MaxFun Sports Laufsport Magazin

Richtig oder falsch?

25.04.2010, 12:00:00
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Es steckt tief in uns, dieses Besser-sein-wollen, dieses Siegen-wollen. Wäre das nicht so, würden wir allesamt jämmerlich untergehen.

In der heutigen Zeit tendiert man immer mehr dazu, zu sagen, was alles gut oder positiv ist, "aber...". Beispiel Fitnesscenter, Latzug, Mann, leicht übergewichtig, nicht gerade sportlich, reißt die 15 kg, die er aufgelegt hat, mit rundem Rücken hinunter, dass es nur so eine Freude ist. Der einfühlsame Trainer geht nun nicht hin und sagt, "Mach das bitte so und so", sondern fragt erst nach dem werten Wohlbefinden, stellt sich mit seinem Namen vor, blablabla, und schließlich erkundigt er sich nach dem Grunde der etwas eigenwilligen Bewegung, wobei er diese gar nicht so bezeichnet. Es ist ja durchaus möglich, dass sich der Trainierende auf die Weltmeisterschaften im Buckelwalzählen vorbereitet und von Kindesbeinen an unter einem schrecklichen Buckel leidet.

Anderes Szenario Schule; Noten sollen abgeschafft werden, immer diese Bewertungen, immer dieser Druck. Wenn man dann beim Halbjahres- oder Jahres-Elterngespräch sitzt, die Kinder nicht bewertet, stattdessen die lieben Kleinen ihre Arbeiten des ganzen Jahres vorstellen lässt (den Eltern), hört man nicht selten, was denn das nun für eine Note sei. Keine natürlich, die Kinder stellen Ihnen nur ihre gesammelten Werke vor. Aha.

Dabei steckt es tief in uns, dieses Besser-sein-wollen, dieses Siegen-wollen. Wäre das nicht so, würden wir allesamt jämmerlich untergehen. Dies soll zwar kein Loblied auf den Fortschritt und den täglichen wirtschaftlichen Wettbewerb werden, aber es ist eben genetisch in uns verankert, dass wir gewinnen müssen, schlicht, um als Erster beim Aas zu sein, dieses fressen und damit überleben zu können. Schon der Zweite ist Verlierer, bekommt nichts mehr ab und verhungert im schlechtesten Fall.

Und genauso tief drinnen in uns ist verankert, dass wir wissen wollen, ob wir schneller sind als die anderen, besser, gescheiter, größer, lustiger, intelligenter, verrückter, usw. Das ist der Grund, warum Kinder Wettläufe untereinander austragen, ganz ohne großes Veranstaltungs-Pipapo, das ist der Grund, warum sie benotet werden wollen, das ist der Grund, warum so viele Menschen an diversen Wettkämpfen teilnehmen. Klar gibt es auch einen guten Teil, der sich von so etwas überhaupt nicht beeindrucken lässt; dieser Teil der Menschheit hat die Genetik der beim Feuer Wartenden, die, die das Feuer machen können, es bewachen, in selbiges schauen und darüber sinnieren, wo denn der Sinn in all dem stecken mag.

Selbstverständlich haben beide von beidem etwas, die Jäger denken schon des öfteren über Sinnhaftigkeit oder -losigkeit des Jagens nach, die Feuermenschen darüber, dass es vielleicht doch einmal ganz reizvoll wäre, sich der Konkurrenz zu stellen. Verurteilen darf man weder den einen noch den anderen. Wer nicht will, der hat schon, wer nicht will, muss ja nicht. Wer wettkämpfen möchte, obwohl er schon weit über siebzig Jahre alt, der soll das auch tun dürfen. Niemand sollte ihn dafür schief anschauen, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, jeder ist frei! Gerade in Läufer- und sonstigen Ausdauersportkreisen gibt es sie zu Hauf, die ewigen Nörgler, Besserwisser, Weltverbesserer; die, die "es ja schon immer gewusst hatten", die, die "finden, dass der mit seinen 56 Jahren jetzt langsam aufhören könnte, der alte Depp". Und schimpfen, weil selbst auch nicht viel jünger, dabei in Wahrheit nur über sich selbst. Richtig oder falsch? Alles ist richtig, alles ist falsch.

Christian Kleber (MAS)

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