MaxFun Sports Laufsport Magazin
Wendelin Schmidt-Dengler
08.09.2009, 12:00:00
Foto:
© Universität Wien |
Wendelin Schmidt-Dengler, Germanist, Literaturkritiker und Wissenschaftler des Jahres ist plötzlich und völlig unerwartet gestorben. Schmidt-Dengler war berühmt für seine enthusiastischen Vorträge, war bekannt für seine sympathische Art zu kritisieren und seine immer zu spürende intelligente Ironie. Ein begeisterter Fußballfan, der sich jedoch von den beschalten und mit Fahnen geschmückten Fanatikern distanzierte und das Fußballspiel aus intellektueller Sicht reflektierte. Die sich bekriegenden Vereinsgegner verglich er einmal mit den „Cowboy- und Indianerspielen, der jungen Knaben“. Im Vorfeld der Fußball-EM beschlich ihn der Verdacht, „dass Österreichs Intellektuelle anstatt Köpfen mittlerweile Fußbälle trügen“, anders konnte er sich den Hype um die EM, der sogar diese erfasste, nicht mehr erklären. Wendelin Schmidt-Dengler war aber auch selbst nicht ganz untätig in Bezug auf Körperliches. So wurde er das eine oder andere Mal im Wiener Türkenschanzpark laufend gesichtet. Was wohl beim Laufen in seinem mit Weltliteratur gefüllten Kopf vorgegangen war? Wir werden es leider nicht mehr erfahren. Wieder hat ein bewundernswerter Mensch, von dem zu lernen es eine Ehre und Freude war, plötzlich und unerwartet diese Welt verlassen. Wieder einmal bereue ich zutiefst, mein immer und immer wieder hinausgeschobenes Vorhaben, mir wieder einmal Schmidt-Denglers Vorlesungen anzuhören, nicht umgesetzt zu haben. Wieder einmal hatte ich unterschätzt, wie rasch man keine Möglichkeit mehr haben kann, wichtige Menschen, die etwas Bedeutendes zu sagen haben, in der Realität zu erleben. Einzig beruhigend bleibt jedoch einmal mehr der Gedanke, dass wir Menschen durch die Erfindung der Schrift die Möglichkeit haben, eine Form der Kommunikation mit Menschen aufrecht zu erhalten, die schon lange nicht mehr unter uns sind. Wendelin Schmidt-Dengler hat davon Vieles hinterlassen und wird deshalb nicht völlig vergessen werden. Darüber hinaus bleibt uns aber auch das Glück, Hör- und Bilddokumente zu besitzen, um sein Wirken bewundern zu können. Der Mensch Schmidt-Dengler allerdings ist dadurch nicht zu ersetzen und wird fehlen. Zumindest mein nächster Kontemplationslauf wird Wendelin Schmidt-Dengler gewidmet sein, hoffend dass es irgendwo einen Ort gibt, an dem Schmidt-Dengler sich jetzt nicht mehr mit mühsamen, oftmals auch desinteressierten Zuhörern abzugeben braucht, die ihn das eine oder andere Mal schon zu zornigen Reaktionen treiben konnten, sondern vielleicht mit den großen Denkern und Geistern der Geschichte zusammentrifft und ebenbürtige Gegenüber findet. Dr. Günter Heidinger Dr. Günter Heidinger |