MaxFun Sports Laufsport Magazin
Zu mager?
22.09.2010, 12:00:00
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Hast du auch schon einmal die überraschende Erfahrung gemacht, dass du einen Bekannten, ehemaligen Kollegen oder Freund, den du beim Lauftraining triffst und schon länger nicht gesehen hast, nicht oder kaum mehr wieder erkennst? Erst bei genauerem Hinsehen, nachdem er dich gegrüßt hat, scheint es so, als handele es sich bei deinem Gegenüber um ein dir eigentlich bekanntes Gesicht. Indes sieht dieses deutlich anders aus, als früher, die Wangen eingefallen, die Falten nicht zu übersehen. Ein Blick auf den restlichen Körper verursacht Erstaunen und Erschrecken. Dieser Mensch, der dir da gegenüber steht, ist tatsächlich der, den du kennst, allerdings hat er so viel Gewicht verloren, dass er eigentlich, streng genommen, nur mehr der halbe Mensch ist. Was ist da geschehen? Mit großer Wahrscheinlichkeit ist, diese einst vielleicht recht feiste Person, von der so genannten Magersucht oder Bulimie erfasst. Nicht selten tritt ein solches Leiden im Übrigen zusammen mit einer Sportsucht auf, warum man in einem solchen Fall auch von einer Sport-Anorexie oder –Bulimie spricht. Wer davon betroffen ist, für den ist Sport vorwiegend zum Abnehmen da. Hat man das Idealgewicht allerdings erreicht, sind die Betroffenen bereits von der Anorexie in ihren Bann gezogen. Man meint aber trotzdem noch mehr und mehr abnehmen zu müssen, um sein Körpergewicht halten zu können, bzw. unter Umständen sogar noch um ein wenig zu verringern. So mancher setzt den exzessiven Sportkonsum aber auch als eine Art präventive Maßnahme ein, um einem eventuellen Essanfall vorzubeugen. Wer von Sportanorexie betroffen ist, erlebt bei körperlicher Anstrengung aufgrund der verstärkten Ausschüttung von Adrenalin und Endorphin buchstäblich Glücksgefühle, was freilich zum Bedürfnis der Wiederholung führt und letztendlich wie eine Sucht zu betrachten ist. Da Sport darüber hinaus auch noch eine stark antidepressive Wirkung hat, braucht es einen nicht zu wundern, wenn immer mehr Läufer bzw. Sportler davon betroffen sind. Dazu kommt aber häufig zu allem Überfluss auch noch ein von den Fachleuten als Orthorexie bezeichnetes Phänomen, das gerade für Sport betreibende Menschen eine recht naheliegende Bedrohung darstellen kann. An Orthorexie leidende Menschen zeigen ein auffallend ausgeprägtes Verlangen nach besonders gesunder Ernährung, gesunden Lebensmitteln und sind stets darauf bedacht, dass sie nichts Ungesundes zu sich nehmen. Die Kombination von Sportbulimie und Orthorexie stellt jedoch eine tatsächlich ernsthafte Bedrohung für den menschlichen Organismus dar. Mangelerscheinungen und ein Missverhältnis der verschiedenen Nährstoffe bleiben kaum aus. Dazu kommt oft ein völlig gestörter Stoffwechsel. Solltest du dich nach dem Lesen dieser Zeilen in irgendeiner Weise betroffen fühlen, ist es Zeit über dein Ernährungsverhalten nachzudenken. Wenn nicht, kann es dennoch nicht schaden, denn möglicherweise gehörst du zu denen, die typischerweise dazu neigen, die eigene „Sucht“ zu verleugnen bzw. überhaupt nicht erkennen zu wollen. Ein Blick in den Spiegel ist in solchen Fällen oft nicht genug. Zusätzlich könntest du von Zeit zu Zeit einen Freund um eine ehrliche Meinung bitten oder darauf achten, ob er dich kritisch ansieht. Hüte dich auch vor der Überheblichkeit der Selbstdisziplinierten, denn fast immer haben wir es in solchen Fällen mit dem Gegenteil zu tun, nämlich dem fehlenden Selbstwert und seiner Verschiebung. Dr. Günter Heidinger für MaxFun.de Deutschland Link: www.maxfun.de |