MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der Trailrunning-Hype erobert das Ötztal
Österreich hat viele wunderschöne Gegenden, es mangelt weder an grünen Wäldern, saftigen Wiesen, glasklaren Seen oder hohen Bergen. Das Ötztal ist ein ganz besonderes Juwel inmitten der Ostalpen, wer beispielsweise schon mal mit dem Rad auf das Timmelsjoch gefahren ist, weiß, wie unfassbar weit und hoch und groß dort alles ist, und wie schön, Natur pur. Und dass die Tiroler nicht erst in diesen Jahren das Trailrunning entdeckt haben, liegt auf der Hand, im Gelände wurde immer schon gelaufen, aber jetzt tut man selbiges eben unter anderem, neuem Namen.
Möglichkeiten gibt es im Seitental des Inntals zuhauf, ob man nun von Obergurgl zum Ramolhaus rennt oder über den pittoresken Märchenwald zum Piburger See und weiter hinauf zum Seejöchl, ob man auf den Nederkogel, der 3.163m hoch ist, läuft oder entlang des Wasserläufers Walweg zum Stuibenfall, der mit 159m Fallhöhe der höchste Wasserfall Tirols ist. Oder ob man gleich zu einem der zahlreichen Klettersteige oder Kletterwände hinläuft oder –trailt, um dann dort die atemberaubende Kulisse der Gebiete rund um Sölden genießt und inhaliert, alles ist möglich, selbst angenehmes Cruisen, gerne auch mit dem Mountainbike, in der Ebene im vorderen und mittigen Teil des Tales, wo man nicht so viele Höhenmeter buchen muss.
Martin Scheiber, Langlauflehrer aus Leidenschaft und – natürlich – aus dem Ötztal, bringt es auf den Punkt: „Das Laufen alleine erfüllt mich schon mit großer Freude, nicht zuletzt ist es aber das Naturerlebnis. Wenn ich Richtung Ramolhaus laufe und die Wolken ziehen gerade an mir vorbei, das ist etwas, was ich bewusst wahrnehme und mir sehr viel gibt.“
Natürlich hat auch der Wettkampfsport längst Einzug gehalten in dieses 65km lange Alpental, der Ötztal-Radmarathon findet seit 1982 jährlich statt, ist mit seinen fünf Millionen, pardon, tausend Höhenmetern (und 500 noch dazu) extrem schwierig und wird auch oft von zahlreichen Profis genutzt, um eine verdammt harte Trainingseinheit zu absolvieren. Seit 2016 findet der Stuiben-Run als Night-Event statt, auf 1,6 Kilometern müssen 728 Stufen überwunden werden, am Tag darauf finden dann die Hauptbewerbe über 13km bzw. die Mountain Challenge über 6km statt. Wer es länger und höher liebt, der wird sicherlich vom Gletscher-Run (12,2km, 22km oder 42km) angelockt.
Aber es müssen ja nicht unbedingt Trail-Wettbewerbe sein, die einen ins Ötztal oder generell nach Österreich zum Laufen abseits des Großstadttrubels führen, alleine das Laufen/Gehen/Steigen/Klettern durch Landschaften, die beinahe unecht wirken aufgrund ihrer Pracht, führt einen so weit weg von Stress und Getriebe – man trifft höchstens von SennerInnen getriebene Kühe – dass man gar nicht mehr weg will von dort. Und man ist Jahr für Jahr aufs Neue davon überzeugt, dass man vom Städter zum Biobauern mutieren muss, um es dann nach wenigen Wochen Großstadt doch zu lassen. Dadurch allerdings wird dieses Runterkommen vielleicht erst zu einer immer wiederkehrenden Reise zu sich selbst, begleitet vom leisen Plätschern der Bäche, vom Tosen der großen Fälle, vom Pfeifen der kleinen, bräunlichen Wesen, die aus ihren Verstecken hervorlugen, vom Abstürzen einiger Felsbrocken, losgetreten von grazilen Gamsböcken, vom unverkennbaren Duft der saftigen Weiden oder der herrlich-heißen Erbsen- oder Kaspressknödelsuppen, Ötztal, das du bist inmitten des politischen Bezirkes Imst, dich muss man erwandert, erfahren oder – wie man heute eben sagt – „ertrailt“ haben.
Link: www.oetztal.com