MaxFun Sports Laufsport Magazin

Auf der Suche

14.06.2010, 12:00:00
Foto:
© Willi Heidelbach/PIXELIO

Den Weg zum Trainingslager schafft man nur noch mit Navi, völlig außer Acht lassend, dass man bereits zum 154. Mal in diesen Ort fährt...

Bis vor etwas mehr als einem Jahrzehnt wussten wir gar nicht, dass wir eigentlich andauernd auf der Suche sind. Suchende sozusagen, ob Findende, das war und sei auch heute noch dahingestellt.

Braucht man einen neuen Kühlschrank, weil man den alten beim Enteisen unabsichtlich mit einem Schraubenzieher durchlöchert hat, googelt man sich einen. Die neuesten Laufpatschen bestellt man sich online, ein paar Nahrungsergänzungsmittel gleich mit hinein in den fiktiven Einkaufswagen, den Weg hinunter zum Triathlon-Trainingslager nach Cividale schafft man nur noch mit Navi, völlig außer Acht lassend, dass man bereits zum 154. Mal hinunter fährt; unten angekommen findet man seine Rad- und Laufstrecken auch nur mit dem GPS-System am Handgelenk, man kennt diese zwar bestens aus den Jahren davor, aber man weiß ja nie.

Schließlich ist man überrascht, dass man wider Erwarten 31 km/h Schnitt gefahren ist für genau 89 km, gibt seine Daten via bluetooth in den Laptop, legt sie gleich über die Daten des Vorjahres und stellt - zuerst ein wenig säuerlich - fest, dass man um 2 Minuten langsamer war - bei etwas höherer Herzfrequenz. Da popt aber G-s-D ein kleines Fenster auf, das auf die höhere Temperatur im heurigen Jahr hinweist. Ausrede, ähm, Grund gefunden!

Auch im Schwimmbad hat man seine Alleskönner-Uhr umgeschnallt, NOCH sagt sie einem nicht nach 25 respektive 50 Metern, dass man wenden muss, aber wie lange noch nicht? Nein, vielmehr speichert sie sämtliche Durchgangszeiten der Intervalle ab, Puls, Effizienz des Wirkungsgrades, Atemfrequenz, Wasserverlust, passend dazu Hydrationszustand, Aufteilung des Trainings in die jeweiligen Trainingsbereiche und vieles mehr. Im Hotelzimmer angekommen - das i-Phone hat einen vorher noch in zwei herrliche Trattorias, drei Bekleidungsgeschäfte, die gerade Ausverkauf haben, sowie in eine Trafik, in der man eine bekannte italienische Sportzeitschrift erstanden hat, gelockt, pardon, geleitet - überträgt man seine Daten wieder via bluetooth in den Laptop; und sendet sie nun gemeinsam mit den Daten der Radausfahrt an seinen online-Trainer, der sie ad hoc auswertet. Den Plan für nächsten Tag erhält man spätestens vor dem Schlafengehen, ebenso wie die Empfehlungen für die Nachtruhe, die etwa so aussehen; 10 Min Einschlafphase, 1 Stunde REM-Phase, 2 Stunden leichter Schlaf, aufgrund mangelnden Zuckers im Blut Heißhungerattacke bei der Minibar, 30 Min Schlafpause (also Pause vom Schlaf), hernach wieder REM- und leichte Schlafphase, alles aufgezeichnet mittels Fingerclips, kommt ebenfalls zu den Daten für morgen.

Nach dem Trainingslager findet man dank Navi mehr oder weniger schnurstracks (mit einigen Umwegen, die man seiner eigenen Reaktion, oder besser gesagt, Nicht-Reaktion, oder vielleicht einem etwas zögerlichen Navi zu verdanken hat) nach Hause, stellt die letzten Fotos, die man via i-Phone auf der Rückreise gemacht hat, auf facebook, zu den anderen Fotos dazu, und geht zufrieden schlafen. Wissend, dass man nun wieder vom individuellen Schlafphasenwecker (der erkennt, wann der ideale Zeitpunkt zum Aufwachen gekommen ist) geweckt wird - den wollte man nicht mitnehmen aufs Trainingslager (man kann auch Urlaub dazu sagen), weil man endlich keinen Chef oder keine Chefin hatte, der/die einem dauernd sagt, was man machen muss. Immerhin möchte man wenigstens, wenn man frei hat, selbst entscheiden, was gut und was nicht so gut für einen ist.

In diesem Sinne - leb Dein Leben! Oder lass es leben!

Christian Kleber (MAS)

Link: www.WomanMaxFun.com

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