MaxFun Sports Laufsport Magazin
Winterkilos, Winterkalorien und Wintergewicht
30.11.2010, 12:00:00
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Draußen ist es kalt und düster geworden, der Boden friert, der Dreck klebt an Kleidung und Laufschuhen, die Finger werden steif, die Nase rot: Es ist Winter! Das Lauftraining freut uns nur selten und wenn wir nach einer anstrengenden Trainingsrunde zu Hause ankommen, drängt es uns in die heiße Badewanne. Anschließend haben wir meistens Hunger, was uns dazu veranlasst, mehr als sonst zu essen. „Schließlich braucht der Körper diese Mehrzufuhr an Kalorien ja“, beruhigen wir uns, denken aber nicht ausreichend darüber nach, warum das eigentlich so sein sollte. Dabei ist die Frage, was in unserem Körper während der kalten Jahreszeit genau vor sich geht, nicht gerade unwichtig. Weshalb wir im Winter also zum Zunehmen neigen, muss geklärt werden, warum ein paar Erläuterungen durchaus lohnend sein mögen. Um das Mysterium Winterkalorien ein wenig aufzuklären, muss man in die Frühzeit des Homo sapiens zurückgehen und sich klar machen, dass sich unsere Ahnen über den Winter von nicht viel mehr als trockenem Brot, Kraut, Kartoffeln und möglicherweise einigen eingewinterten Fleischbrocken ernährten. Diese Situation blieb im Grunde über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende unverändert. Mit wenigen Ausnahmen war für die meisten Menschen das Thema Ernährung bis in die späte Neuzeit hinein kein erfreuliches. So gesehen ist Lebensmittelmangel von Natur aus speziell über die Wintermonate normal. Für sie, die Natur, war und ist es bis heute nötig, voraus zu schauen und für die lebensnotwendige Energiemenge zu sorgen oder vielmehr darauf zu achten, dass diese nicht unnötig aufgrund irgendwelcher vermeidbaren Einflüsse abhandenkommt. Dieser Automatismus verursacht den verstärkten Essbedarf während der Wintermonate. Um diese Bedingtheit kann sich auch der disziplinierteste Sportler nur sehr schwer hinwegsetzen. Im Sommer hat man naturgemäß mehr Appetit auf leichte Kost, wie Salate und Gemüse, im Winter dagegen mögen wir es in der Regel üppig. Mit daran beteiligt ist im Übrigen auch der deutliche Mehrbedarf an Energie zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Mit den modern und konstant beheizten Wohnungen und Büros hat sich dieser Mehrbedarf allerdings erheblich reduziert. Die Zeit, welche wir draußen in der Kälte verbringen, uns möglicherweise auch dabei sportlich betätigen ist, realistisch betrachtet, minimal und hält im Vergleich zum erhöhten Bedarf der meisten Menschen keinem Vergleich stand. Untersuchungen dazu haben gezeigt, dass Jugendliche oder jüngere Erwachsene bei einer länger andauernden Kälte mit einem wesentlich geringeren Anstieg des Grundumsatzes als ältere Menschen reagieren. Ursache dafür könnte sein, dass junge Menschen die Veränderungen ihrer Umwelt wesentlich schneller und besser mit kleinen physiologischen Anpassungen, wie erhöhter Hautzirkulation oder ähnlichem ausgleichen können. Diese Adaptierungsmechanismen lassen allerdings im Alter nach, die zentrale Gegensteuerung hat daher mehr Arbeit. Diese Unterschiede scheinen die Hauptursache für die scheinbar widersprüchlichen Ergebnisse in Bezug auf die Unterschiede des Grundumsatzes zwischen Sommer und Winter zu sein. Mit ziemlicher Sicherheit sieht im Winter aber außer den Ernährungsvorlieben auch das Bewegungsverhalten anders aus. Im Sommer erlebt man die gleiche Laufrunde meist subjektiv um einiges kürzer als im Winter. Freilich wird, wer im Sommer schon keinen Sport macht, womöglich im Winter noch weniger tun, doch wer die positive Wirkung von körperlicher Aktivität und von Sport einmal kennen gelernt hat, wird auch im Winter zusehen, zumindest regelmäßig Sport zu betreiben. Daher kann die einzige passende Reaktion auf die eigenartige Erscheinung der ungewollten Gewichtszunahme im Winter eigentlich nur mehr Bewegung und reflektiertes Essverhalten sein. Übet euch daher, der nächste Frühling kommt bestimmt und dann könnte es unter Umständen sein, dass ein paar Kilos mehr die geplante Bestzeit verhindern. Dr. Günter Heidinger für MaxFun.de Deutschland Link: www.maxfun.de |