MaxFun Sports Laufsport Magazin
Eine Traumleistung
07.09.2010, 12:00:00
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Irgendwie war diesmal alles anders. Nicht, dass man sich nicht ordentlich vorbereitet hätte, ganz im Gegenteil, penibler hätte man kaum agieren können. Am Vorabend brav zeitig schlafen gegangen, die zwei Portionen Nudeln mit fettarmer Sauce und in gehörigem Abstand genossen, wurden schon während des Einschlafens verdaut, die Speicher waren also voll, randvoll; hydriert war man auch bis zum Dorthinaus, der Urin so durchsichtig, dass man ihn schon fast nicht mehr sehen konnte, man war guter Dinge. Nicht, dass man bislang so unerfolgreich gewesen war, nein, da und dort hatte man seine Form schon aufblitzen lassen, dennoch wollte man am nächsten Tag dem Ganzen die Krone aufsetzen, zuschlagen sozusagen. Die Nacht verlief reibungslos, der Schlaf war tief, die REM-Phasen unendlich, vollkommen regeneriert hörte man das Weckerläuten, man stieg mit dem rechten Bein aus dem Bette, streckte sich hin, streckte sich her, taumelte etwas verschlafen in die Küche um sich Kaffee zu machen; DER musste sein, auch vor dem Marathon, immerhin waren es noch satte vier Stunden bis zum Startschuss, und alsbald duftete die ganze Wohnung nach dem geliebten Koffein. Nach dem doch etwas kargen Frühstück, aber so gehört es sich nun mal, schlurfte man in die Laufklamotten und dann begann es, die Zeit zog sich plötzlich dahin wie ein Strudelteig, man konnte nicht unbedingt von sich behaupten, durch ein Wurmloch in Richtung Start zu schlüpfen, eher das Gegenteil war der Fall. Nicht, dass man sich vorkam, wie wenn man in einem Schwarzen Loch festgehalten würde, nein, man bewegte sich doch, nur eben irgendwie langsamer und vor allem mühsamer als sonst. Die erste U-Bahn musste man fahren lassen, weil die Tür genau vor der Nase zugegangen war, oder war sie schon zu, als man hinkam, genau konnte man es jetzt nicht mehr sagen, die zweite U-Bahn erwischte man, doch sie fuhr nicht dorthin, wo man hinwollte, plötzlich war man am anderen Ende der Stadt. Und "plötzlich" ist auch noch der falsche Ausdruck, es schien eine Ewigkeit gedauert zu haben, und doch fand man den Weg zurück und bis zum Start, man war sogar rechtzeitig dort. Nervös, das war man schon, denn immerhin hatte man sich nicht ordentlich aufwärmen können, was heißt da "nicht ordentlich", gar nicht, man war ja in der U-Bahn gefangen gewesen. Fünf Minuten vor neun hatte man es schließlich geschafft, der Startschuss war noch nicht gefallen, und doch liefen schon alle, keiner, der noch stand. Wie gab es denn sowas, man war doch so gerade noch rechtzeitig dort gewesen, und dann das. Also musste man Gas geben, mächtig, und das tat man auch, zu seinem eigenen Erstaunen, man lief, was das Zeug hielt, üperholte einen nach dem anderen, fand sich recht bald in einer der vorderen Gruppen wieder. Doch irgendwann lief es nicht mehr so recht, einer nach dem anderen überholte einen wieder zurück, schließlich tuckerte auch der Schlusswagen vorbei, und als man im Ziel ankam, war keines mehr zu sehen. Nur ein paar Betrunkene, die einen auslachten. SCHRILL!!! Da ertönte der Wecker und man bemerkte erst nach ein paar Sekunden, dass alles nur ein Traum gewesen war. Jetzt konnte er wirklich kommen, der Marathon, Kaffee, Frühstück, Laufklamotten, ein Blick ins Internet, und - oh Schreck - der Wettlauf war doch erst in einer Woche! Wie oft wird man wohl noch davon träumen, bis er endlich vorbei ist, der Lauf?! Christian Kleber (MAS) Link: www:MaxFun.cc |