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Die Entartung der Sophistik
08.09.2009, 12:00:00
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Durch ihre Haupttätigkeit, die Vermittlung ihrer zersetzenden Lehren in der praktischen Redekunst, verbreiterte sich die Kluft zwischen Sophisten und alten Philosophenschulen immer mehr. Man warf den Sophisten, teilweise auch berechtigt, vor, dass es ihnen kaum mehr um die Weitergabe von Erkenntnissen, sondern nur noch um die Überredung ging. Das Gewinndenken der Lehrer und das Streben ihrer Schüler nach immer mehr materiellen Vorteilen verdrängten das vorsokratische Ideal der Wahrheitssuche um ihrer selbst willen. Auf diese Weise entwickelte sich eine Vielzahl von Sophisten immer mehr in Richtung von gewinnsüchtigen Händlern, die nicht viel mehr als Scheinwahrheiten feilboten. Ihr dennoch großer Erfolg erklärt sich daraus, dass sie den Zeitgeist jener Epoche aussprachen und thematisierten. Daraus resultierte auch ein zunehmender Zweifel an Sitten und Gebräuchen sowie politischen und sozialen Ordnungen. Einer der bekanntesten Vertreter der Sophistik war Protagoras aus Abdera, der besonders in Athen wirksam war, wo er großen Erfolg hatte. Wegen Atheismus zum Tode verurteilt, floh er nach Sizilien, starb aber bereits auf der Überfahrt. Alle seine Schriften wurden verboten, konfisziert und öffentlich verbrannt. Ihren Höhepunkt erreichten die negativen Tendenzen und die Skepsis gegenüber den Sophisten in Gorgias von Leontinoi. Sein Skeptizismus war so radikal, dass er meinte es gäbe nichts, es wäre nichts erkennbar und schon gar nichts mitteilbar. Seine Lehre stellt insofern auch den konsequenten Endpunkt der Entwicklung der Sophistik dar, nämlich die Verkündigung der Macht des Wortes und der Ohnmacht des Geistes. Für Gorgias ging es nicht mehr um Erkenntnis von Wahrheit, sondern um Manipulation, Einfluss und Macht. An sich keine philosophische Position, die dem Denken von Zen-Running entspricht aber zum Glück trat Sokrates auf den Plan, der am ernsthaftesten gegen die negativen Tendenzen der Sophistik ankämpfte und sein Leben für die Erneuerung der Philosophie einsetzte. Teil 6 Dr. Günter Heidinger |