MaxFun Sports Laufsport Magazin
Macht zuviel Sport einsam?
Wieder mal abgeblitzt bei der Tante. So ein Mist. Dabei hat alles so gut ausgesehen am Anfang. Nette Bar, nette Getränke, nettes Gespräch, aber irgendwie zu früh dort gewesen. So gegen zehn die ersten Müdigkeitserscheinungen, dann, um halb elf das Gespräch so mir nichts, dir nichts abgeflaut, ein anderer steht plötzlich gar nicht so unweit, klinkt sich ein ins Parlieren, Tante dreht sich um, man glaubt kurz an eine ebenso kurze Pause, Tante verschwindet mit anderem Onkel, man selbst ohnehin müde vom Training heute, prophylaktisch aber auch schon vom Training morgen. Und verlässt die Bar alleine. Wieder mal.
Oder aber so: Fünfzehn Jahre verheiratet gewesen, dann hat sie genug gehabt von einem. Nur noch Sport soll man im Kopf gehabt haben, für ihre neuen Hobbys, die Klangschalentherapie und das Bäume-Umarmen, hat man sich angeblich zu wenig interessiert. Zwei Kinder, um die sich jetzt ihr „Neuer“ kümmert, man selbst lebt kurzzeitig wieder bei Muttern, schließlich findet man ein kleines Eigenheim und bleibt allein. Weil man genug hat.
Oder, weil man über die Jahre hinweg vielleicht doch ein wenig sportsüchtig geworden ist. Kilometer um Kilometer frisst man – nicht in sich hinein – aber alles andere. Kummer, Angst vor dem Versagen, Angst vor dem Altern, Angst vor dem Alleinsein, das frisst man in sich hinein. Und daher lautet die Devise: Trainingsstunde um Trainingsstunde, denn wer körperlich leidet, kann den Rest bis zu einem gewissen Grad ausblenden.
Sind es nicht mindestens fünfzehn Trainingswochenstunden Ausdauer plus die obligatorischen drei Kräftigungseinheiten dazu, ist man es nicht.
Wirklich glücklich ist man erst, wenn man zwanzig Stunden schafft, man fährt häufig auf Urlaub, und dieser gestaltet sich immer wie ein Trainingslager. Wenigstens dort kommt man auf 15 Schwimm-, 600 Rad- und 100 Laufkilometer.
So oder so ähnlich geht es vielen – wer nicht bereits im Jugendalter professionell trainiert und später zu den „Echten“ gehört hat, flüchtet sich oft spätestens mit Beginn der Midlife-Crisis in irgendeine Art der Selbstfindung. Die bei gar nicht so wenigen in der Sportsucht endet. Sozial mehr oder weniger verarmt – die einzigen Kontakte „nach außen“ findet man bei Trainings- und Wettkampfgenossen – fristet man sein Dasein. Man definiert sich ausschließlich über seine sportlichen Erfolge, wenn´s dort nicht so läuft, ist man schwer depressiv.
Nicht wenige verlieren neben dem Partner auch die Arbeit, denn welcher Chef ist schon damit einverstanden, wenn der Angestellte nichts anderes mehr im Kopf hat als sein Training?
Prinzipiell ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn jeder Beteiligte einer Partnerschaft einem Hobby nachgeht. Wenn dieses aber zu dominant, zu groß wird, ist nicht selten zu beobachten, dass – vielleicht auch noch bei aller Liebe – der „sports-not-addicted-one“ das Handtuch wirft und geht.
Dann bleiben dem Sportsüchtigen eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder er ordnet seinem Tun alles unter – bis an sein Lebensende – und bleibt alleine – oder er findet einen Partner, der die gleichen Trainings- und Wettkampfangewohnheiten hat – und wird im besten Falle auch noch glücklich mit ihm.
Eines dürfte aber klar sein: Wenn sich in einer Partnerschaft nur einer extremem (Ausdauer-)Training hingibt und der andere stets nur zusieht und eventuell auch noch betreut, geht das in den meisten Fällen schief. Weil ein Ungleichgewicht vorherrscht. In diesem Sinne sollte man – so man nicht zu den Spitzenprofis einer Sportart zählt – alles ein wenig lockerer sehen. Und sogar Spitzenprofis schaffen das.
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