MaxFun Sports Laufsport Magazin
Trainingsplangeschichten
Manchmal könnte man heutzutage den Eindruck gewinnen, es drehte sich alles nur noch um die Form, die Verpackung und die Aufmachung, der Inhalt selbst sei weniger relevant. Oder gleich ganz egal. Natürlich spielt Werbung eine Hauptrolle in all unseren Leben, und wahrscheinlich war das schon immer so, wer sich gut verkaufen konnte, musste durchaus keine besonders guten Leistungen anbieten, denn die, die solches taten, kamen oft gar nicht zum Handkuss, weil sie schlicht und einfach nicht verkauften. In manchen Bereichen spielt all das eher untergeordnete Rollen – es ist beispielsweise nicht unfassbar relevant, ob man nun Taschentücher der Marke X oder der Marke Y kauft (oder doch…) – in anderen gewinnt die Relevanz dazu.
Denken Sie einfach nur daran, wie schwierig es heutzutage ist, den passenden Laufschuh für die jeweiligen Untergründe, auf denen man zu laufen pflegt, zu finden, das Ganze in Kombination mit der zu erwartenden Laufgeschwindigkeit, das Ganze in Kombination mit der passenden Farbgestaltung. Noch schwieriger wird es dann, wenn man sich ein Rennrad, Triathlonbike oder ein hippes Stadt-Fixie zusammenstellen möchte – vielleicht auch noch über das Internet…Welchem Hersteller glaubt man was, wo gibt es die neuesten Erfahrungsberichte, wer hat die geschrieben, komplizierter als heute war es noch nie, einfacher aber auch nicht, weil man sozusagen immer alles überall haben kann.
Seit einigen Jahren ist davon auch die Trainingsbranche mehr als betroffen, immer neue Anbieter drängen auf den Markt, wer sich am besten verkaufen kann, verkauft, die anderen schauen durch die Finger. So ist es durchaus möglich, dass der ehemalige Olympiaschwimmer aus den USA für seine Schwimmeinheiten 20-30 Euro pro Stunde verlangt, weil er der Meinung ist, dass man den Leuten nicht mehr abknöpfen kann; der mittelmäßige oder gar schlechte Personaltrainer für genau dieselbe Leistung – zumindest rein subjektiv gesehen aus der Sicht des Personaltrainers – 100 und mehr Euronen kassiert. Und das, obwohl Zweiterer weder herausragend schwimmen kann noch in der Lage ist, seinem Kunden diese äußerst komplexe Bewegung fachgerecht und seriös beizubringen.
Ähnlich verhält es sich bei den Trainingsplangeschichten.
Die zum Teil selbsternannten Fitness-, Lauf- oder Sonstwie-Trainer sprießen aus den Böden, dass sich aufmerksame Beobachter doch langsam wundern müssten, wo die bislang alle gewesen sind...und die schreiben Trainingspläne, dass man sämtliche Ohren anlegen müsste. Zum einen aufgrund der Tatsache, dass die Fülle des Geschriebenen bald biblische Ausmaße annehmen wird, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass die Inhalte teilweise doch recht interessant oder gar bedenklich erscheinen. Und wieder ist es so, dass diejenigen, die all das Erdachte wunderschön verpacken können, auch diejenigen sind, denen man – warum auch immer – am meisten glaubt.
Selbst, wenn da drinnen steht, dass man zwei Tage nach einem voll gelaufenen Halbmarathon ein hartes Intervalltraining zu absolvieren hat. Oder drei Tage vor seinem Hauptwettkampf noch einen entleerenden Tempodauerlauf über zwei Drittel der angestrebten Wettkampfdistanz rennen muss. Und das, obwohl man sich (noch) nicht zur Elite der LäuferInnen zählen kann, sondern eher im mittleren bis hinteren Bereich bei diversen Volksläufen herumhopst.
Es zählt also oftmals nicht der Inhalt, sondern die Verpackung. Dass man dann selten bis nie seine Ziele erreicht, liegt scheinbar nicht auf der Hand. Ein perfekt gemeißelter Plan mit siebzehn Farben, achtundzwanzig Abkürzungen und dreiundsechzig Querverweisen, der vollkommen hirnlos zusammengewürfelt ist, dürfte also zumindest in diesem Lebensbereich das Maß aller Dinge sein. Irgendwie seltsam. Wenige übrigens, die sowohl seriösen Inhalt mit toller Aufmachung kombinieren können…in diesem Sinne, liebe LaufkonsumentInnen, auch hier kritisch sein, nicht nur beim Taschentuchkauf.
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