MaxFun Sports Laufsport Magazin

Trainieren statt Zeitung lesen

24.01.2010, 12:00:00
Foto:
Technogym.com

Lokalaugenschein Fitnesscenter: Kein Laufband, kein Crosstrainer, kein Ergometer ist frei. Man findet folgende Situationen vor:

Situation 1: Laufband, äh, eigentlich „Gehband“, denn die junge Studentin mit dem dicken Wirtschafts-Lern-Buch in den Händen „walkt“ mit der Mindestgeschwindigkeit (auch das ein Paradoxon in sich selbst) von 1,3 km/h bergauf. Die Steigung ist mit 1,5% (also satten 15 Höhenmetern pro 1.000 Meter) ebenfalls recht moderat gewählt. Da die junge Dame scheinbar ihre acht StudienkollegInnen mitgenommen hat, die allesamt das gleiche harte „Trainingsprogramm“ zu absolvieren scheinen, ist kein Laufband mehr frei. Man ärgert sich, weil man partout nicht drankommt und diese Leute ohnehin im verrauchten Cafe am Eck besser aufgehoben wären. Besser wär es allemal, man trennte Lesen/Lernen und körperliches Training. Zwar hat beispielsweise ein Hermann Maier just dies oftmals erfolgreichst verbunden, doch ist man selbst meist nicht aus jenem Holz geschnitzt und überdies musste der wiederum drauf schauen, dass die Wattzahl am Ergometer beständig hoch und etwa die Ergebnisse der Rechnungen, die er zu lösen hatte, stets korrekt waren.

Situation 2: Mann bewegt sich auf einem Crosstrainer, eine großformatige Zeitung in den Händen haltend. Das Tempo seiner Schritte variiert zwischen 0 (in Worten „Null“) pro Minute und 2 (ebenfalls pro Minute). Der Mann scheint apathisch in den wichtigen politischen Text versunken zu sein. Beim Vorübergehen ergattert man einen kurzen Blick auf seine überdimensionale Pulsuhr auf seiner rechten Hand und erschrickt; die Zahl 183 soll nicht an die gar nicht so niedrige und schon oft kritisierte Anzahl der Nationalratsabgeordneten erinnern, sondern vielmehr an die horrend hohe Pulsfrequenz des „Trainierenden“. Der also nicht besonders fit sein kann, wenn er bei einer derartigen sportlichen Höchstleistung eine derartig hohe Pulsrate zusammenbringt. Bedenklich ist beides; das sog. „Lesen“ während des Sporttreibens und der schlechte körperliche Zustand. In diesem Fall kann sich unser Protagonist weder auf das eine (sportliche Training) noch auf das andere (Lesen, sich weiterbilden) wirklich konzentrieren.

Situation 3: Frau sitzt gedankenverloren auf der Chest Press, sie hat schon seit mehr als fünf Minuten keinen Satz, also keine Wiederholungen, mehr gemacht. Ungeduldig warten schon drei andere darauf, endlich zum Gerät zu dürfen. Doch die Dame macht keine Anstalten, man vermutet schon, sie sei gestorben, setzt gerade an, sie höflich darum zu bitten, einen doch dazwischen zu lassen, da kommt doch eine zaghafte Bewegung mit den Oberarmen, und oh weh, oh graus, sie setzt ihr sog. „Training“ fort. Unendlich langsam bewegen sich die fünf Kilogramm nach vorne, dort drohen die beiden Griffe steckenzubleiben, zu gering scheint die Lust der Schwerkraft, dies mächtige Gewicht wieder gegen Boden zu ziehen, dann leider doch irgendwann und ebenso unendlich langsam schwebt die unfassbare Zusatzlast von eben diesem „Gewicht“ wieder gen Boden. Die Dame macht zwar nur zehn Wiederholungen, aber diese dauern beinah ein Jahr. Man selbst hat mehr ungeduldig als geduldig zugesehen und ficht sich jetzt doch an, zu fragen, ob man dazwischen darf, doch die Frau scheint eingeschlafen, rührt sich auf jeden Fall nicht, kann vielleicht nicht die Sprache nicht. Etwas lauter fragt man noch einmal, zurück kommt nur ein böser Blick und der Satz: „Sie werden ja wohl ein wenig warten können, junger Mann.“ Was soll man da noch sagen!

Also; Don´t train and read!

Christian Kleber (MAS)

Link: www.MaxFun.cc

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