MaxFun Sports Laufsport Magazin

Die Notwendigkeit des Koordinativen

03.04.2010, 12:00:00
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Die Zahl derer, die mit ihren Körpern so rein gar nichts mehr anfangen können, wird immer größer.

Im Prinzip ist es ein Trauerspiel. Beobachtet man die sich bewegenden Individuen, allerorts, so stellt man mit geschultem Auge recht schnell fest, dass kaum jemand seinen Körper wirklich unter Kontrolle hat. Auf der einen Seite sprießen zwar Wahnsinns-Akrobaten aus dem Boden, die ihre Körper scheinbar mühelos mit Salto-Mooves von Hausmauer zu Hausmauer, von Fenstersims zum Schornstein und wieder zurückhanteln können;

  • Menschen, die mit dem Kopf nach unten senkrechten Fels emporklettern können,
  • Menschen, die 100m in 46 noch was Sekunden schwimmen können,
  • Menschen die mit Skiern an den Füßen fast 250m weit fliegen können,
  • Menschen, die von Felsen springen und wie Ikarus gen Tal segeln, mit einem Affenzahn.

Kennen wir alle, bewundern wir wahrscheinlich alle. Doch klafft die Schere auseinander, immens! Die Zahl derer, die mit ihren Körpern so rein gar nichts mehr anfangen können, wird immer größer, erschreckend größer.

Und da redet man noch nicht einmal von denen, die sich „laufenderweise“ durch die Hauptallee schlurfen, äh, schleppen, dass man bei jedem Schritte befürchtet, dass sie aufgrund des wahrlich geringen Kniehubs und Anfersverhaltens zu Sturz kommen könnten; man redet auch nicht von jenen, die zwei Stöcke benötigen, um nicht auf die Seite zu kippen, nein, gar nicht. Das sind die großen Vorbilder, die zwar vielleicht noch nie von Trainingslehre und Adaptation, von Lauf-ABC und Fußgymnastik gehört haben, die sich aber bewegen, doch bewegen. Es geht um den immer größer werdenden Teil der Bevölkerung, der nur noch vor dem Computer, dem Fernseher oder sonst wo sitzt, fürs Einkaufen schon Hilfen braucht, vielleicht sogar schon unter der sog. „Schaufensterkrankheit“ leidet.

Dabei wäre alles so einfach, am Anfang des Tages! Es fängt bei den Kindern an. In einer Zeit, wo sehr viele Sprösslinge nur noch abgeschoben werden in Schulen, weil man selbst keine Zeit mehr hat/haben will, in einer Zeit, in der man sich auch am Wochenende nicht um seine Kinder kümmern will, weil es ja viel einfacher ist, sie vor den Flimmerkasten zu setzen, in einer Zeit, wo LehrerInnen (vielleicht verständlicherweise) mit eben dieser Situation überfordert sind, weil ihre Aufgaben ja ganz woanders lägen, in einer Zeit, wo die selben LehrerInnen vielleicht schon vollkommen frustriert sind, weil sie eben Aufgaben übernehmen (müssen), die sie gar nichts angehen, in einer solchen Zeit gälte es umzudenken! Selbstverständlich wäre es intelligent wieder täglich eine Turnstunde zu haben! Doch wissen Sie, was der Fall ist? Man hat in der Volksschule in Österreich höchstens zwei bis drei Turnstunden pro Woche, rechnet man das Umziehen und das Herräumen von Geräten (so dies überhaupt gemacht wird) weg, bleiben lediglich wenige Minuten, die effektiv der Bewegung der Kinder dienen. Natürlich wissen Sie das, wenn Sie Kinder haben. Aber ganz ehrlich, läuft hier nicht etwas falsch? Kinder haben einen natürlich Bewegungsdrang, der weit über den der Erwachsenen hinausgeht. Kinder sind extrem wiss- und lernbegierig, sie saugen ihnen gut und interessant vermitteltes Wissen regelrecht auf. Wenn man ihnen aber gar nicht die Möglichkeit gibt, etwa im koordinativen Bereich zu lernen, passiert das, was in den letzten Jahrzehnten bis zum dort hinaus passiert ist; die Menschen werden immer träger, unbeweglicher, sind kranker, belasten unser Gesundheitssystem und unsere Krankenkassen immer mehr, bald wird sich die Rechnung nicht mehr ausgehen, wo das endet, weiß man nicht.

Jetzt könnte man natürlich hergehen und sagen, dass ohnehin schon alles egal ist, die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Aber vergessen Sie bitte niemals, dass gerade Sie als sportliche und sportlich interessierte Menschen größte Vorbildwirkung auf Ihr Umfeld haben und dies auch ausnützen können, indem Sie anderen Menschen zum Sport verhelfen, Kindern ein gutes und sportliches Vorbild sind und Zeit mit ihnen verbringen. Sinnvoll genutzte Zeit. Es ist nie zu spät!

Christian Kleber (MAS)

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