MaxFun Sports Laufsport Magazin

Der Unterschied: genetischen Voraussetzungen, Lebensbedingungen oder Demut?

30.03.2013, 12:00:00
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Warum war ein Bekele so gut? Warum ein Gebrselassie? Warum ein Skah, ein John Ngugi, usw., und so fort?

Waren es die genetischen Voraussetzungen? Wohl nicht, denn die hat man beleuchtet, verglichen mit denen weißer Läufer, herausgefunden, dass sie ziemlich ähnlich, beinahe gleich sind. Freilich außergewöhnlich, unfassbar, für Läufer-Normalverbraucher nicht vorstellbar. Wer 3Min30 als untersten Grundlagenbereich definiert, rennt in einer anderen Liga, in einer ganz anderen. Aber dann kommt eben beispielsweise ein Bekele daher und knallt Zeiten auf Bahn und Straße, sammelt Titel um Titel, fliegt förmlich durch Raum und Zeit, und so stellt sich wieder die Frage, was diesen doch nicht unbeträchtlichen Unterschied zu „normalen“ Weltklasseläufern ausmacht. Die vielleicht noch dazu weiß sind und auch nicht grade schlecht drauf, man denke nur an Galen Rupp, der knapp hinter Mo Farrah die Silberne in London holen konnte.

Alle Spitzensportler leben für ihren Sport, laufen, trainieren, stabilisieren, stretchen, kräftigen, essen, trinken, regenerieren, all das eben so, wie es sich für jemanden gehört, der ganz vorne mitmischen will. Läufer-Normalverbraucher kann da schon deshalb nicht mit, weil er meist arbeiten muss und Familie hat. Familie haben Spitzensportler aber auch oft. Und deren Arbeit ist eben das Training. Spitzensportler ernähren sich nicht von Fast Food. Niemals. Spitzensportler trinken wenig bis nie Alkohol, essen kaum Süßes. Allgemeine Aussagen, die nicht immer für alle zutreffen.

Schwenken wir beispielsweise nach Äthiopien. In Addis Abeba findet jeden Morgen, wenn die Sonne aufgeht, so etwas Ähnliches wie ein Wettlauf statt. Wo hunderte junge Läufer hinkommen, deren Riesenvorbild Haile G. ist. Alleine diese morgendlichen Trainings beinhalten mehr Niveau als sämtliche Österreichischen Meisterschaften auf sämtlichen Distanzen zusammengerechnet. Oder gleich als alle Meisterschaften in ganz Europa. Die besten kommen dann zu Wettkämpfen, die besten bei diesen Wettkämpfen dann zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, oft darf der Weltrekordinhaber einer Distanz nicht mitfahren zu den Fünf Ringen, weil er „nur“ Zweiter oder Dritter geworden war bei irgendeinem Ausscheidungsrennen. Unfassbar hohes Gesamtniveau also, und darin liegt sicherlich Unterschied Nummer 1. Ähnlich wie bei Österreichs Schifahrern (zumindest eine Zeitlang), nur dass die Konkurrenz in der Leichtathletik aufgrund der hohen Anzahl an afrikanischen Superläufern noch wesentlich brutaler ist.

Der zweite Unterschied liegt sicherlich in den Lebensbedingungen in Afrika. Hat man in Europa jederzeit und überall die Möglichkeit, zucker- oder fetthaltige Fertigprodukte zu erhaschen (und kriegt dies oft aufgrund der etwas verfälschenden Kennzeichnung auf den Verpackungen gar nicht mit), ist dies in der äthiopischen Hochebene eher nicht der Fall. Hirsebrei, Wasser, Früchte, Luft, alles, was man braucht zum Leben.

Und dann ist da noch die Demut, die Dankbarkeit. Den meisten Menschen der westlichen Welt gehen diese beiden Eigenschaften gänzlich ab, alles ist selbstverständlich, auf der anderen Seite gibt es keine Handschlagqualität und kein Rückgrat mehr (daher die 70%ige Rückenschmerzquote…). Ein Herr Bekele war – so er nicht ein unfassbarer Schauspieler war – immer dankbar und gottergeben. Haile G. ebenfalls, und man glaubt es ihnen, wer Letztgenannten durch Wien laufen gesehen, ihn vorher und nachher bei Interviews beobachtet hat, kann nichts Anderes denken. Es ist nicht alles selbstverständlich, man hat nicht automatisch Anrecht auf alles (z. B. tolle Bestzeiten), und mehr Demut würde niemandem schaden. Der ideale Tag? Aufstehen, Beten, Gymnastik, Laufen, Wasser und Hirsebrei, Arbeiten oder Schlafen, Beten, Gymnastik, Laufen, Wasser und Hirsebrei,....

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