MaxFun Sports Laufsport Magazin
Zum Vergessen
22.02.2011, 12:00:00
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Wer Mario Matt beim WM-Slalom gesehen hat, dann, als er nach dem 2. Durchgang unten im Zielraum gestanden und gebangt hat; so viel Hoffnung und Unsicherheit und wieder Hoffnung und noch mehr Unsicherheit in seinem Blick, wer aller würde ihn noch verdrängen vom 1., später 2., dann 3. Platz (da war´s nur noch ein Anwärter, der dann auch gewonnen hat, und wie…)? Schließlich wurde es der undankbarste aller Plätze, der 4.! Und obwohl der Österreicher schon so viel gewonnen hatte in seiner Karriere, zweimal Slalom-Weltmeister ist, stand ihm - klarerweise - die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Wobei auch der 2. und der 3. Platz nicht die dankbarsten aller Plätze sind, die Sieger merkt man sich - aber wie lange eigentlich? Wen kratzt heute noch, ganz ehrlich, der Sieg im 100-m-Endlauf von 1972 in München? Wer interessiert sich noch ernsthaft für 5-fache Tour de France-Sieger aus vergangenen Tagen? Oder wo sind sie hin, die zahlreichen spitzbübischen Weltrekorde eines Sergey Bubka im Stabhochspringen? Zweifelsohne haben alle der (teilweise nicht namentlich) Genannten Sportgeschichte geschrieben. Aber wenn man sich an die goldenen Zeiten eines Karl Schranz oder einer Chris Evert Lloyd erinnert (beispielsweise an ihren zweiten Aufschlag), dann kommt so manchem Sportfreak heutzutage nur noch ein müdes Lächeln aus. Vergessen wird dabei oft, dass die Mittel und die Methoden vor Jahren ganz andere waren als heute. Überhaupt wird viel vergessen, im ganzen Leben, nicht nur im Sport. Ist auch unerlässlich, da sich die Informationen im Laufe eines Lebens dermaßen anhäufen (würden), dass man sich überhaupt nicht mehr auskennen und heraussehen würde aus dieser Akkumulation von Irgendetwassen. Dass gerade Spitzensportler damit ein Problem haben können, zeigt sich immer wieder. Eben noch im Rampenlicht gestanden, der gefeierte Held, das Idol einer ganzen Generation, schon im Abseits. Kein Mensch mehr, der einem die Stange hält, keiner mehr, der Werbeverträge abschließen möchte, keiner mehr, der zu all den Leistungen gratuliert. Längst sind andere da, viel Berühmtere, viel Schnellere, viel Bessere, die allerdings genauso schnell von der Bühne des Lichts verschwinden. Die Wenigsten schaffen es, auch später noch oben zu bleiben, als Sportreporter, Moderatoren, gefragte Werbeträger oder sonst was. Von den vielen anderen spricht - im wahrsten Sinne des Wortes - keiner mehr. Viele, die so abrutschen, sich anderen Kicks hingeben wie dem Alkohol, den Drogen oder etwaigen Süchten. Und da wird es mit einem Schlag, von einem Tag auf den anderen, egal, ob man x-mal Erster, Zweiter oder Vierter geworden ist. Die Technik, die Methoden, und damit die (auch messbaren) Leistungen werden innerhalb kürzester Zeit um so vieles besser, dass bereits die von gestern heute alt aussehen. Nur in einigen wenigen Sportarten - wie z. B. im Radsport - werden die Durchschnittsgeschwindigkeiten - etwa im Zeitfahren - nicht andauernd höher. Teilweise sogar niedriger. Ob das am immer besser werdenden Material oder den immer ausgeklügelteren Trainingsplänen liegen mag? Wie dem auch sei, auch in dieser Sportart kräht bald niemand mehr nach all den Platzierten, Normalität und Alltag holen früher oder später jeden ein. Ob das ein Trost für den diesmal "Blechernen" Mario sein kann? Wohl kaum, sonst wäre er kein guter Sportler. Aber ein fairer Verlierer dürfte er allemal sein. Christian Kleber (MAS) Link: www.MaxFun.cc |