Damit wir uns ausreichend erholen, ist die Ausgeglichenheit des vegetativen Nervensystems besonders wichtig. Dominiert die Leistung und kommt die Erholung zu kurz wird das Gleichgewicht gestört.
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Themen
Eine lustlose Gesellschaft?
Die große Diskrepanz zwischen der üppig gezeigten Lust auf Liebe in den Medien und der tatsächlich gelebten körperlichen Liebe, ist der Trend unserer Zeit. Viele Paare haben unter anderem vor lauter Arbeit die Lust an der Liebe verloren. Nach 3 Jahren, so eine deutsche Untersuchung, haben wir Mitteleuropäer mit der Fernbedienung mehr Hautkontakt als mit unserem Partner. Auch unseren Managern wird seit längerem nachgesagt, dass sie trotz immer höheren Einkommen den Sex nur noch aus der Erinnerung oder den Medien kennen. Körperliche Überforderung, psychische Daueranspannung und Mangel an Zeit scheinen die Gründe für die sexuelle Eiszeit.
Training und Sex
Gehört zum Zeitgeist auch, dass wir vor lauter Training die Lust auf die Liebe verlieren? Die Wissenschaft hat zu diesem Thema wenig brauchbare Informationen. Das Training mit seinen Auswirkungen auf Sexualverhalten und Sexualtrieb ist nur spärlich erforscht. Die wenigen, wissenschaftlichen Arbeiten machen widersprüchliche Aussagen. Gemessen wurde jeweils der Einfluss des Trainings auf die Höhe des Testosteronspiegels. Testosteron regelt, neben vielen anderen Aufgaben, den Sexualtrieb. Je höher der Testosteronspiegel, desto stärker ist das sexuelle Verlangen. Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen, die isoliert nur die Wirkung verschiedener Trainingsarten, Trainingsintensitäten und Trainingsdauer auf den Testosteronspiegel ermittelten, scheint die Tendenz zu bestehen, dass überlange Ausdauertrainings (länger als 5 Stunden) und Immobilisation die Testosteronkonzentration markant senken. Kürzere Ausdauertrainings unterschiedlicher Intensitäten, sowie Krafttraining scheinen den Testosteronspiegel kaum zu beeinflussen oder leicht zu heben. Bei einer Untersuchung stieg das Testosteron am stärksten an nach einer Ausdauerbelastung mittlerer Intensität und von ca. einer Stunde Dauer.
Impotent
Relevantere Aussagen können wir machen, wenn wir das Hormonsystem als Ganzes und zusätzlich andere Körpersysteme betrachten. Arbeiten wir zuviel, trainieren wir zu intensiv, sind wir dauernd auf Achse und von einer Unzahl von Reizen überflutet, verbrauchen wir dauernd Körpersubstanz. Kommen Ruhe, Erholung und Schlaf zu kurz, ist der Körperstoffwechsel nicht mehr im Gleichgewicht. Die abbauenden, Körpersubstanz verbrauchenden Vorgänge, der katabole Stoffwechsel dominiert. Der anabole, der aufbauende, Körpersubstanz bildende Stoffwechsel kommt zu kurz. Das Hormonsystem und eng verbunden damit das Immunsystem werden immer mehr geschwächt. Der Sexualtrieb erlischt und wir werden öfter krank.
Potenter
Die körpereigene Produktion der Hormone (auch des Testosterons) nimmt mit dem Alter ab. Ermüden wir unser Hormonsystem zu stark und zu oft, werden wir schneller alt, d.h. die Testosteronproduktion eines 35 jährigen kann sich auf das Niveau eins 80 jährigen senken! Gönnen wir unserem Körper Ruhe, Erholung und Schlaf, trainieren wir regelmässig die Ausdauer mit tiefer Intensität (1.5 - 2.5 mmol/Laktat), werden das Hormonund alle Körpersysteme gestärkt. Ein 55-jähriger kann sich somit die Hormonproduktion eines 35-jährigen erhalten.
Sympatikotonie
Damit wir uns ausreichend erholen, ist die Ausgeglichenheit des vegetativen Nervensystems besonders wichtig. Dominiert die Leistung (der Sympatikus ist dauernd gefordert) und kommt die Erholung zu kurz (der Parasympatikus wird dauernd unterdrückt) wird das Gleichgewicht gestört (Sympatikotonie). Das vegetative Nervensystem verliert sozusagen die notwendige Elastizität. Wenn wir uns spät nachts ins Bett legen, kann das vegetative Nervensystem nicht vom Sympatikus auf den Parasympatikus umstellen. Wir schlafen unruhig, oberflächlich, erholen uns nicht und verbrauchen weiterhin Körpersubstanz. Das Hormonsystem erholt sich nicht, der Testosteronspiegel bleibt tief, die Libido bleibt erloschen. Ein intensives Ausdauertraining oder ein hartes Krafttraining verstärken die Sympatikotonie zusätzlich.
Hoher Testosteronspiegel
Ein Ausdauertraining im regenerativen Bereich (ca. 1.5 mmol/Laktat) fördert die Elastizität des vegetativen Nervensystems und ermöglicht eine schnelle Umstellung vom Sympatikus (der Aktivität, des Abbaus von Körpersubstanz) auf den Parasympatikus (die Erholung, den Aufbau von Körpersubstanz). Wir schlafen tief, Körper und Psyche entspannen und erholen sich, Hormon- und Immunsystem werden regeneriert und gekräftigt. Testosteron wird ausgeschüttet, der gesunde, natürliche Sexualtrieb bleibt erhalten und die Lust auf Liebe und Leidenschaft beflügelt uns bis ins hohe Alter.
Dr. Johannes Zeibig
Link: www.zeibig.at