MaxFun Sports Laufsport Magazin
Sinnhaftigkeit der Saisonpause
Die meisten AusdauersportlerInnen machen am Saisonende eine mehr oder weniger lange Trainings- und natürlich Wettkampfpause, die sie mehr oder weniger unterschiedlich gestalten. Die einen machen überhaupt nichts, die anderen nehmen an Yogakursen teil, die wieder anderen gehen statt Rennradfahren Mountainbiken. Wie sinnvoll ist eine solche Pause, ist sie überhaupt sinnvoll? Diese Frage hatte sich der Autor dieser Zeilen in den letzten Wochen sehr oft gestellt, hier seine Gedanken dazu.
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass alles individuell zu betrachten ist. Eine Läuferin, die gerade mal vor drei Wochen mit ihrem Training begonnen hat, muss nicht jetzt schon wieder, weil es draußen regnet, schneit oder stürmt und weil der November ins Land gezogen ist, vier Wochen Lauf- oder generell Trainingspause machen. Ein Ironmanprofi, der gerade auf Hawaii seinen zweiten Weltmeistertitel geholt und davor eine ausgesprochen trainingsintensive Saison gehabt hat (wie übrigens auch davor und davor) wird diese „ruhigste Zeit des Jahres“ durchaus anders gestalten, wenngleich wir hier wahrscheinlich nie genau erfahren werden, wie Herr Lange das eigentlich so praktiziert. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Training der SpitzenathletInnen.
Pause für den Kopf
Faktum ist aber sicher, dass zumindest unser Kopf eine Pause, ein Runterkommen vom Trainings- und Wettkampfalltag benötigt. Nur wer „da oben“ mit vollen Batterien und Akkus an den neuerlichen Start gehen kann, wird auch Außergewöhnliches leisten können. Aber da gibt es eben auch noch die Gegenstimmen, die ganz vehement fordern, solche absoluten Trainingspausen zu überdenken. Weil die Mitochondrien (das sind die Kraftwerke in den Zellen, in denen auf aerobem Wege Energie so verstoffwechselt werden kann, dass daraus Bewegung wird) sonst rapide weniger würden, Mitochondrien, die man sich so mühsam über all die Monate in den Grundlageneinheiten aufgebaut hat. Da stellt sich aber die Frage, wie man denn eigentlich nachgemessen hat (beispielsweise in den Zellen der hinteren Oberschenkelmuskulatur), wie hoch die Mitochondriendichte dort vor und nach einer GA-I-Trainingsintervention (z. B. über die Dauer eines gesamten Trainingsjahres) ist/war, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass jedes einzelne Mitochondrium eine ziemlich begrenzte Lebensdauer hat. Und dass diese kleinen Dinger ziemlich unterschiedlich aussehen und im Hinblick darauf, dass es doch nur Sinn machen würde, solche Studien mit sehr guten AthletInnen (und nicht mit irgendwelchen „Fitnessbegeisterten“, wie dies meist der Fall ist) durchzuführen.
Also in der „Pause“ (die dann ja gar keine mehr ist) Alternativsport satt? Rad oder Ergo fahren statt Laufen? Für das Herz-Kreislauf-System mag das sicher gut sein, aber nachdem z. B. beim Rad fahren andere Muskeln beansprucht werden (natürlich überschneiden sich die Beanspruchungen auch) als beim Laufen, muss man davon ausgehen, dass durch andere, alternative Bewegungsformen auch andere Muskelgruppen vermehrt mit Mitochondrien „befüllt“ werden, was wiederum für das Laufen wenig Sinn machen würde. Interessant wäre es, würde man sozusagen auf einem Bildschirm mitverfolgen können, was durch Training (auch währenddessen, aber für unser heutiges Thema wäre klarerweise die nachfolgende Regenerationsphase interessanter) in jeder einzelnen Muskelzelle geschieht. Denn selbst wenn WissenschaftlerInnen etwa das „mitochondriale Verhalten“ in einer oder in einigen Muskelzellen beobachtet und „nachgezählt“ haben, heißt das noch lange nicht, dass sich Ähnliches in allen anderen, relevanten Muskelzellen auch abspielt.
Conclusio aus diesen Überlegungen?
Jede einzelne Sportlerin, jeder einzelne Sportler muss für sich selbst herausfinden, ob sie/er eine Pause benötigt oder nicht, und wenn ja, wie sie/er diese Pause gestaltet. Prinzipiell haben alle Menschen von Haus aus ein recht gutes Gefühl für ihre Körper, die sie durch Training „besser“ machen möchten. Es ist wohl an der Zeit, dass wir wieder ein wenig mehr auf uns selbst hören, indem wir in uns hinein fühlen. Wer gerade einen Marathon voll gelaufen ist, spürt ohnehin, dass er ein paar Tage/Wochen Ruhe geben muss, Mitochondrienanzahl hin oder her. Wer das ganze Jahr über mehr oder weniger nichts trainiert hat, braucht auch keine Pause.
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