MaxFun Sports Laufsport Magazin

Jakobsweg Teil 5

27.04.2009, 12:00:00
Foto:
Lothar und Ingrid Laaber

Die Ruhetage in Madrid - Ingrid und Lothar Laaber, in Sportlerkreisen bekannt durch die Buchhandlung Laaber, folgten dem Ruf des Jakobsweges

Im Gegensatz zum kühlen Norden ist es in Madrid wirklich extrem heiß. Wir schlendern durch Museen, Parks und besuchen Kirchen, darunter auch die berühmteste Kathedrale des Fußballs, das Bernabeu Stadion und Lothar wartet, dass der Schmerz zumindest ein wenig nachlässt.  

Die Pause tut gut. Wir schwelgen im Schinkenhimmel (das Lokal heißt wirklich so!), trinken Eiskaffee, sehr teures Bier und tolle Weine. Nur mit dem Abendessen gibt es dieselben Probleme. Offensichtlich schmeckt es den Spaniern tatsächlich erst, wenn es kühler und dunkel ist und das ist auch in Madrid so. Also nicht vor 22:30, dann aber werden Schinken Steaks und Fische in Rekordzeit vertilgt.  

Lothars Hand geht es langsam wieder besser, daher geht es zurück nach Leon und weiter in Richtung Santiago. Ab jetzt ist es ein wirklicher Pilgerweg. Die Nächte sind schlimm für Lothar. Jedesmal wenn er sich umdreht, sind die Schmerzen derart schlimm, dass er auf der Stelle hellwach ist. Völlig fertig und gerädert wacht er jeden Morgen auf. Es wird immer schwerer, sich zu motivieren. Dennoch versuchen wir die 4. Etappe von Leon nach Ponferrada, die 110 Kilometer umfasst.  

Lothar beobachtet von Anfang an, genau seinen Körper. Das Auf- und Absteigen tut ihm weh, das Fahren auf Asphalt ist o.k., auf Schotter spürt er nur die Hand, die Rippenschweigen. Also alles in allen ist die Situation doch besser als erwartet. Wir rasen förmlich dahin, die ersten 50 km schaffen wir in etwas über 2 Stunden! Ausführliche Pausen im wunderschönen Astorga unterstützen uns bei der Motivation, die wir dringend brauchen, denn von nun an geht es bergauf. Im Führer wird empfohlen diesen Abschnitt und den nächsten in 2 Tagen zu fahren.  

Bis zum höchsten Punkt sind es 500hm auf 28km. Unterwegs treffen wir 2 Radfahrer ohne Gepäck, die eine Tagestour machen. Der eine ist recht gut drauf und fährt mit uns mit, der zweite ist aber schon „blau“ und fällt schnell zurück, dass wir samt Gepäck ein solches Tempo fahren, macht die beiden fassungslos. Kurz unter der Passhöhe treffen wir eine entnervte, erschöpfte Pilgerin, die am Straßenrand steht und versucht, ein Auto anzuhalten. Zwei Radlerpärchen machen hier ebenfalls Rast, die Holländer haben Zelte dabei, Schlafsäcke und jede Menge Gepäck. Wir schauen mitleidig auf ihr 30kg Gepäck, sie wiederum neidisch auf unsere 8kg.  

Auf 1500m Höhe ist das Cruz de Ferro. Hier bleiben alle Pilger stehen und legen ihre mitgebrachten Steine (=Sünden) ab. Zu diesem Zeitpunkt sind außer uns nur bayrische Pilger mit einem Autobus dort oben. Wir werden von den Pensionisten bestaunt, befragt und fotografiert. Dann geht es 900hm über 27km steil bergab. Wie in den Alpen, nur dass die Straßen sehr, sehr eng sind. Vor uns ständig der Bus mit den bayrischen Pilgern. Lothar versucht ihn zu überholen, zwei andere Radfahrer hängen schon dahinter, trauen sich aber nicht. Er schießt vorbei und die beiden brüllen begeistert OLE! Zu meinem Stolz höre ich das OLE noch ein Mal, denn in einer Kehre traue auch ich mich den Bus zu überholen!

Ein toller Tag! In Ponferrada angekommen ist es 17 Uhr, schon sehr spät für die Herbergssuche, aber mit den Rädern sind wir ja flexibel und nach 30 Minuten haben wir ein teures aber schönes Hotel (unsere Räder stehen im Speisesaal!) gefunden und, was für eine Sensation, um die Ecke gibt es eine Pizzeria. Wir sind die ersten Gäste und die ersten Pizzen gehören uns. Welch ein Genuss! Ponferrada wird uns nicht wegen der berühmten Templerburg in Erinnerung bleiben, sondern wegen den Pizzen!

Fortsetzung folgt am 10. April 2009

Lothar Laaber

Link: woman.MaxFun.at

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