MaxFun Sports Laufsport Magazin
Auf die Kraft kommt es an
Wer heute noch glaubt, dass man seriös laufen kann, ohne sich irgendwie mit dem Thema Kraft auseinander zu setzen, dem ist nicht mehr zu helfen. Im wahrsten Sinne des Wortes nämlich. Diejenigen, die „nur“ laufen, bekommen – außer sie verfügen über außergewöhnlichste genetische Voraussetzungen – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann einmal Probleme mit ihrem passiven Bewegungsapparat. Diese haben ihre Ursprünge nicht selten in zu geringen Kraftfähigkeiten, beispielsweise in der Rumpfmuskulatur, die unter anderem die Aufgabe des Stabilisierens in sich trägt.
Viele FitnessanhängerInnen sind der Meinung, wer schlecht gedehnt ist, sei ein schlechter Sportler. Vor allem die AnhängerInnen des Yogas sind oft überzeugt von dieser These. Demgegenüber kann allerdings die Antithese gestellt werden, die folgendes besagt: je muskulöser ein Sportler, respektive je stärker die Muskulatur eines Sportlers ausgebildet ist (was nicht zwangsläufig mit Muskelgröße gleichzusetzen ist), desto größer der Widerstand beim Dehnen. Ein Extrembeispiel wäre der probate Bodybuilder, der trotz ausgleichender Stretchingübungen niemals die Grazie einer eventuell Primaballerina erreichen kann.
Nun, was will gesagt sein?
Für sämtliche Ausdauerfreaks sind Kraftübungen wesentlich wichtiger als das Dehnen. Natürlich haben Dehnübungen auch ihren Stellenwert, es kommt eben auf die Gewichtung. Ein Beispiel: es leuchtet wohl ein, dass man ausschließlich mit Stretching und keinerlei Ausdauertraining kaum einen soliden Marathon hinbekommt, ebenso wenig wie mit reinem Mentaltraining und null Schwimm-, Rad- oder Laufkilometern nur sehr schwierig ein wunderbarer Ironman gelingen wird. Aber es können sowohl Marathon als auch Ironman durchaus zur Qual werden, wenn man in seiner Vorbereitung gänzlich auf Dehnen und Mentaltraining pfeift. Die Mischung macht es aus: Kräftigen ist wesentlich wichtiger als Dehnen. Zweiteres muss allerdings auch sein, vor allem diejenigen, die bereits verletzungsbedingt vom Physio eine Reihe einfach zu bewerkstelligender Übungen bekommen haben, tun bestens daran, diese auch diszipliniert zu verfolgen, selbst wenn von den Verletzungen nicht einmal mehr die Nachwehen zu spüren sind.
Sportmotorischen Grundfähigkeiten
Die Kraft ist neben der Ausdauer, der Schnelligkeit, der Beweglichkeit und der Koordination eine der fünf sportmotorischen Grundfähigkeiten, ohne sie geht nichts, man könnte nicht einmal die Augenlider heben und senken. Die Kraft, so ausreichend vorhanden, sorgt für eine individuell optimale Körperhaltung, und dies klarerweise auch oder vor allem beim Laufen. Sieht man sich allerdings so in der bunten Laufsportszene um, gewinnt man leicht den Eindruck, dass nur die wenigsten davon gehört haben. Da wird bei jedem Schritt eingesunken, da wird gehatscht oder gehumpelt statt gelaufen, da wird herumgewackelt statt geschmeidig in der Gegend herumgetänzelt, etc. Klar, nicht jeder kann laufen wie Genzebe Dibaba, aber durch recht einfache Übungen kommt man zumindest in die Nähe des individuellen Optimal-Laufstils. Und man entfernt sich zusehends von den ach so verteufelten Verletzungen.
Was also ist zu tun?
Rumpfstabilisationsübungen, statisch und dynamisch ausgeführt, Kniebeugen richtig ausgeführt auf allen möglichen instabilen Unterlagen. Lauf-ABC, am besten unter Obhut eines erfahrenen Bewegungsexperten und Steigerungsläufe bis hin zum Sprint, aber erst, wenn die Technik halbwegs passt. Wer sich nun fragt, wie er das alles in sein doch recht engmaschiges Zeitmanagement hineinquetschen soll, bekommt zur Antwort, dass er lieber ein paar Kilometer weniger laufen, dafür mehr Zeit fürs Kräftigen (und natürlich auch fürs Dehnen) aufbringen soll. So benötigt man genauso lange fürs Training, wird aber mittel- bis langfristig schneller laufen – auch auf der Langstrecke – und sogar weniger häufig dem Verletzungspech erliegen. Das ist doch was, oder?
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