MaxFun Sports Laufsport Magazin
Bergablaufen
Laufen ist an und für sich sehr ungesund. Wenn man den neuesten Berichten in diversen Zeitungen Glauben schenken mag. Wer ein bisschen tiefer eindringt in die Wissensmaterie, wird bald feststellen, dass dermaßen generell gehaltene Aussagen wenig aussagekräftig sind. Man könnte beispielsweise auch sagen, dass Orangen gesund wären. Oder Schokolade ungesund. Oder Wasser gesund. Alles Quatsch, denn es kommt auf die richtige Dosierung an. Wer z. B. 20 Orangen auf einmal äße, bekäme ad hoc die allerärgsten Probleme, wer zehn Liter Wasser hinunterstürzte, eine Wasservergiftung, wer ein klitzekleines Stückchen Schokolade zu sich nähme, dem ginge es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wesentlich anders als vor dem süßen Verzehr.
Ähnlich verhält es sich mit wohl allem im Leben, so auch mit dem Laufen. Wer sein ganzes Leben lang faul auf der Couch herumgelegen ist, der wird nach einem plötzlich gelaufenen Ultramarathon über 100km eher drüben als herüben sein. Wer sein ganzes Leben lang viel gerannt ist, wird hingegen mit ein paar 10-Minuten-Trainingsläufchen nicht viel bewirken können in seinem Körper. Sie wissen also, worauf man hinaus will mit derlei Gesagtem. Und somit ist auch die Aussage, „Bergablaufen ist ungesund“, ziemlicher Käse. Wer sein Training dahingehend (oder eher –laufend) langsam und intelligent steigert, passt seinen Körper sukzessive an und läuft buchstäblich kaum Gefahr, selbigen zu überlasten.
Klar, Bergablaufen ist etwas Besonderes, zumal es sich bei dieser Form der Belastung ja um sog. exzentrische Muskelkontraktionen handelt. Wird ein Muskel auseinandergezogen, also während sich Ansatz und Ursprung des Muskels voneinander entfernen, versucht der Muskel, die Bewegung abzubremsen. Und genau diese Abbremsversuche bewirken herrlichen Muskelkater, so man diese Art der Bewegung nicht gewöhnt ist. Das ist an und für sich nichts Ungewöhnliches, es mag schon vorgekommen sein, dass sehr gut trainierte Ausdauersportler neue Bewegungen überhaupt nicht lange ausführen konnten – und seien dies „nur“ ein paar Dartswürfe gewesen, die zunächst Krämpfe und in der Folge fürchterliche Spatzen im Bizeps hervorgerufen haben…
Natürlich wirken beim schnellen Bergablaufen größere Kräfte auf Gelenke, Bänder, Sehnen oder etwa Muskeln, als dies beim Laufen in der Ebene oder gar beim Bergauflaufen der Fall ist. Dennoch hält der menschliche Körper viel aus, verdammt viel sogar. Alles eine Frage des richtigen Herantastens an die tatsächlich erforderlichen Belastungen. Die bei Wettläufen im Gelände, sog. „Trails“, die teilweise wesentlich länger als herkömmliche Marathons sind und über Stock und Stein und manchmal gar über (versicherte) Klettersteige oder überhaupt über Kletterstellen führen, gang und gäbe sind.
Was aber mit sich führt, dass man diese Art des Laufens auch richtig beherrschen sollte. Für diejenigen, die in den Bergen leben – und damit ist ausnahmsweise mal nicht der Kahlenberg gemeint – ist das Finden passender Trainingsstrecken meist nicht besonders schwierig. Natürlich tut es der Wiener Hausberg auch, zumindest, wenn man ihn öfter als einmal bergauf und wieder bergab rennt – verpackt in eine einzige Trainingseinheit wohlgemerkt. Dennoch sind die knappen 300 Höhenmeter einfach zu wenig, will man beispielsweise derartig anspruchsvolle Strecken wie den Ötscher, den Veitscher oder den Silvretta Ultra meistern. Dort geht es überall wesentlich länger am Stück bergauf, aber eben auch wieder bergab. Daher bleibt allen, die gerade bei solchen Wettläufen Erfolg haben möchten, nichts Anderes übrig, als auch – wenigstens teilweise – in den höheren Bergen zu trainieren…in diesem Sinne, train hard, win smart…
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