MaxFun Sports Laufsport Magazin
Supersportler am Rande der Aufmerksamkeit
03.10.2015, 18:00:00
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Wir haben da mal ein paar Fragen, die du vielleicht beantworten kannst. Aller Wahrscheinlichkeit aber eher nicht, zumindest nicht ohne Zuhilfenahme diverser Suchmaschinen oder alleswissender Telefonjoker. Wer ist Dritter geworden über die 100m bei den Weltmeisterschaften in Peking? Oder Zweite bei den Damen? Wer hat die Plätze 2,3 und 4 hinter Mo Farah belegt? Du kannst dir aussuchen, ob über 5.000 oder 10.000m. Wer war Zweite im Gesamtweltcup hinter Anna Fenninger, wer Zweiter hinter Marcel Hirscher? Wievielte ist Jennifer Wenth bei den Weltmeisterschaften jetzt tatsächlich geworden? Wer mehr als eine richtige Antwort geben kann, ist entweder Experte oder hat ein verdammt gutes Gedächtnis, Faktum ist: Wir merken uns die Sieger wesentlich leichter als die Zweiten, Dritten oder Vierten, die aber quasi genauso gut sind, bloß Wimpernschläge von den vor ihnen Platzierten ins Ziel knallen, und das ist eigentlich ziemlich schade. Klar, eine Lichtgestalt wie Usain Bolt ist schwer zu übersehen, da merkt sich sogar der Laie dessen rare Niederlagen oder Fehlstarts und kann diese oft noch exakt richtig zurückdatieren und gar den Ort des Geschehens nennen. Egal, wie man zu Lance Armstrong oder zu dieser Zeit des Radsports stehen mag; wer dessen Karriere verfolgt hat, wird wohl bis in alle Ewigkeit wissen, dass er 7x hintereinander als Quasi-Sieger über die Champs-Elysees gefahren ist; der wird auch wissen, dass er beim Bergaufduell gegen Jan von einem Zuschauer umgerammt wurde, knapp darauf, wieder am Rad sitzend, respektive stehend, aus dem Pedal gerutscht und beinahe nochmal zu Sturz gekommen ist. Aber beim Aufzählen aller „sogenannten“ Zweitplatzierten, die NICHT Jan Ullrich hießen, wird die Luft des Betrachters wohl wieder recht dünn. Viele werden sich an den fürchterlichen Sturz von Günther Weidlinger bei diesem wichtigen 3.000-m-Hindernislauf, bei dem er mit voller Wucht gegen eine Hürde geknallt ist, erinnern. Wann und wo das war, das steht woanders, seine größten Erfolge ebenfalls. Die allermeisten, die interessiert sind am Laufsport und an der Leichtathletik, werden wissen, dass Andrea Mayr oder Mayer oder Mair oder Maier (das gibt´s doch nicht, JEDES Mal muss man da nachschauen…) 5fache Berglauf-Weltmeisterin ist. Wieso ist das so? Nun, zum einen muss das Gehirn aussortieren, sonst merkte es sich alles, was es wahrnimmt, dermaßen genau, dass Wichtiges – z. B. eine rote Ampel – übersehen würde. Beziehungsweise, nicht als „wichtig“ eingestuft und somit eben ignoriert. Daher prägen sich besondere Ereignisse auch besonders ein. Bob Beamons „Flug“ über 8,90m z. B., den man wahrscheinlich selbst gar nicht mehr gesehen hat, fand er doch bereits 1968 statt. Zum anderen ist es eben so, dass manche Menschen mehr Ausstrahlung haben als andere. Und mit dieser stellen sie dann z. B. einen Ezekiel Kemboi, der 2009 in Berlin, 2011 in Daegu, 2013 in Moskau und eben jetzt 2015 in Peking jeweils die Goldmedaille über 3.000m Hindernis gewinnen konnte, ins Abseits. Zusätzlich dazu konnte er sich übrigens in Athen 2004 und in London 2012 die olympische Goldmedaille umhängen lassen. Wer – außer den absoluten Experten – spricht über diesen Ausnahmeläufer aus Kenia??? Und wenn es SOLCHEN Supersportlern schon so geht, wie muss sich dann wohl ein Richard Ringer, seines Zeichens Finalist im 5.000-m-Lauf von Peking, fühlen? Der hat ne Pb von 13Min10s stehen, da gibt´s eigentlich keine Fragen mehr, und dann kann man auch die leicht abschätzigen Kommentare der TV-Leute ignorieren; auch, wenn´s „nur“ der 15. Platz wurde in der Hauptstadt von China, der ist aller Ehren wert. Genauso wie alle anderen Leistungen, die zu keiner Goldenen geführt haben. In diesem Sinne – Hut mal ab vor ALLEN anderen! Link: www.maxfunsports.com |