MaxFun Sports Laufsport Magazin
Rauf auf den Kahlenberg
11.10.2009, 12:00:00
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Und der unmittelbare Anblick dieses herausragenden Gebildes musste hart erkämpft werden, nicht nur schier in den Himmel ragende Wege, sondern auch böser Gegenwind machten es allen schwer - aber zumindest gleich schwer. Der Kahlenberglauf findet seit 20 Jahren traditionellerweise am 2. Sonntag im Oktober statt, sein Pendant, der Wiener Höhenstraßenlauf stets am 1. Samstag im 10. Monat des Kalenderjahres. Beide Herbstlaufklassiker werden von Roland Herzog, dem ehemaligen Präsidenten des Wiener Leichtathletikverbandes, organisiert, ganz nach alter Schule, mit Wettkampfrichtern des WLV, ohne lange Wartezeiten bei der Anmeldung, kurz, ohne (unnötigen) Firlefanz mit Startsackerln, in denen neben Kapperln auch noch Kostproben von neuen Duschgels und das eine oder andere Traubenzuckerstückerl zu finden sind. Ebenso die Streckenführung, klar ersichtliche weiße Pfeile deuteten den Weg vom pittoresken Kahlenbergerdorf direkt hinauf in den Himmel. Bekanntlich kann, wer im Hafen des zwischen Nussdorf und Klosterneuburg gelegenen Örtleins steht, zwischen drei Varianten hinauf wählen; ganz rechts die Nase, die von Andrea Mayr, unserer Berglauf-Weltmeisterin, im Training in sage und schreibe 8Min20s bezwungen wurde. Probieren Sie das mal, Start ist ganz unten bei der ersten Stufe, das Ziel befindet sich oben (bei der letzten Weggabelung einfach geradeaus weiterlaufen) am höchsten Punkt neben dem schönen Gebäude am Leopoldsberg. In der Mitte befindet sich der Waldbachsteig und wenn man sich sozusagen am linkesten hält, bezwingt man (hoffentlich) die Eiserne Hand. Beim Kahlenberglauf geht´s zunächst den Waldbachsteig bis zur Josefinenhütte hinauf. Dort ist man eigentlich schon dermaßen anaerob und dem Sender so nah, dass der Lauf getrost auch an dieser Stelle sein Ende haben könnte. Aber nein, da hat man erst 2,2km und muss auf dem (normalerweise) wunderschönen Stadtwanderweg leicht bergab bis hinüber zur Eisernen Hand, die man noch ein kleines Stücklein bergab läuft, um schließlich durch schöne Weingärten auf die Kahlenbergerstraße zu gelangen (hier blies der Gegensturm übrigens zwei sehr schlanke Teilnehmer wieder hinunter nach Nussdorf…), deren Serpentinen zum Restaurant am Kahlenberg führen. Auch da würde man lieber einkehren als nochmals 800m rund um den letzten Hügel, auf dem der ORF-Sender steht, zu rennen. Aber wer tut das schon, das Ziel so knapp vor Augen? Steil durch den Wald geht´s am Ende, und endlich hat man es geschafft. Wer glaubt, dass Wien keine Berge hat, irrt gewaltig. Der Kahlenberg gehört bekanntlich zur Glockner-Gruppe, und ganz oben am Sender waren gewaltige Eiszapfen zu sehen. Die Bedenken, die man anfangs im Bus, der von Heiligenstadt kommt und direkt im Kahlenbergerdorf stehenbleibt, hatte, wegen des Trainingsanzugs aus den späten Achtzigern (irgendwas muss man ja in den Öffentlichen anhaben, soll doch keiner wissen, dass man am Sonntagmorgen nichts Besseres zu tun hat als irgendwo im Wald herumzuhirschen), werden von Herrn Herzog bei der Startnummernausgabe sofort weggewischt. Ein roter Bus bringt die Kleidungssäcke hinauf zum Ziel, die Siegerehrung allerdings findet wieder unten statt, im Keller des Pfarrheurigen, dort, wo alle SportlerInnen sich an Käsbrot und Bier laben, dort, wo wirklich noch jeder, der etwas gewonnen hat, beklatscht wird. Christian Kleber (MAS) Link: www.MaxFun.cc |