MaxFun Sports Laufsport Magazin

Trainingsleere und Trainingslehre

25.05.2009, 12:00:00
Foto:
Sven Ehnert/PIXELIO

Es ist kein Trainingsfortschritt spürbar, eher exakt das Gegenteil, obendrein ist man müde, schlecht gelaunt und kann nicht schlafen.

Trainingsleere. Schreibt man eigentlich „Trainingslehre“ und ist die Lehre von Training und dessen Wirkungen. Wenn man also z. B. einen langen Dauerlauf im niedrigen Intensitätsbereich absolviert, will man damit die Anzahl seiner Mitochondrien (= „Kraftwerke“ in den Zellen, die Energie verstoffwechseln können) steigern und seinen Fettstoffwechsel (d. h. die Fähigkeit seines Körpers, Fette zu verstoffwechseln) optimieren.

„Hypertrophietraining“ (kommt aus dem Krafttrainingsbereich) hat anabole (also „muskelaufbauende“) Effekte zum Ziel, hier geht es um Zunahme des Muskelfaserquerschnitts, etwa aufgrund von Neubildung von Fibrillen. Verschiedene Trainingsformen haben ergo verschiedene Wirkungen, selbstverständlich.  

„Trainingsleere“ hingegen ist der aufgrund von zu vielen Trainings- oder Wettkampfkilometern bedingte Zustand, der u. a. apathische Blicke, ein absolutes Wurschtigkeitsgefühl und völlige Antriebslosigkeit beinhaltet. Man trainiert nur noch, um sein „Soll“ (was auch immer das sein soll) zu erfüllen, um die Kilometervorgaben, die man sich meist selbst gesetzt hat, zu erreichen. Es ist kein Trainingsfortschritt spürbar, eher exakt das Gegenteil, obendrein ist man müde, schlecht gelaunt und kann nicht schlafen. Außenstehende fragen sich nach dem „Warum“, genauer gesagt danach, warum denn die oder der Betroffene nicht endlich einsieht, dass Pause oder bessere Trainingsstrukturierung vonnöten wäre, man selbst fragt sich auch nach dem „Warum“, allerdings genauer gesagt danach, warum man sich denn so mies fühlt. Man will und will nicht einsehen, dass es so nicht weitergehen sollte.  

Und hier kommen wir wieder zum Begriff „Trainingslehre“. Wer etwa fünfmal pro Woche laufen geht, dies stets irgendwie, einfach nur zum „Wohlfühlen“, aber dennoch im Hinterkopf abgespeichert hat, dass er heuer noch die und die Leistung erreichen will, dem sei gesagt; freilich ist fünfmaliges Ausdauertraining pro Woche eine tolle Sache für die Gesundheit, für das Wohlbefinden und für einen guten Look; vorausgesetzt man „überpaced“ nicht dauernd, man unterfordert sich nicht dauernd, und, viel wichtiger, man ist es gewohnt, seine Zeit nicht optimal zu nützen.

Stellen Sie sich einen Biergarten im Hochsommer vor: 70% der Gäste wollen Bier, ganz klar, aber 30% nicht. Einige wollen noch dazu etwas Essen, vielleicht sogar eine Nachspeise mit Kaffee, aber…der Kellner (der gleiche übrigens, der fünfmal pro Woche laufen geht, aber eben nur irgendwie) kann und will nur Bier bringen. 70% der GästInnen sind hochzufrieden, 30% gar nicht und die verlassen das Lokal auch. Somit ist zwar Erfolg da, aber eben nur suboptimal.  

Was das heißen soll? Strukturieren Sie Ihr Training, lassen Sie sich von Profis (aber wirklichen Profis, nicht selbsternannten!) helfen. Sie sind in Ihrem Business auch nicht erfolgreich geworden, weil Sie engstirnig und ohne Sinn für Innovationen gearbeitet haben. Mut zu Neuem, noch nicht Ausprobiertem!

Das gilt übrigens nicht nur für unseren 5x/Woche-immer-irgendwie-Läufer, sondern auch für Superstars im Sport. So hat etwa die Siegerin des Ironman Kärnten 2008 ihr Training davor komplett umgestellt, Schuld war ein neuer Trainer. Radprofis trainieren heutzutage doch etwas anders (Intensitäten spielen eine ganz andere Rolle) als Radprofis vor 30 Jahren (da war meist der, der die meisten Kilometer im Training am schnellsten fahren konnte, der Beste). Aber eben auch immer mehr Businessleute, die auch im Sport ihr Optimum herausholen wollen, verlassen sich auf die Ergebnisse seriöser Leistungsdiagnostiken und der Pläne, die daraus resultieren. Warum? Weil man mit Effektivität langfristig gesehen erfolgreicher und billiger aussteigt. Lassen Sie sich das eine Leere, äh, Lehre, sein!    

Christian Kleber (MAS)

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