MaxFun Sports Laufsport Magazin
Siegerehrung: die Schlacht ist geschlagen, der Lauf gelaufen
06.04.2010, 12:00:00
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Man war schon austraben, duschen, umziehen und entschließt sich - wider seinen bisherigen Prinzipien - doch einmal einer Siegerehrung beizuwohnen. Dieses allgemeine Besudeln mit Lob, diese Selbstbeweihräucherungen gepaart mit einer dicken Portion Fremdscham mag man sonst zwar nicht, diesmal hat man aber ein paar alte Laufkollegen getroffen, mit denen das gar nicht so kalte Helle auf einmal wunderbar schmeckt, also bleibt man. Zuerst findet eine Tombola statt, und man muss sagen, dass die Preise sich durchaus sehen lassen können. Da gibt es Bierkästen, erlesene Weine, Gutscheine, sogar nagelneue Laufschuhe sind im Eck versteckt. Ein nettes kleines Mädchen ist aus der Masse der ZuseherInnen ebenfalls recht bald erkoren, es soll die rechten Lose ziehen. Bei den ersten zwei, drei Nummern geht alles noch ein wenig langsam vonstatten, klar, Kind, Sprecher, Offizielle müssen sich erst an das Prozedere des Ziehens, Erkennens der Zahl, Vorlesens der selben und des Austeilens der richtigen Preise gewöhnen. Als bei der siebten Nummer immer noch das gleiche Tempo (Vorsicht, Paradoxon!) vorherrscht, wird man zum ersten Mal nervös. Man steht auf und erhascht einen Blick auf sämtliche (!!!) Lospreise, die die Anzahl der TeilnehmerInnen bei weitem übersteigen muss. Man beruhigt sich damit, dass wahrscheinlich jeder Gewinner gleich ein paar Flaschen oder Gutscheine bekommen wird und setzt sich wieder hin. Schließlich ist man selbst einer der Glücklichen, eilt auf die Bühne und - bekommt ein Glas Honig. Eines also und nicht ein paar, und man muss sagen, dass die Anzahl der Geschenke jetzt sogar noch mehr geworden sein dürfte, man kann kein Ende erkennen. Doch da muss man auch schon wieder runter von seinem Siegesplatze, der nächste Tombolafreak will beschenkt werden. Die Laufkumpanen längst vergangener Tage zeigen bei der Rückkunft zu Tische ihr gar nicht mehr so makelloses Lächeln, man hat noch ein zweites Bier bestellt, und so geht das Warten weiter. Nach einer knappen Stunde sind tatsächlich alle Preise vergeben, es folgt die Siegerehrung. Da man selbst recht weit vorn zu finden ist, die Tombola überstanden hat, bleibt man also noch. Zudem muss ausgetrunken werden. Natürlich werden zuerst die Kinder geehrt. Als der Wind ein wenig dreht, versteht man plötzlich auch wieder den netten Sprecher (der auch schon bei seiner zweiten Runde sein muss, mindestens), und als der sagt, wir kommen nun zur Bubenklasse der 9-9,5jährigen, steigt der eigene Blutdruck bedenklich. Die Kinder werden also in Halbjahresschritten geehrt, und so kommt es, dass die Siegerehrung des Hauptlaufs erst eineinhalb Stunden später stattfindet. Man hat inzwischen umgesattelt auf Kaffee, sonst kommt man gar nicht mehr heim, irgendwann wird man selbst aufgerufen, holt sich sein Kapperl für den zweiten Gesamtrang ab, ein schönes Kapperl immerhin, mit der Aufschrift des Ortes, an dem man gelaufen ist. Um halb acht, es ist längst dunkel geworden über der Stadt, betritt man die Wohnung, man stinkt nach Schweiß, Bier und Kaffee, die Frau hat nur noch einen Zettel hinterlassen mit der Aufschrift „Gratuliere“, ihre Sachen hat sie mitgenommen. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass all die Männer, die man heute seit langem wieder getroffen hat, ein ähnliches Schicksal ereilt haben muss, vor langer Zeit schon… Christian Kleber (MAS) Link: www.WomanMaxFun.com |