MaxFun Sports Laufsport Magazin
Nordic Walker oder Abgeirrte?
10.02.2011, 12:00:00
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Wohin man auch ging oder lief, gleich ob im Wald, auf der Straße oder im wildesten, unbekannten Gelände, überall begegneten einem die seltsamen Wesen mit Stöcken, die auf den ersten Blick meist aussahen, als würden sie diese Stöcke lediglich zur Dekoration verwenden. Gelangweilt hinter sich herschleifend, spazierten sie, zumeist plaudernd mit Kollegen, durch die Gegend, in der offenbar festen Überzeugung, dass sie dabei waren, Sport zu betreiben und dabei Unmengen an Kalorien verbrannten. Seit kurzem jedoch, kann selbst dem unachtsamen Beobachter nicht mehr entgehen, dass sich die Spezies „Nordic Walker“ im Aussterben zu befinden scheint, denn unzweifelhaft werden diese rasant weniger. Wo sind sie aber hin verschwunden, die vielen emsigen Wanderer mit ihren mondänen Stöcken, die lässig und gekonnt geschwungen, hinterher gezogen oder selbstbewusst in den Boden gerammt werden? Über einige Jahre hatten sie die Parks, Wälder, ja sogar Straßen dominiert. Man konnte meinen, wir Menschen mutieren zunehmend zu Wesen mit vier Beinen. Was ist schief gelaufen? Ist die Idee des Nordic Walkens etwa keine gute gewesen? Oder hat ein anderer Trend den Walkern den Rang abgelaufen? Hat man möglicherweise zu hohe Erwartungen geweckt, die sich dann nicht oder nur teilweise erfüllt haben? Vorweg soll betont werden, dass der Gedanke, der hinter dem Nordic Walken steht, richtig verstanden, ein sehr guter ist. Es ist völlig korrekt, dass durch den Einsatz von Stöcken mehr Muskulatur an der sportlichen Bewegung beteiligt wird. Auch steigt der Energieverbrauch und in der Regel macht es darüber hinaus auch Spaß, die Stöcke dynamisch einzusetzen. Wer jedoch seine Stöcke lediglich zur Dekoration hinter sich herschleppt oder kraftlos auf die Erde setzt, geht am Sinn der Sache vorbei. In diesem Fall hat einzig die Sportartikelindustrie ihre Freude und ihren Gewinn angesichts ihrer permanent ansteigenden Umsätze. Damit lässt sich im Grunde noch leben, eines aber solltest dennoch bedacht werden: Das was die meisten Walker hier betreiben ist zwar eine nette Form der Bewegung, hat aber weder viel mit Sport zu tun, noch werden dabei sonderlich viele Kalorien verbraucht. Die anderen positiven Nebenwirkungen des Sports sind ebenfalls mehr als fragwürdig. Im Grunde erliegen die meisten lediglich einem trügerischen Gefühl sportlicher Leistung, das allerdings die von den Verkäufern geweckten hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Mittelfristig geht so die Begeisterung für den neuen Bewegungstrend verloren, die Motivation und der Spaß am Sport verlieren sich zunehmend. Die teuren, eleganten Spezialstöcke verstauben bald hinter einem Kasten oder wandern zum letzten Mal – dieses Mal jedoch allein – in den Müll! Denkbar, dass die Gründe für das langsame Abhandenkommen der Nordic Walker hier zu suchen sind, denn diese Stöcke samt dazugehöriger Technik haben ihren zugedachten Sinn und der besteht darin, sie auch einzusetzen, sprich dynamisch und sinngemäß mit ihnen den Gehrhythmus zu unterstützen. Werden sie lediglich nachgeschliffen oder einfach lahm auf den Boden gesetzt, hat dies keine nennenswerte Wirkung auf den Energieverbrauch. Ebenso bleiben der Trainingseffekt aus und schließlich der Spaß am Bewegen. Vielleicht hat das Ganze aber auch Vorteile! Wenn nämlich nur mehr diejenigen weiterhin mit ihren Stöcken walken, die dies aus Freude am Bewegen und mit Überzeugung tun, dann wird unter Umständen bald das aus dem Nordic Walken, was es eigentlich sein sollte: Eine gesunde, sinnvolle Sportart für jeden, geeignet für alt und jung. Dr. Günter Heidinger für MaxFun.de Deutschland Link: www.maxfun.de |