MaxFun Sports Laufsport Magazin
Trainingslager in Kenia
Man hört es immer wieder, dass Spitzenathleten - wie z.B. zzt. Christian Pflügl - in Kenia, Äthiopien oder auch in St. Moritz auf Trainingslager sind. Man selbst ist eher auf Malle, in Norditalien oder bestenfalls auf einer der kanarischen Inseln zu finden. Was hat es nun auf sich mit denen, die auf Trainingslager gehen und speziell mit denen, die z. B. auf der Hochebene Kenias ihr Glück suchen?
Zum einen sei einmal ganz klar gesagt, dass mehr oder weniger alle Urlaube eines Ausdauersportlers Trainingslager-Charakter haben. Ob es sich nun um den Winterurlaub, der quasi sofort zur Langlauforgie wird, handelt, oder um die Sommerfrische in Norditalien, wo man sich das Schwimmbecken mit dem ortsansässigen Olympiateam teilt und sonst auf den Straßen und Wegen zu finden ist, per Rad und per pedes. Und das ist auch gut so, was sonst sollte man im Urlaub auch machen? Und wann sonst hat man auch genügend Zeit zum Regenerieren? Eben…
Aber natürlich macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man z. B. etwas außerhalb von Palma auf Malle trainiert oder etwa in Iten in Kenia. Der Unterschied liegt – richtig – in der Höhe über dem Meeresspiegel. Die Hauptstadt Malles liegt auf Meeresspiegelniveau, und selbst wenn man täglich auf den Puig Major hinaufstrampelt, kommt man nicht höher als auf 1.443 m, und dort kommt man auch nicht hin, denn der Gipfel ist seit 1958 militärisches Sperrgebiet…in Iten hingegen befindet man sich ständig auf 2.400 m über dem Meeresspiegel. Was zum einen bedeutet, dass man sein Training anpassen muss (also langsamer und bedächtiger trainieren), damit zum anderen der Körper sich ideal anpassen kann. Außerdem findet man – wenn man Glück hat – genügend starke Konkurrenz im afrikanischen Land mit Hauptstadt Nairobi. Die Hahner-Sisters oder auch Mo Farah sollten dem europäischen Durchschnitts-Vier-Stundenläufer nun doch Anreiz genug sein, ein paar flottere Tausender auf die Aschenbahn zu knallen…
Spaß beiseite, der Breitensportler ist eher selten zu finden auf Kenias Laufbahnen, auf denen teilweise weit unter 3:00/km gelaufen wird. Spitzenathleten trainieren aus mehreren Gründen gerne auf Kenias Hochebene. Erstens eben deshalb, weil dort der Höhentrainingseffekt zu Tage tritt. Zurück auf „normalem“ Meeresspiegelniveau können dann aufgrund diverser körperlicher Anpassungen bessere Leistungen erbracht werden. Zweitens natürlich deshalb, weil in Gegenden, in denen Weltklasseathleten laufen, die Motivation für sehr ambitionierte Leistungssportler wesentlich größer ist. Vergleichbar etwa damit, wenn man auf Mallorca um die Weihnachtszeit von einem Mountainbike-Profiteam auf – richtig – Mountainbikes überholt wird und man sich dieser Gruppe für eine Weile anschließt. Oder etwa beim Anstieg zum Soller einen sehr locker fahrenden Thomas Hellriegel – seines Zeichens einstiger Hawaii-Sieger – einholt und sich diesen aus lauter Ehrfurcht nicht überholen getraut…
Warum Läufer aus Afrika meist so überlegen sind, wird auch schnell klar. Erstens müssen sie oft schon im Kindesalter in die Schule und wieder zurück nach Hause laufen – man erinnere sich an Haile G. Zweitens winken denjenigen, die „es“ in Europa schaffen, rosigere „Zukünfte“. Drittens gibt es aber gar keine „rosige Läuferzukunft“, wenn man „nur“ 28 Minuten auf 10 km schafft, die Konkurrenzsituation lässt sich vielleicht vergleichen mit Österreichs Skikonkurrenzsituation. Nur dass etwa in Kenia etwas mehr als 38 Mio. Menschen leben. Und dass die, die „nur“ 28 Min am Zehner stehen haben, leider keine Laufschule (analog zur Skischule in Ö.) aufmachen können…in diesem Sinne – auf nach Kenia!
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Foto: Christian Pflügl (aktuell aus Kenia)