MaxFun Sports Laufsport Magazin

Wie viel Sport verträgt der Mensch?

09.03.2010, 12:00:00
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Es gibt Menschen, die halten es mit Winston Churchill, dessen berühmter Ausspruch "No sports" sie oft auch als Begründung angeben, wenn sie nach ihren körperlichen Betätigungen gefragt werden.

Dass diese Haltung der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich ist, wusste im Übrigen schon Churchill selbst, der in Wahrheit gar nicht so unsportlich war, wie dieser Ausspruch vermuten lässt. Und wer heute noch die Bedeutung der Bewegung nicht anerkennen möchte, hat es nicht einfach, schließlich werden wir täglich mit einer Unmenge an Informationen über die Vorteile des sportlichen Tuns versorgt und permanent dazu aufgefordert, uns dem Fitness- und Wellnesstreiben anzuschließen. Dagegen ist nichts einzuwenden, schließlich hat dieses Umdenken viele Menschen zum regelmäßigen Trainieren veranlasst. Vereinzelt finden wir aber auch den Widerpart zu Churchill. Den Sportfanatiker, dessen Leben ausschließlich vom Nachdenken über sein Training bestimmt ist.

Das Problem besteht allerdings nicht darin, dass jemand zu viel denkt und plant, sondern dazu tendiert, die körperliche Belastungsfähigkeit überzustrapazieren und deshalb das Ausmaß des Verträglichen überschreitet. Derartiges hat jedoch meist sehr unangenehme Auswirkungen. Wer nämlich zu viel Sport betreibt, kann seinem Körper ebenfalls Schaden zufügen. Freilich kommt es darauf an, um welche Sportart es sich handelt, denn die Unterschiede können beträchtlich sein. So sind z.B. 20 Stunden Radfahren eine ganz andere Belastung für den gesamten Körper als wenn man in der gleichen Zeit ausschließlich die Kraft trainiert. Auch macht es einen Unterschied, wenn Sie z.B. Tennis oder Fußball spielen. In diesem Fall nämlich werden Ihre Gelenke, Sehnen, Bänder und natürlich auch die Muskulatur einer wesentlich anderen Belastung ausgesetzt.

Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen der trainingswirksamen Zeit und jener Zeit, die für andere Tätigkeiten rund um den Sport verbraucht wird. Nur weil jemand 10 Stunden pro Woche im Fitnessstudio verbringt, heißt das noch lange nicht, dass er auch volle 10 Stunden trainiert hat. Aufwärmübungen, Dehnen oder regenerative Maßnahmen sind natürlich wichtig für den körperlichen Gesamtzustand, schulen aber z.B. weder Ausdauer noch Kraft im gemeinten Sinn. Um die trainingswirksame Zeit festzustellen, müssen Sie ein paar Dinge über Ihre Belastungsfähigkeit wissen. Für das Ausdauertraining braucht es die Kenntnis der so genannten Schwellenwerte bzw. der untersten Grenze für den jeweiligen trainingswirksamen Reiz. Wenn Sie also z.B. 3 Stunden mit dem Rad unterwegs sind und sich ein Pulsmessgerät umhängen, werden Sie nach der Auswertung feststellen, dass wahrscheinlich knapp die Hälfte des Trainings unter dieser Grenze stattgefunden hat. In diesem Fall waren Sie im Grunde also lediglich rund 90 Minuten trainingswirksam unterwegs. Ähnliches gilt für ein Kräftigungstraining oder andere Sportarten. Die tatsächliche Belastung lässt sich nicht einfach anhand der normalen Uhr ablesen.

Der durchschnittliche Freizeitsportler wird aber mit 10 Stunden Trainingsaufwand, die dann maximal 8 Stunden trainingswirksam sind, sein Auskommen finden. Wer meint viel mehr trainieren zu können, bewegt sich bereits im Leistungssport. Die Legenden von Spitzensportlern, die weit über 20 oder gar 30 Stunden pro Woche trainieren, sind jedoch sicher nicht mehr als solche. Freilich sitzen Radprofis viele Stunden am Rad oder müssen Triathleten sehr viel Zeit aufwenden, um einen Ironman im Spitzenfeld zu absolvieren, was allerdings davon trainingswirksam ist, das sind sicher nicht so viele Stunden.

Erliegen Sie also nicht dem Irrglauben, dass es nur darauf ankomme, wie viel oder wie lange man trainiert. Es geht vielmehr darum, sich die verfügbare Zeit ordentlich einzuteilen und nicht unnötig zu vergeuden. Täuschen Sie sich nicht selbst, sondern rechnen Sie einmal genau aus, was tatsächlich an Ihrem Sport jene Komponenten trainiert, die Sie damit verbessern wollen und erhöhen Sie vor allem vorsichtig und Schritt für Schritt die Belastungen.

Dr. G. Heidinger

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