MaxFun Sports Laufsport Magazin

Der Zen-Tod

10.11.2009, 12:00:00
Foto:
Rike/PIXELIO

Während der Tage rund um Allerheiligen und Allerseelen, wenn so viele Menschen unterwegs zu den Friedhöfen sind, fällt es auch dem hartnäckigsten Verdränger schwer zu vergessen, dass es den Tod gibt, der uns alle irgendwann heimsuchen wird.

Bedenklich ist jedoch, dass er uns so schreckt dieser Sensenmann und fast jeder von uns sich vor ihm fürchtet oder so lange als möglich versucht ihm davon zu laufen – der Läufer hat hier einen Vorteil! Warum aber ist das so? Wieso fürchten wir uns vor etwas, das es so lange nicht gibt, so lange es uns gibt und wenn es den Tod gibt, dann gibt es uns nicht mehr? Oder ist die ganze Sache etwa doch irgendwie anders?

Schon für den antiken Philosophen Platon war der Tod kein katastrophaler Schlusspunkt, sondern ein ausgezeichneter Wendepunkt, der in ein höheres Sein führt. Er bringe, so Platon, die Seele dem Unsichtbaren, dem Göttlichen, dem Vernünftigen, dem Eingestaltigen näher, welches als das Unwandelbare sich immer gleichbleibt. Bei Platon hat auch die Philosophie ein einzigartiges Verhältnis zum Tode, denn philosophieren heißt sterben. Philosophieren als Sterben heißt das Leibliche, das Sinnliche zugunsten des Unsichtbaren und Vernünftigen töten. Deshalb müsse der Philosoph schon im Leben sterben, indem er den Leib als Ort des Übels und den Endlichkeit flieht und verachtet. Der Tod ist also kein Schlusspunkt, sondern ein besonderer Anfang, ein Punkt, an dem die von der Last des Leibes befreite Seele leicht wie ein Schmetterling in einen edlen reinen Ort sich erhebt.

Im Zen-Buddhismus stellt der Tod dagegen eine immanente Wende dar. Das Vergängliche wird nicht aufs Unendliche hin transzendiert. Man begibt sich nicht anders wo hin, sondern vertieft sich ins Vergängliche. Der Zen-Buddhismus blickt nicht über das Leben hinaus, um es als das ganz Andere des Todes zu konstruieren. Man kann dieses Denken mit dem Verhältnis von Winter und Frühling vergleichen. Wir denken nicht, dass der Winter zum Frühling werde und wir sagen auch nicht, dass der Frühling zum Sommer wird. Doch aber macht die Summe der Jahreszeiten das ganze Jahr aus. Eine solche erfüllte, gelassene Gegenwart ist nicht in ein Vorher oder Nachher zerstreut und blickt nicht über sich hinaus, sondern ruht in sich. Diese gelassene Zeit lässt die Zeit der Sorge hinter sich. Der Tod ist also keine Katastrophe mehr. Niemand stirbt. Daher geschieht die Zen-buddhistische Wende des Todes auch ohne Trauerarbeit. Sie wendet das Endliche nicht ins Unendliche! Eine wahrscheinlich etwas komplizierte Angelegenheit und nicht für jeden aufs Erste sofort verständlich.

Für uns europäische bzw. abendländische Zen-Runner lässt sich aber vielleicht eines daraus lernen: Laufen wir und lassen wir die Zeit hinter uns! Freilich dürfen wir auch hin und wieder auf die Uhr schauen und prüfen, wie schnell wir gelaufen sind aber das ist letztendlich sekundär. Wir dürfen auch unsere Friedhöfe besuchen,- sogar hinlaufen, wenn wir Lust darauf haben - allerdings weniger um dort zu trauern, sondern um uns klar zu machen, dass alles dem ewigen Wandel unterliegt, nichts aber stirbt oder vergeht. Alles ist immer und alles war immer! Irgendwie beruhigend!

Dr. Günter Heidinger

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