MaxFun Sports Laufsport Magazin
Die Trostlosigkeit des Novembers
24.11.2008, 12:00:00
Foto:
Bernd Boscolo/PIXELIO |
Jedes Zeitalter geht zu Ende, und das ist gut so. Andere wollen dorthin, wo man einmal war, und man selbst will, nachdem man erkannt hat, auch woanders hin. Und dort muss wieder jemand anderer Platz machen. Das ist der Lauf des Lebens, ohne werten zu wollen oder zu können, er ist eben so. Neue Ziele müssen definiert werden, damit das Ganze einen Sinn ergibt, neue Wege gegangen werden. Die Jugend stürmt nach, man selbst wird ruhiger, überlegter, vielleicht reifer. Die Zeiten im Marathon bewegen sich vielleicht nur noch um die drei Stunden, der letzte Biss ist einfach nicht mehr da gewesen. Wie z.B. im fernen Italien letztes Wochenende, wie denn auch, bei minus 2 Grad. Oder eben doch, und man überholt seinen eigenen (Ex-)Trainer – Gratulation an dieser Stelle zu großartigen 2 h 56 an Frau Astrid. Doch zurück zum Suizid im November, oder besser zum Versuch. Natürlich ist jeder Mensch Herr seines Selbst, meist zumindest, und darf zumindest seinen Ablebetag festlegen, sofern ihm dies ein Anliegen ist. Doch möchten zwei Dinge gesagt sein; erstens bedenke man zuvor tunlichst, ob man nicht für andere, die noch hier verweilen, einen so großen Platz in deren Leben darstellt, dass Suizid Verbrechen wäre und zweitens; das Leben endet ohnehin irgendwann einmal von selbst – um seinen eigenen Tod muss man sich nicht kümmern; dem kann entgegengehalten werden, dass man gar nicht erst hätte geboren werden wollen, doch das ist unbeeinflussbar – so scheint es uns zumindest. Ich gebe zu, das Laufen in den Praterauen ist trostlos für mich in diesen Tagen, kalt, grau, vereist, laut, mit Wind, was fehlt, ist Sonne. Sie gibt uns Kraft und Herrlichkeit, sie lässt uns strahlen wie auch sie selbst zu strahlen pflegt. Sonne fehlt jetzt, genauso vielleicht wie die Ziele, die noch bis vor kurzem waren – sei es, weil die Laufsaison nun zu Ende ist, man von den Strapazen regeneriert, vielleicht sogar ein wenig faul wird, und sich gar nicht mehr vorstellen kann, überhaupt noch jemals ernsthaft seine Schuhe schnüren zu wollen – sei es, weil Träume zerplatzt sind wie Seifenblasen und jetzt vor dem Richter die Traumschlösser versteigert werden müssen; daher müssen neue Ziele her, sportliche etwa für nächstes Jahr, allein die Definition selbiger holt so manchen heraus aus seiner Novemberdepression; ein Zusatzhobby kann es sein – beispielsweise seine sportlichen Erfahrungen zu Papier bringen, andere an seinem Wissen teilhaben lassen; auf diese Weise verarbeitet man selbst sehr gut und kann Licht ins Dunkel bringen – gerade im grauen November schön. Armselig alle die, die weiter an ihren (zerplatzten) Luftschlössern hängen, nicht loslassen können, nicht erkennen, dass diese Zeit nun endgültig vorbei, zugeben, dass man Falsches, gar Unrechtes getan hat; der November, aber auch der Dezember bietet sich hierfür hervorragend an; vielleicht deshalb, weil Neujahr schon naht, und beim Weihnachtsfest zuvor Sünden in Bausch und Bogen vergeben werden, wenn nur die Vorsätze stimmen. So überlegt, Ihr SportlerInnen und auch Menschen, wie Euer Leben nun weitergehen soll – und denkt immer daran, dass es ohnehin recht bald von selber endet – lebt den Tag, auch wenn er noch so grau und vergesst vor allem das Laufen nicht! Christian Kleber (MAS) |