1995, Lauf rund um den Lainzer Tiergarten. Herr Zugriegl, der Veranstalter, steht dort, die Läuferinnen und Läufer stehen dort, Herr Zugriegl meint knapp: „Mit der Strecke ist eh alles klar, oder?“ „Jaja“, denkt man sich und meint in Wirklichkeit „so circa“, denn einmal rund um den Tiergarten wird man schon finden. Der Veranstalter sagt: „Das Startkommando WIRD LAUTEN, Auf die Plätze – Fertig – und dann schießt er schon…zu früh, denn eigentlich hätte er das Ganze wiederholen müssen und sagen, Das Kommando LAUTET, etc. Alle schmunzeln, lachen, rennen los – nach ein paar Kilometern ist man alleine, ich auch, brav halte ich mich an die Pfeile, die mal nach links, mal nach rechts deuten, dann plötzlich eine Weggabelung, exakt (!!!) in der Mitte ein Baum, auf dem ein Pfeil GERADEAUS zeigt. Hier ist guter Rat nicht teuer, sondern gar nicht zu bekommen…

1986, Radrennen Greifenstein-Hadersfeld, 2,7 km bergauf. Meine Mutter meint, dass das keine Schwierigkeit sein kann, 2,7 km schaffe ich doch locker, mein Einwand, dass es nicht darum geht, ins Ziel zu kommen, sondern so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen, wird überhört. Mit gerade 14 Jahren stehe ich am Start zu diesem Einzelzeitfahren, mit normalen Clips damals, das Klicksystem wird erst ein Jahr später erfunden, aus Sicherheitsgründen mache ich die Clipsriemen nicht zu, was den Starter (der, der das Startkommando gibt) ein wenig verwundert, schließlich rase ich los, stürze beinahe in der ersten Kurve, kann aber weiterfahren. Nach ca. 1 Min werde ich überholt, denn der Starter hinter mir hat die 30 Sekunden, die er später gestartet ist, bereits aufgeholt. Erstaunt stelle ich nach ein paar weiteren Minuten fest, dass ich schon wieder überholt werde, diesmal ist mein Durst schon groß, ich frage den Überholenden, ob er mir einen Schluck aus seiner Flasche geben könnte; diesmal ist der erstaunt. Nach 14 Minuten komme ich erschöpft, aber glücklich, oben an. Mutter hatte Recht gehabt, es geht doch nur darum, ins Ziel zu kommen. Für mich zumindest, ich werde Vorletzter, ein gewisser Dietmar Hauer benötigt etwas mehr als 7 Minuten...

1991, Wiener Berglaufmeisterschaften auf den Kahlenberg. Startschuss im Kahlenbergerdorf, volle Kanne weg, erste Kurve 5 Laktat, zweite Kurve 7, dritte mindestens 12, ich touchiere den Vordermann, der daraufhin zu Boden geht, nicht ohne mich ordentlich zu beschimpfen. Die bösen Wörter und der dumpfe Knall seines Körpers verleihen mir übermenschliche Kräfte, der beste Lauf meines Lebens. Und hinter der Ziellinie geht er weiter, der zu Boden Gegangene hat mich erblickt und jagt mich – jetzt wieder schimpfend wie ein Rohrspatz – die Kahlenbergerstraße runter. Irgendwann stolpert er, ein dumpfer Knall…

Christian Kleber (MAS)

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