MaxFun Sports Laufsport Magazin
Was man sich so vornimmt
Oh, der Franz, da schau her, du rennst auch mit? Was nimmst dir denn vor für heute? Na ja, ehrlich gesagt, ist das Training nicht so gelaufen, ich war lange Zeit verletzt, Muskelfasereinriss im hinteren Oberschenkel, schauen wir einmal. Oje, wie das? Geh, ganz blöd, bei einem Trainingslauf im Wald ausgerutscht, und dann habe ich nur noch hatschen können. Die Ärzte haben auch nichts gefunden, aber ich weiß, dass es ein Einriss ist, so was habe ich schon einmal gehabt. Acht Wochen völlige Laufpause, aber ich probiere es trotzdem heute. Du Armer, na alles Gute. Danke, und bei dir? Siehst ziemlich fit aus, hast was vor heute oder? Ja, ich traue es mich gar nicht sagen, aber bei mir ist alles super gelaufen im Training, mal sehen, ob ich heute eine Pb schaffe.
Startschuss, der andere rennt weg, als wäre er einem Jungbrunnen entsprungen, keine Rede von Verletzung, und auch das mit der achtwöchigen Trainingspause ist plötzlich schwer zu glauben. Man kann fast nicht dran bleiben, nach zwei Kilometern muss man ziemlich entnervt und völlig verwirrt nachlassen, erreicht das Ziel schließlich satte eineinhalb Minuten hinter dem vermeintlich Verletzten.
Solche Geschichten hört man recht oft, wenn man regelmäßig an Wettkämpfen partizipiert. Die einen spielen ihre Leistungsfähigkeit herunter, die anderen geben ganz naiv und wahrheitsgetreu preis, dass sie wahrlich gut vorbereitet an der Startlinie stehen. Die Untertreiber fahren mit ihrer Taktik, denn nichts Anderes ist das Ganze, oft recht gut, denn dadurch, dass niemand – außer vielleicht sie selbst – etwas erwartet von ihnen, können sie am Schluss praktisch nicht schlecht dastehen. Wenn sie tatsächlich nur humpelnd ins Ziel kommen, dann „haben sie es ohnehin gewusst davor“. Ansonsten sind wenigstens alle anderen erstaunt, allgemein führt man die gute Leistung dann auf das außerordentliche Talent, das auch mit weniger Training auskommt, zurück. Die Ehrlichen werden von ihren eigenen Gedanken während des Bewerbs geschlagen. Sie nehmen das vor dem Start Gehörte für bare Münze und können während des Wettlaufs nicht damit umgehen, dass der vermeintlich Verletzte plötzlich so schnell laufen kann. Auch wenn sie selbst durchaus noch schneller könnten, passt das nicht mit ihren Vorstellungen zusammen und sie versagen komplett.
Natürlich gibt es noch einige andere verbal-taktische Spielchen, mit denen man Gegner fertig machen kann, abgesehen davon, dass solche Sachen nicht nur im Hobbybereich, aber vor allem dort (denn eigentlich geht es da ja hauptsächlich um Spaß, um Freude und um den gelegentlichen Kick eines Wettkampfs), sondern generell im Sport nicht viel verloren haben, kann man sich auch davor schützen. Entweder, man vermeidet Vor-Start-Gespräche, indem man schlicht und einfach weiter stur einläuft, konzentriert ist oder zumindest so tut, sodass andere erst gar nicht versuchen, mit einem ins Gespräch zu kommen. Oder aber man nimmt das Gesagte einfach nicht ernst, da man ohnehin weiß, dass der andere etwas damit bezweckt.
Etwa mit folgenden Gedanken: „Wir kennen sie alle, die Nichts-Trainierer, die immer nur faul auf der Haut liegen, und einen Rekord nach dem anderen rennen. Das glaubt doch eh kein Mensch, aber sollen die nur reden.“ Kleines Zahlenbeispiel am Schluss: Ein 2h50Min-Marathonläufer, der laut eigenen Aussagen im Durchschnitt 2x/Woche trainiert, ist a) entweder unglaublich talentiert oder b) er heißt Kenenisa Bekele und hat vor zehn Jahren aufgehört, wirklich zu trainieren, oder c) er lügt einfach. Denn wer gibt schon gerne zu, sein gesamtes Leben ausschließlich dem Sport und seinen sportlichen Leistungen (die dann in keinem so tollen Licht mehr leuchten) unterzuordnen? In diesem Sinne, stay strong, don´t lüg, sondern run...
Link: www.maxfunsports.com
Foto: MaxFun Sports/K.Köb