MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der Sinn des Lebens
Nicht nur Philosophen haben sich ihre Köpfe zermartert, um auch nur ansatzweise darüber nachdenken zu können, wo der Sinn des Lebens liegen soll. Wahrscheinlich stellt sich jeder halbwegs reflektierte Mensch im Laufe seiner Tage diese Frage, die meisten wohl öfters. Besonders oft stellen sich angeblich AusdauersportlerInnen diesem Thema. Der Grund liegt auf der Hand, sie haben Zeit, und zwar während ihrer langen, ruhigen Trainingseinheiten.
Warum macht man das?
Schwenk, Ironman Kärnten am ersten Juliwochenende in diesem bislang so heißen Sommer, die meisten erwischte „es“ irgendwo beim Radfahren oder Laufen, der Himmel öffnete seine Pforten und es schüttete dermaßen, dass ZuseherInnen nicht einmal unter riesigen Brücken, dort, wo man Verpflegestationen mit lauter Musik aufgebaut hatte, trocken blieben. Ganze Fontänen schwappten von vorbeifahrenden AutofahrerInnen über den Lendkanal und befeuchteten gar bis in die letzte Pore des ausgeliehenen Plastik-Ponchos.
Die AthletInnen taten einem leid, die Anstrengung stand allen ins Gesicht geschrieben, sogar die weltbeste Ironlady, Daniela Ryf aus der Schweiz, blickte ernst und stoisch vor sich hin; der Schuldirektor aus Wien, einst einer der besten, bemerkte beim Zieleinlauf nicht einmal seine Freunde mehr und legte sich gleich ins Zelt, wo dem Tropf eine andere Bedeutung zugeschrieben wurde als noch kurz zuvor. Sind 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad und ein Marathon am Stück nicht ohnehin schon hart genug, müssen die Wettergötter hie und da völlig verrückt spielen dazu?
Wann ist genug?
Schwenk. Sind fünf Wettkämpfe im Leben genug, reichen erst fünfhundert, müssen es 400000 Radkilometer sein, einmal zum Mond quasi, hat man die Allee satte 365 Mal zu durchqueren im Jahr, soll das Wasser bereits bei fünfzehn Grad durchpflügt werden? Oder Wettkämpfe überhaupt lassen, nur trainieren? Gar nicht trainieren, besser auf der Couch sitzen und fett werden? Reinhold Messner hat dereinst gesagt, er geht deswegen in und auf die Berge, weil sie da sind, wären sie nicht da, würde er, weil er nicht könnte, auch nicht hinauf.
Wozu sich dauernd Sinnfragen tieferer Natur stellen? Man macht einen Ironman, weil er angeboten wird, man rennt Marathon, weil er angeboten wird, man geht schwimmen, weil es sich eben anbietet. Man muss sich nicht dauernd fragen, ob man vor etwas davoneilt, nur weil man in einer (Tor)Tour in Bewegung ist. Klar dürfen es noch andere Motivationsnester sein, es soll ja sogar welche geben, die „gerne“ durch die Wälder pflügen und den Duft der Bäume und Sträucher lieben, das Gesumme der Bienen so schätzen, das Gekrabbel der Ameisen so vermissen, wenn sie wieder zurück sind in der Stadt.
Ziele verfolgen
Es soll auch welche geben, die ausschließlich deshalb trainieren, um besser, schneller zu werden, um die Olympiaqualifikation zu schaffen, um Geld zu verdienen, um sich vor anderen und damit auch vor sich selbst zu profilieren. Es soll welche geben, die das alles nur tun, um abzunehmen, sich besser zu fühlen, ihre Schuhe wieder allein binden zu können, weil die unheimliche Wampe verschwunden, um den individuellen Gesundheitszustand zu fördern. Es soll welche geben, die schlicht und einfach von A nach B kommen wollen/müssen, und hierzu bedienen sie sich einfach eines Fahrrades oder ihrer Beine, die sie überall hintragen.
Warum stellen uns NichtsportlerInnen dermaßen oft die Frage nach dem Sinn unseres Tuns? Oder heißen uns gleich Idioten, nur weil wir mit dem Rad von der Hauptstadt nach Kärnten zum Ironman und wieder zurückfahren. Wir machen uns ja auch nicht permanent über jene lustig, die bereits beim Aufstehen vom Sessel anaerob werden; oder über jene, die selbst schon aussehen wie ein leckerer Cheeseburger; oder über jene, die koordinativ dermaßen geschickt sind, dass sie es kaum zustande bringen, sich über Wasser zu halten – mit Schwimmwurst wohlgemerkt. Jeder und jedem das Ihre und das Seine. Und Hand aufs Herz – den meisten hat das feine Unwetter in Klagenfurt ohnehin gefallen.
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