MaxFun Sports Laufsport Magazin
Von der Kunst es nicht zu tun
11.09.2010, 12:00:00
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Auch heuer wieder fand sie statt, die viertägige Bergtour in Österreich, zu der man eingeladen wurde. Dreimal war man bisher dabei, und alle dreimal hatte man die Hosen gestrichen voll. Zu steile Felsen, zu viele Spalten, zu viel Felsschlag (Steinschlag kann man nicht mehr sagen dazu). Nach langem Überlegen sagte man heuer ab statt zu. Gott sei Dank, wie sich nach den Schilderungen der verrückten Kameraden herausstellte, denn das Wetter war schlecht gewesen, die Spalten ob des vielen Neuschnees nicht sichtbar, das Gelände schwierig wie im Jahr davor, nur eben mit weniger bis keiner Sicht. Sonntagmorgen, strahlender Sonnenschein, 20 Grad, kein Wind, ideale Bedingungen für eine lange, harte Radausfahrt. Der Kaffee duftet aus der Küche, die Zeitung duftet frisch nach Druckerei, die Vögel zwitschern. Man legt sich wieder hin, es ist bereits halb zehn, voriges Jahr noch war man da schon mindestens eine Stunde im Sattel gewesen. Heuer wird nach der Zeitung ein Buch gelesen, dann trifft man sich zum Brunch in einem Wiener Szenelokal, die Radausfahrt wird um mindestens eine Woche verschoben. Was ist nur passiert? War´s das? Keine Wettkämpfe mehr, kein geordnetes Training mehr? Zu alt? Zu trainingsalt? Leichte Unruhe ob dieser Gedanken keimt kurz auf, verdörrt aber alsgleich wieder in der Lethargie des Nichtstuns, der Ruhe. Haben die Prioritäten sich tatsächlich verschoben? Wird man selbst nun auch zum Wochenend-Kletterer, zum Kitesurfer, zum Schneeschuhwanderer? Oder flackert der alte Wettkampfgeist noch einmal so halb auf und rennt man so zum "Drüberstreuen" und zum Abschluss der vielen sportlichen Jahre noch ein paar Hunderter und 24-Stunden-Läufe, um hernach die Sportklamotten endgültig an den Nagel zu hängen? Legt man einfach ein wettkampffreies Jahr ein, damit die scheinbar völlig entleerten Energiespeicher wieder aufgefüllt werden können? Ist die Luft nur kurzfristig draußen, eine Kunstpause sozusagen? Will man nicht so werden wie seine zukünftigen Ex-Altersgenossen (die jetzt so alt sind, wie man selbst erst in ein paar Jahren werden wird), die stellen sich jedes Wochenende irgendwohin, die Familie immer dabei oder aber auch nicht mehr (…)? Fragen über Fragen, Antworten gibt´s in der Gegenwart keine, die Zukunft hat sie bereits gespeichert in einer noch nicht existierenden Scheune, in Form von Heu, das noch keines ist. Faktum ist nur, dass das Leben so kommt, wie es kommt. Und es Phasen im Erwähnten gibt, die gelebt werden, die aber auch zu Ende gehen. Nicht wehmütig soll man zurückblicken, sondern voller Freude nach vorne. Was, ganz ehrlich, bringt es, wenn man seinen 327. Fünfer in 17:30 rennt? Auf der anderen Seite, was bringt es, wenn man gar nicht mehr rennt und 20 kg zunimmt? War man seinem Umfeld nicht immer Vorbild, Wegzeigender, Wahnsinniger im positiven Sinn? Jetzt allerdings muss man aufhören, der Trainingskamerad wartet vor der Türe, er hat Kaffee und Kuchen mitgebracht… Christian Kleber (MAS) Link: www.MaxFun.cc |