MaxFun Sports Laufsport Magazin
Ein paar Laufgedanken
Die Endstelle der U-Bahn war erreicht, mit müden Beinen ging es in Richtung Tiergarten, die letzten Schlucke des Gels, des einen, das er bereits geöffnet hatte, während er seiner Freundin vorgeschlagen hatte, man könnte sich doch oben treffen bei der Hütte, mitten im Wald, welch gute Idee, am frühen Nachmittag, und als sie sich mit einer bejahenden, kurzen Nachricht über das Mobiltelefon gemeldet hatte, hatte er plötzlich nur noch die letzten paar Meter zu eben dieser Hütte im Sinn. Die Steintreppen hinauf zum Rastplatz, der beim letzten Mal nicht gerade überfüllt gewesen war von Menschen, die Holztische, das Quellwasser, das man ihm gab, den Schokolade-Nuss-Nougatkuchen ohne Sahne.
Dabei war es bis zu dieser Hütte weit, sehr weit, und auch dort war der Weg noch nicht zu Ende, wahrlich nicht. Zunächst ging es schnurgeradeaus, immer entlang der Mauer, die den großen Garten, in dem die wilden Säue hausten und die Rehe und Dammhirsche, vielleicht auch die Füchse, umgaben, bis der Pfad allmählich anzusteigen begann. Sein Puls war viel zu hoch, die Temperatur ebenfalls, es wurde immer drückender, er schwitzte stark, alles, was er anhatte, sah aus, als hätte man es eben aus dem Donaufluss oder dem langsam vertrocknenden Wienfluss entnommen, seine Schuhe quatschten bei jedem Schritt, und lief er einmal auf Asphalt, so konnte man hinter ihm seine nassen Fußabdrücke auf selbigem erspähen. Doch nach und nach fand er in seinen Rhythmus, der Herzschlag beruhigte sich immer mehr, und auch die Temperatur machte es seinem Herzen nach, ganz so, wie sie es im Wetterbericht angesagt hatten, der Wind frischte auf und ließ den Schweiß auf seiner Haut verdunsten. Er fühlte sich wohl, behaglich, eingebettet in das Große, Ganze, er wurde eins mit allem Drumherum.
Nach zwei Stunden unentwegten Laufens war er an einem See angekommen, er setzte sich kurz an den Wegesrand, entnahm seinem Rucksack das andere Paar Laufschuhe, wechselte, trank ein paar Schluck und aß ein weiteres Gel, ehe er sich wieder auf den Weg machte, der ihn nun durch kühle Fichtenwälder führte, auf angenehm dämpfendem Waldboden, er lauschte dem Kuckuck schon von weitem und hörte ihn, weil der Wind nun von hinten kam, noch lange nachhallen, und ehe er es sich versah, waren die nächsten zwei Stunden um und er fand sich bei einer Tankstelle wieder, Cola kaufend und mit einer Dame parlierend, die ihn offensichtlich zuerst für verrückt gehalten hatte, ihm schließlich aber bewundernd nachsah, als er schon wieder einbog in den noch viel größeren Wald, der ihn hinauf zu der Hütte führen sollte. Davor verlief er sich noch zweimal, weil niemand ihm den richtigen Weg sagen konnte, und er doch irgendwann umgedreht war, zu seinem Glücke, um knappe tausend Höhenmeter später seiner Freundin in die Arme zu fallen. Sie hatte ihm Getränke bestellt und den Schokolade-Nuss-Nougat-Kuchen, den er gierig verschlang, und jetzt bemerkte er zum ersten Mal, wie müde er doch war, nach sechs Stunden fast ununterbrochenen Laufens. Trotzdem zog es die beiden bald wieder fort, mitten hinein in den anderen Wald, der sandige Pfad verwandelte sich in ein Geröllfeld, und bei jedem Schritt mussten die beiden aufpassen, nicht zu stürzen, dann der allerletzte Anstieg, eine steile Wiese zunächst, hernach dem reißenden Bach bis hinauf zu seiner Quelle folgend, die letzten negativen Höhenmeter, dann war es geschafft, nach acht Stunden hatten sie beide ihr Glück gefunden, unendlich müde sanken sie ins Gras und ließen sich widerstandslos von ein paar Gelsen Blut abnehmen…
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