DATEV Challenge Roth 2015

Stellen Sie sich einen Marathon vor, in dem die beste Dame 2h44Min rennt. Nicht schlecht, würden Sie sagen, aber auch nicht überragend. Jetzt stellen Sie sich aber zusätzlich dazu vor, diese Dame wäre davor 3,8 km nicht unbedingt langsam geschwommen und satte 180 km unmittelbar vor dem Marathon Rad gefahren. Und hätte insgesamt 8h18Min und 13s dafür benötigt, was Weltbestzeit bedeutet hätte über die Ironman-Distanz. Chrissie Wellington ist diese Wahnsinnsleistung im Jahre 2011 in Roth gelungen.

Dass die 24.000 Einwohner zählende Stadt in Mittelfranken immer schon für ihre pfeilschnelle Langdistanzstrecke bekannt war, weiß man aber nicht erst seit dieser Ausnahmeleistung (die Britin war übrigens im Jahr davor nicht wesentlich langsamer), Lothar Leder beispielsweise war der erste Mensch, der die 8-h-Marke knacken konnte. 1996 knallte er in Roth nach 7h57Min und 21s über die Ziellinie, 1997 stellte Luc van Lierde mit 7h50Min27s eine Weltbestzeit, die bis ins Jahr 2011 halten sollte, auf. Wobei er den Marathon damals in sage und schreibe 2h36Min zurücklegte, die letzten 10km überhaupt in 34 Min, um das legendäre Duell gegen Jürgen Zäck für sich entscheiden zu können.

Oder denken Sie an Andreas Raelert, der im Jahr 2011 mit 7h41Min die bis heute gültige, sagenhafte, phänomenale und schier unglaubliche Weltbestzeit bei den Männern aufstellen konnte. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Doch gibt es natürlich auch noch andere, wichtige Details zu dem Rennen am 12. Juli 2015, das ab 6Uhr30 starten wird. Für Weltklasse-Stimmung ist wie jedes Jahr gesorgt, erstens einmal sind die Zuschauer Weltklasse, am Solarer Berg, dem „Alpe d´Huez“ der DATEV Challenge Roth, steht man heuer angeblich bereits in Zehnerreihen, um die vorbeifliegenden Athleten bewundern und anfeuern zu können. Oder nehmen Sie den Zieleinlauf am Rother Festplatz, auf dem Rennleiter Felix Walchshöfer, der 2014 selbst „seinen“ IM finishte und von den Leders, Belinda Granger, Andreas Niedrig und Jürgen Zäck empfangen und gefeiert wurde, jeden einzelnen Teilnehmer mit offenen Armen und Freudentränen mehr als emotional empfängt.

Die 15.000,-- Euro Preisgeld für die Erste bei den Damen und den Ersten bei den Herren werden übrigens nur ausbezahlt, wenn die offiziellen Ergebnisse der Dopingkontrollen vorliegen. Und natürlich negativ sein müssen…Alle Teilnehmer, die vor dem offiziellen Zielschluss – also 15 Stunden nach dem Wettkampfbeginn - die Ziellinie überqueren, erhalten das offizielle DCR-Finisher-T-Shirt, das verdammt viel wert ist, nicht aus materieller Sicht, ganz klar, sondern aus ideeller. Roth, in der Metropolregion Nürnberg gelegen, ist übrigens einer der größten Standorte der Bundeswehr in Deutschland, die Otto-Lilienthal-Kaserne (wohl benannt nach Otto Lilienthal, der nach heutigem Wissen der erste Mensch war, der erfolgreich und wiederholbar Gleitflüge mit einem Flugzeug absolvierte) umfasst 2.800 Soldaten, ab 2019 soll hier gar die Offizierschule der Luftwaffe ausbilden. Sollten Sie als Zuseher vor Ort sein, könnten Sie, sofern Ihnen der Bewerb zu lang(weilig…das wär ja noch schöner…) wird, das Markgrafenschloss Ratibor, das im Stile der deutschen Frührenaissance erbaut wurde, besichtigen, pittoresk und beinah kitschig am Ende der Rother Hauptstraße gelegen.

Wenn Sie aktiver unterwegs sein wollen, müssen Sie verdammt schnell sein bei der Anmeldung; innerhalb weniger Minuten ab Anmeldungsöffnung sind die 2.700 Startplätze vergeben, wie bei den meisten Ironman-Veranstaltungen. Aber es muss ja nicht gleich ein „Ganzer“ sein, Sie könnten zu Beginn ja mal Vorlieb nehmen mit einer Teilnahme am alljährlich zwei Wochen vor dem IM stattfindenden Triathlon Roth (Olympische Distanz), der nicht minder gut besetzt ist (ein Chris McCormack beispielsweise konnte sich 4x in die Siegerliste eintragen). Oder mit einem „Training“ im urbanen „Nordic Walking Park“. Was auch immer; Roth ist seit 1988 Triathlon pur, mal sehen, wer heuer für Geschichtsträchtiges sorgen wird.