersportlerInnen, daher greifen Trainingspläne von der Stange so selten, die meisten muss man optimieren, verändern und individuell anpassen. Wer einen persönlichen Trainer hat, sollte immer das Gespräch suchen – geht noch was oder ist Zeit für Regeneration/GA-I-Einheiten? Einfühlsame, erfahrene Experten können so das Optimum herausholen, vorausgesetzt, ihre Schützlinge tun auch wirklich das, was ihnen geraten wird.
Und gehen in der Laufpausenwoche nicht stattdessen 600km Rad fahren, „eh nur locker, aber ich hab ihm nur von 200km erzählt, sonst dreht er wahrscheinlich durch“. Ja, zu Recht würde er durchdrehen, denn 600km Rad, auch wenn sie im GA-I-Bereich absolviert werden, kann man nicht „Pause“ nennen, auch wenn der Coach von „Laufpause“, nicht generell von „Bewegungspause“ gesprochen hat.
Wer keinen Trainer hat, steht auch nicht vor dem Dilemma, selbigen gegebenenfalls anlügen zu müssen. Man hat aber auch keine Möglichkeit auf Feedback von einem Zweiten. Also muss das eigene Körperfeeling herhalten. Fühlt man sich nach einem langen Dauerlauf sehr müde, sollte man kürzer treten, auch wenn ein weiterer 15er oder am Folgetag ein hartes Intervall auf dem Programm stehen. Zwickt und zwackt es da und dort, muss man selbst entscheiden, ob man rausgeht oder nicht. Schwierig allemal, da es bei den meisten Läufern bald und schnell ein wenig rattert und knackst.
Wo ziehst du die Grenze?
Ähnlich wie beim Training selbst steht man oft vor Entscheidungen, die zwar richtungsweisend sind, von denen aber niemand jemals wissen wird, ob sie richtig waren oder nicht. Weil der jeweils andere Weg unter exakt den gleichen Bedingungen und in der gleichen Situation nie gegangen werden kann/konnte, weil ja eben dem anderen Pfade nachgegangen wurde.
Hobbyläufer, die tagtäglich um vier in der Früh aufstehen, damit sich der eineinhalbstündige Lauf plus Vor- und Nachbereitung ausgeht vor Arbeit, Familie und Freunden, sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Limit. Genauso wie Spitzenläufer, die dreimal täglich ihre Runden drehen und sämtliche Zusatzgeräusche mitnehmen (müssen).
Was anstrengender ist, kann nicht gesagt werden. Fakt ist, dass sowohl die vierfache Mutter mit Marathonambitionen als auch Eliud Kipchoge ziemlich am Limit sein werden, was ihre Gesamtverträglichkeit bezüglich ihres Trainings betrifft. Fakt ist aber auch, dass sich alle, die im Wettkampf an ihre Grenzen gehen sich quälen müssen. Ganz egal, ob sie 2Min51s oder 6Min20s Schnitt laufen. Ebenso Fakt ist, dass Grenzen in der Vergangenheit immer weiter verschoben wurden. Was so viel bedeuten mag, dass jedes Individuum in seinem eigenen Rahmen selbige so lange verschieben kann, bis er sein individuelles Maximum erreicht hat. Wo das liegt, muss man selbst herausfinden. Wissen wird man es erst nachher, wenn man zurückblickt auf das Leben am Limit.
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