MaxFun Sports Laufsport Magazin
Wenn aus zwei EINS wird - SWIMRUN
Laufend im Neoprenanzug und schwimmend mit Laufschuhen von einem Punkt zum anderen – immer geradeaus, quer durch die Landschaft: das ist Swimrun. Die in Schweden vor über einem Jahrzehnt aus einer Wette entstandene Disziplin erobert derzeit weltweit die Ausdauersportszene. Wir haben in diesen Bewerb hineingeschnuppert und am Sprintbewerb des ÖtillÖ 1000 Lakes in Brandenburg / Deutschland teilgenommen
Was ist ein Swimrun?
Ziel ist es abwechselnd laufend und schwimmend möglichst schnell von einem Punkt zum nächsten zu kommen. Angetreten wird ausschließlich in Zweierteams, entweder als Frauen-, Männer- oder Mixed Team. Gemeinsam – häufig durch ein drei Meter Seil verbunden, laufen sie abwechselnd auf natürlichen Wegen und schwimmen im offenen Wasser. Um keine Zeit zu verlieren, behalten sie beim Trailrunning den Neoprenanzug und beim Schwimmen die Laufschuhe an.
Die unterschiedlichsten Hilfsmittel wie Paddles und Pullbuoys sind erlaubt. Einige Ausrüstungsgegenstände wurden in den vergangenen Jahren speziell auf die Bedürfnisse der Swimrunners abgestimmt – wie etwa der HEAD Swimsuit mit Innentaschen für Erste Hilfe Packs, und einem zusätzlichen Zipp auf der Anzugvorderseite.
Eine standardisierte Distanz gibt es nicht – auch keine Vorgaben für Höhenmeter oder Aufsplitterung der Lauf-Schwimmdistanz. Veranstalter legen viel eher Wert auf eine reizvolle und zugleich herausfordernde Umgebung.
Die junge Ausdauersportart Swimrun entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer populären Disziplin. 2017 wurden weltweit zirka 450 Swimrun-Veranstaltungen abgehalten, allein 100 davon in Schweden. Was wiederum die Dominanz der Schwedischen Sportler erklärt.
Woher kommt die Swimrun Idee?
Der Swimrun entstand – wie so viele Sportevents – aus einer Trinkwette. 2002 wollte der schwedische Hotelier Anders Malm seine drei Freunde herausfordern: wer als erstes 2er Team rund um die schwedische Insel – mit 4 Stops an vordefinierten Bars – kommt, wird von den Verlierern eingeladen. Am nächsten Morgen starteten sie los… und brauchten für ihr Unterfangen satte 24 Stunden. Zum Feiern war ihnen danach nicht mehr. Es dürfte ihnen trotzdem gefallen haben und so versuchten sie es ein Jahr später nochmals. Vier Jahre lang probierten sie, ehe sie daraus einen öffentlichen Event kreierten. In den ersten Jahren mit gerade einmal 11 Teams, von denen es nur jeweils zwei ins Ziel schafften.
Was ist ÖtillÖ?
Unter den Swimrunnern besonders beliebt und begehrt ist die ÖtillÖ Rennserie. „Ö TILL Ö“ ist Schwedisch und bedeutet „Von Insel zu Insel“. Wer bei einem der aktuell fünf (ab 2018 sechs) Qualifikationsrennen unter den Top 3 landet, qualifiziert sich für die Weltmeisterschaften, die alljährlich am ersten September Wochenende an der Geburtsstätte, im Stockholmer Schärengarten, stattfinden. Die ÖTILLÖ Swimrun-Weltmeisterschaft gilt als eine der längsten und zugleich härtesten Eintagesrennen der Welt.
Der Schwede Mats Skott, Miterfinder der Sportart Swimrun und Rennleiter des ÖTILLÖ Swimrun: „ Im Swimrun geht es um den Spirit von Menschen, die sich gerne in der freien Natur bewegen. Es geht um den Respekt vor der Natur. Nachhaltigkeit spielt für uns eine große Rolle. Den zweiten Grund für den Erfolg des Swimruns sehe ich im Teamspirit. Bei diesem Sport geht es darum, Respekt für andere zu zeigen. Wir freuen uns darauf, diesen Spirit auch nächste Saison wieder zu erleben!“
ÖTillÖ SwimRun 1000 Lakes in Rheinsberg
An einem sonnigen Herbsttag kam die Swimrun Community zum letzten Rennen der alten Saison 2017 zusammen. Und es präsentierte sich von seiner hochkarätigsten Seite. Denn die Teams standen im Finale um den Gesamtsieg der ÖTILLÖ SWimrun World Series 2017. Gleichzeitig eröffnete diese Station die erste Qualfikationsmöglichkeit für die WM 2018.
Unsere Swimrun Novizen nahmen den Sprintbewerb über eine Gesamtlänge von 16,5 Kilometer in Angriff. 2,5 Kilometer galt es im 15° kaltem Wasser – aufgeteilt auf 5 Etappen zu absolvieren. 14 Laufkilometer waren in sieben weitere Abschnitte unterteilt.
Was bereits beim Briefing auffiel: die Community ist eingeschworen und alles läuft äußerst entspannt und herzlich ab. Am Start wurde nochmals gegenseitig Toitoitoi gewunschen und schon ging es über die ersten 1,5 Kilometer im Laufschritt.
Der unvermeidlich erste Sprung ins kalte Nass war hart – die ersten 800 Schwimmmeter eine Qual – vor allem wenn man die „erfrischenden“ Temperaturen nicht gewohnt war. Der Ausstieg aus dem Wasser fühlte sich wie eine Erlösung an und die ersten Laufschritte wie ein Persilschein für die erhoffte Erwärmung.
Es dauerte zwei Etappen, um sich an das gesamte Ein- und Ausstiegsprozedere zu gewöhnen. Spätesten beim dritten Sprung ins Wasser lief alles automatisch und der Genuss kam endgültig zum Tragen. Als schlussendlich das Schloss Rheinsberg am anderen Ufer sichtbar wurde, kehrte fast so etwas wie Traurigkeit ein, weil es eigentlich schon wieder vorbei war.
Der Zieleinlauf war herzlich – fast überwältigend. Gleich, ob Erster oder Letzter - die beiden SwimRun Bosse standen an der Ziellinie und begrüßen jedes einzelne Athletenteam mit Handschlag und Umarmung.
In 1:41:53 waren die Tagesschnellsten, das schwedische Herren Team Johann Carlsson und Joakim Brunzell ,fertig. Beachtlich die Leistung der beiden dahinter folgenden Teams: Michelle Nyström und ihr Partner Erik Fridolf – ebenfalls aus Schweden – kamen mit 1:43:11 auf Rang 2 der Gesamtwertung, das reine Damenteam Ulrika Eriksson (SWE) und Helena Sivetsson (SWE) in unglaublich starken 1:44:55.
Nicht nur die Schnellsten wollen auf die nächste Stufe - fast alle Teilnehmer begannen im Zielauslauf zu diskutieren, wo es denn als nächstes hingehen soll, und ob sie nicht doch die lange Distanz wagen sollten.
Lange Distanz?
Diese stand am nächsten Tag auf dem Programm. Kein Problem für die 234 Athleten aus 26 Nationen, die sich der 41,3 km langen Strecke stellten. Insgesamt hatten sie 7,5 km Schwimmpassagen in zehn Seen sowie 33,8 km Laufabschnitte zu absolvieren. Nach 4:27:02 Stunden überquerten das Schwedische Herren Team Pontus Lindberg und George Bjälkemo als Erste die Ziellinie. Ihre Landsfrauen Ulrika Eriksson und Helena Sivertsson siegten in einer Zeit von 4:56:19 Stunden.
So viel steht fest: Swimruns sind herausfordernd und faszinierend zugleich – und haben eine hohen „Suchtfaktor“. Ausprobieren zahlt sich aus.
Alle Bewerbe der ÖTILLÖ Swimrun World Series gibt es unter folgendem Link:
Link: otilloswimrun.com