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Die Stoa und das bewegte Denken
07.04.2010, 12:00:00
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Konstantinos Dafalias/PIXELIO |
Von Platon über Aristoteles und seine peripatetische Schule, bis zu Rene´ Descartes, der seine berühmten Meditationen mit einem Spaziergang beginnt, findet sich die Verbindung von körperlicher und geistiger Bewegung. Und der Literat Albert Camus erschuf aufgrund seiner Ausflüge nach Tipasa sogar den Begriff des „Mittelmeerischen Denkens“. Eine derjenigen Denkschulen, die diese Verbindung aber geradezu kultivierte, war jedoch die philosophische Schule der Stoa, die nach dem Säulengang benannt wurde, der dazu diente, beim Denken begangen zu werden. Gegründet in Athen von Zenon aus Kition, bemühte sich die Stoa in erster Linie um die Verbindung kynischer Lehren mit den Gedanken verschiedenster anderer Philosophen. Zwar teilten die Stoiker ihre Unterweisungen in drei Teile, den Mittelpunkt allerdings bildete neben der Logik und der Physik, die Ethik. Sie ist der wichtigste Teil der stoischen Philosophie. Stoische Ethik war der Überzeugung, dass der Mensch als vernünftiges Wesen, die universelle Gesetzmäßigkeit erkennen könne und es tugendhaft sei, nach dieser zu leben. Hierin bestehe, laut Stoa, auch die einzig mögliche, wahrhaftige Glückseligkeit. Alles, was der Mensch hoch schätzt und wonach er Zeit seines Lebens strebt,wie z. B. ein langes Leben, Gesundheit, Ehre oder Besitz, sei genauso wie das, was er ständig zu vermeiden sucht, wie Krankheit, Tod und Armut, weder gut noch schlecht, sondern schlicht und einfach gleichgültig. Die Aufgabe des Menschen könne deshalb nur der fortwährende Kampf gegen seine Affekte sein, die ihm Gleichgültiges und Schlechtes als wertvoll vortäuschten. Ziel des Stoikers müsse daher die absolute Überwindung dieser Affekte sein. Der Stoizismus fordert allen Ereignissen, sowohl den negativen wie positiven, mit Leidenschaftslosigkeit zu begegnen. Erst wer dies erreicht habe, der sei wahrhaft weise. Allerdings schränkt der Stoizismus ein wenig ein und fordert im Gegensatz zu den Kynikern und dem restlichen antiken Denken eine allgemeine Gerechtigkeit und Menschenliebe auf eine andere Art und Weise. Die Stoiker waren deshalb auch die ersten Philosophen, die im Altertum den Gedanken einer umfassenden Humanität mit dem eines bewussten Kosmopolitismus verbunden haben. Bewegen, Denken und humanitäres Handeln sind Werte, die dem gedanklichen Hintergrund des Zen-Running sehr ähnlich sind. Deshalb, liebe Zen-Runner: „Laufen wir weiter und bleiben wir dabei ein wenig stoisch, im Sinne von Zenon und seinen Nachfolgern. Es muss uns ja deshalb nicht sofort alles gleichgültig sein. Selbst die beim nächsten Marathon gelaufene Zeit nicht!“ Allein unsere Affekte ein wenig im Zaum zu halten, kann gut tun und dazu noch beruhigend sein. Dr. Günter Heidinger |