MaxFun Sports Laufsport Magazin

Von wem ist hier die Rede?

07.04.2009, 12:00:00
Foto:
© MaxFun.cc/K.Köb

Sie sind allerorts bekannt, gefragt, bleiben dennoch diskret im Hintergrund, obwohl sie eigentlich lange Zeit im Vordergrund, sprich von vorne, agieren.

Die Rede ist von Tempomachern - Pacemaker  

Paul Tergats Weltrekord im Jahre 2003, aufgestellt in Berlin, in einer Fabelzeit von 2h04Min55s, entstand nicht zuletzt durch die unglaubliche Tempoarbeit, die Sammy Korir für ihn machte. Bis zum Schluss übrigens, Korir kam exakt 1 (in Worten EINE) Sekunde später als Paul ins Ziel; und das, obwohl er brav 42,190 (die letzten 5 m wurde er ja quasi überholt) Führungsarbeit geleistet hatte. Für den großen Helden an diesem Tag, Paul Tergat.

Tergat ist mit Sicherheit einer der besten Langstreckenläufer, die je existierten, an diesem Herbsttag des Jahres 2003 verdient jedoch meiner Meinung nach Sammy Korir wesentlich mehr Anerkennung. Bei knapp über 20 km/h ist der Windschatten, auch wenn es sich bei Korir nicht unbedingt um einen Koloss, der einen wahren Sog hinter sich herzieht, handelt, recht passabel, so gesehen relativiert sich eigentlich Tergats damaliger Weltrekord – obgleich es sicher nicht besonders viele Läufer gegeben hätte – im Jahr 2003 – die im Windschatten des Pacemakers eine solche Zeit hätten laufen können – in Berlin war es genau einer.  

In anderen Sportarten spielt der Windschatten – aufgrund des höheren Tempos – eine wesentlich wichtigere Rolle; Radfahren, Skaten, Langlaufen, aber auch Schwimmen (hier ist der Wasserschatten, zumindest im Triathlon, nicht mehr wegzudenken), sind ohne ihn beinahe undenkbar.  

Aber auch Hobbyläufer bedienen sich gerne eines sogenannten „Pacemakers“; bei vielen Marathonläufen auf der ganzen Welt werden diese eingesetzt, um den Teilnehmern das Erreichen ihres persönlichen Ziels, so dieses exakt bei 3:00, 3:15, 3:30 oder dergleichen liegt, etwas leichter zu machen. Dass sich die MitläuferInnen dann um überhaupt nichts mehr kümmern brauchen, ist natürlich ein Märchen; essen, trinken, aber vor allem laufen muss man schon selbst, lediglich die richtige Einteilung des Rennens (vom Tempo her) lässt man den Tempomachern über; und das ist auch gut so, denn wenn man beispielsweise 3:30 „draufhat“ und sich (wie übrigens immer noch 90 % aller StarterInnen) zu Beginn von der tollen Atmosphäre, dem Hochgefühl verleiten lässt zu einem zu schnellen Beginn – und das wäre in diesem Fall auch schon bei 4Min50s/km der Fall, büßt man dafür auf der zweiten Hälfte mit immer schwerer werdenden Beinen und immer langsamer werdenden Kilometerzeiten.  

Aber auch persönliche Tempomacher werden immer beliebter, man denke nur an die vielen braven Ehemänner, die ihre Ehefrauen auf allen möglichen Distanzen unterstützen, ihnen Getränke, Bananenstücke und dergleichen reichen, sie vielleicht über den einen oder anderen kurzen Anstieg drüberschieben (was eigentlich nicht so wirklich erlaubt ist, aber bitte…), und sie brav anfeuern.

Zwei Dinge seien hier noch erwähnt;

  • erstens muss „Mann“ hier wirklich aufpassen, dass er seiner Holden nicht auf „blöd“ kommt, denn ein langsameres Tempo als man vielleicht gewöhnt ist, lässt einen doch recht leicht dumme Sprüche klopfen („Schau dir DEN an, wie DER rennt.“ – Ihre Frau rennt neben Ihnen genauso schnell oder langsam…);
  • zweitens sollten Ehemänner ihre Ehefrauen (oder Freunde ihre -innen) wirklich nur bei Läufen unterstützen; bei einem Ironman etwa ist Windschattenfahren immer noch verboten; auch, wenn sich eine Radzeit von Frauen um die fünf (5) Stunden recht gut in Ergebnislisten liest, wissen die MitstreiterInnen doch meist, wie diese zustande gekommen ist…  

Diejenigen, die für den heurigen VCM noch keinen Tempomacher haben, können sich allerdings auch an den km-Durchgangszeiten oder an ihrem Gefühl orientieren; glauben Sie mir, das funktioniert auch.

C.K

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