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Das war Wien Rundumadum

03.11.2015, 19:00:00
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Einmal rundherum

Einmal rundherum oder die Geschichte von ein paar definitiv Wahnsinnigen oder vom wahrhaftig längsten Tag so mancher Leben oder aber, warum 65 bei Gott nicht die Hälfte ist von 130, BEI GOTT nicht…die Rede ist – noch einmal – vom Wettlauf rund um Wien, und für all diejenigen, die sich denken, na meine Güte, 30 Stunden Zeitlimit, das kann man ja gemütlich gehen, hier nur ein kurzer Abriss der Strecke; du rennst sozusagen zum Einlaufen einen recht flachen 15er, bis du bei der Nase bist, du weißt schon, das ist der gemeine 30%ige Stich auf den Leopoldsberg hinauf, dann über den Kahlenberg, den Hermannskogel, den Dreimarkstein, „gschupft“ rüber zur Marswiese, nimmst noch ein paar Hügel mit bis nach Hütteldorf, umrundest fast ein ganzes Mal den Lainzer Tiergarten, bis du endlich, ENDLICH in der sogenannten Ebene ankommst, der Liesingbach zieht sich mehr als in die Länge, dann Laaer- und Wienerberg, runter zum Zentralfriedhof, irgendwie durch den Elften zur Insel, eine kleine Runde, dann die schöne Lobau, um hernach nur noch einen Dreißiger zum „Auslaufen“ zu haben, ach ja, Bisamberg am Schluss vergessen. Und das (fast) ALLES auf Trails, auf teilweise verdammt schmalen, unwegsamen Trails, also nix mit Straße und Tempo und so. Also überleg dir das nochmal mit dem „gemütlichen Spazieren“ um die Hauptstadt…

Nach vier Stunden hatte er sich zum ersten Mal verkoffert, auf den Steinhofgründen, aber nicht, weil die Markierungen so schlecht waren, die Organisation war SPITZE (!!!), sondern weil er seine Augen schon irgendwie auf seine Gedanken, die aus seinem Inneren kamen, gerichtet hatte, nach dem Wienerberg zum zweiten Mal, dort dann etwas ordentlicher, aber pfeift der Dings drauf, denn da waren seine Schmerzen in der rechten Achilles schon so arg, dass er nur noch auf dieses PLING oder KLÄNG oder wie auch immer das klang, wenn erwähnte zu reißen gedachte, wartete. Und seine linke Hüfte dermaßen entzündet, dass er bei jedem Linksschritt einzusacken drohte. Nachdem er allerdings dauernd andere Probleme, und nicht die von der leichten Sorte, hatte, war er positiv und überzeugt, dass alles sich wieder legen würde. Der 65er im Training konnte doch nicht umsonst gewesen sein, aber nach und nach dämmerte sogar ihm, dass 65 km nur bedingt die Hälfte von 130 waren, rein mathematisch schon, alles andere Fiktion. Dann überkam es ihn, als er den Tierfriedhof passierte, er fing an zu schluchzen, zu heulen, schrecklich, all das Leid der Welt stürzte über ihn, oder waren es doch die emotionalen, physischen, psychischen Schmerzen? Hätte er nicht knapp vor der Lobau Tino getroffen, wäre er dort niemals durch, doch das wusste er erst, seitdem dieser ihm von Füchsen, Wölfen und Bären erzählt hatte, und von einsamen Massenmördern, die dort nachts ihr Unwesen trieben. Nach 80 Kilometern glaubst du viel, vor allem, wenn es stockfinster ist, aber dann tatsächlich zwei scharf vor sich hin spähende Füchse oder Wölfe im Schein der viel besseren Stirnlampe des Begleiters, und besagter Massenmörder, der den beiden da OHNE Lampe – und es war richtig finster, meine Freunde – entgegenkam, Maria und Josef…zurück zu Tino, der schon im Vorjahr dabei gewesen war, da aber nach 110 km aufgeben musste, nur 14 km (!!!, die Strecke war 2014 etwas kürzer) vor dem Ziel, so kanns auch gehen. Nach einem knappen 100er dann der Beinah-Erfrierungstod, das Aufwärmen im Gasthaus Hansi in der Eßlinger Furt, Paralleluniversum, Halloween-Party mit Helene Fischer und reichlich Gebrautem, er stach heraus als vermeintlicher Entzugspatient, da es ihn so fröstelte, kurz der Aufgabe nahe, dann die rettende Daunenjacke von Frau Anneliese und das Rettungs-SMS seiner Frau, die nur unweit, 15 km entfernt, auf ihn wartete, also wieder raus in die dunkle, kalte Nacht, erst alleine, dann Gott sei Dank mit Reini, der heuer auch schon ein paar Ultras absolviert hatte, wie alle anderen auch, WER ZUM TEUFEL waren diese Gefährten, und vor allem, WER war er??? Wieder ein paar Füchse, die beißen nicht, die wollen nur spielen, jaja, spiel mal mit einem, der seit 15 Stunden herumirrt und schon mehr drüben ist als herüben, dann nach einer weiteren Ewigkeit die letzte Labe und die Frau, da war der Sieger Clemens Huemer schon lang im Ziel, gerade mal 12 Stunden und 11 Minuten war er rundherum getänzelt; ER allerdings brauchte für die letzten 16 km geschlagene 3,5 Stunden! So lang in etwa hatte er vor langer Zeit für diese Strecke auch gebraucht, aber schwimmenderweise. Nichts tat ihm NICHT weh, doch im Ziel erfuhr auch seine Frau, dass quasi alle anderen kaum noch über die letzte Erhebung drübergekommen waren, also doch, sonst wären sie ja nicht neben ihnen gesessen, aber wie…Und er erfuhr auch, dass Eßlinger Furt, Gerasdorf und Ziel beim Ella Lingens Gymnasium nur ganz knapp beieinander lagen oder so ähnlich, und konnte es nicht glauben, gar nicht, denn er und alle anderen waren dafür über 30 km durch das finstere Tal gewandert.

Die Finger waren übrigens so ziemlich das einzige, was er bewegen konnte an diesem Tage danach, zum Computer hatte er sich tragen lassen. DANKE an die wirklich tolle Organisation, und DANKE, dass er so etwas erfahren, respektive erlaufen/-gehen konnte.

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