MaxFun Sports Laufsport Magazin
Sport als Medizin
Vor 150 Jahren bewegte sich der Mensch noch etwa knapp 19 km pro Tag. Heute sind es bei vielen leider nur noch wenige hunderte Meter am Tag. Für die Laufenden unter uns eigentlich überhaupt nicht vorstellbar, selbst nach einem erfolgreichen Marathon oder Ironman gehen die meisten von uns noch am Tag des Wettkampfes selbst mehr, schon allein der Weg in die Wechselzone oder zur uns nach Hause bringenden Bahn ist länger. Man stelle sich das einmal vor: 300 bis 500 m, mehr nicht, einfach unglaublich.
Klar, die meisten sind motorisiert oder fahren öffentlich quasi bis vor die Bürotür, dort sitzen sie acht lange Stunden vor dem Computer, nicht einmal in der Mittagspause steht man auf, weil der Pizzabote mehr oder weniger direkt zum Munde liefert. Aufgrund der permanenten Inaktivität ist der Stoffwechsel so heruntergefahren, dass man nicht einmal mehr aufs Klo muss. Das sollte uns schon zu denken geben. In welches Messer rennt diese Menschheit? Wir sind nicht dafür geschaffen, keinerlei Bewegung zu machen, unsere Genetik verlangt gänzlich anderes. Zu sehen bei der Volkskrankheit Nummer 1 – bedingt eben durch Bewegungslosigkeit und Fehlernährung - die Fettleibigkeit, die bis zum Herzinfarkt und im schlimmsten Fall auch zum Tode führen kann.
Ein gewisses Maß an Bewegung darf/soll/muss es also sein. Die WHO empfiehlt seit Jahrzehnten ein dreimaliges, mindestens halbstündiges, moderates Ausdauertraining/Woche, kombiniert mit jeweils einem kleinen Kräftigungs-/Dehnungs- und Beweglichkeitsprogramm. Zusätzlich dazu sollte man so oft es geht auf „künstliche Fortbewegung“ verzichten und per pedes unterwegs sein, insgesamt kämen so wenigstens 150 Min Bewegung/Woche zusammen. Wer weniger als diese 150 Min Bewegung macht, hat zum Beispiel ein viermal so hohes Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Wie genau diese Zahlen zustande kommen, bleibt nach wie vor ein Rätsel, denn wer im Schnitt 149 Min/Woche herumturnt, ist unter der „150-Min-Schallmauer“ und dann schon 4x so häufig gefährdet? Wie dem auch sein, Faktum ist, dass Bewegung gesund ist, oder?
Männer besonders gefährdet
Nicht ganz, denn wer sehr viel trainiert, läuft (im wahrsten Sinne) Gefahr, sein Herz dauerhaft zu schädigen. Eine Studie an 54 Männern und 29 Frauen, die im Amateurtriathlon-Bereich zu Hause sind (oder waren.), belegt, dass wenigstens das vermeintlich stärkere Geschlecht ab 10 Stunden Training pro Woche (das teilweise recht intensiv ist/war) durchaus mit Herzproblemen herumlaboriert. 17% der männlichen Studienteilnehmer wiesen winzige Vernarbungen im Herzmuskel auf – ohne davon zu wissen. Bei den teilnehmenden Damen wurde nichts dergleichen gefunden, worauf dies zurückzuführen ist, weiß man nicht. Was mit den männlichen Studienteilnehmern geschehen ist, ob die nach wie vor trainieren, weiß man übrigens auch nicht. Was der ambitionierte männliche Ausdauersportler nun mit diesen Zahlen anfängt, bleibt ihm überlassen, die meisten hoffen seit der Veröffentlichung, zu den anderen 83% zu gehören.
Faktum ist wohl: körperliches Training ist gut, zu viel (und zu intensiv) nicht, zumindest dann nicht, wenn man sich nicht in regelmäßigen Abständen medizinisch durchchecken lässt. Ein Belastungs-EKG und ein Herz-Ultraschall können zwar keine 100%-ige Sicherheit geben, in Absprache mit dem sporterfahrenen Arzt aber doch eine relativ große Sicherheit. Fakt ist wohl auch: wer krank ist, sollte nicht trainieren, die Gefahr einer Schädigung des Herzmuskels (Herzmuskel-Entzündung) ist gegeben. Es ist völlig unsinnig – als Hobbysportler – aufgrund falschen Ehrgeizes („sonst verliere ich meine ganze Form“) kränklich/krank weiter zu trainieren und sich dadurch vielleicht sein ganzes Leben zu ruinieren.
Sport und Bewegung als „Medizin der Wahl“?
Ja, aber intelligent eingesetzt. Zehn Halsweh-Pillen auf einmal wirken auch nicht mehr als eine, zwanzig Orangen auf einmal sind genauso schwachsinnig wie fünfzehn Liter Wasser auf einmal – niemand wird allerdings bestreiten, dass Orangen oder Wasser ungesund wären – auf das Maß kommt es an.
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