Obwohl wir erst um 7:50 aufstehen und um 9:00 aufbrechen ist es zu kalt, um den Berg hinunter zu fahren. Wir müssen noch einmal kurz hinauf zur eigentlichen Passhöhe, das wärmt ein wenig aber als wir oben die Aussicht nach Westen, nach Galicien genießen, fröstelt es uns ordentlich! Dies bedeutet: alle Trikots anziehen, die Windjacke drüber, aber in den Oberschenkeln und vor allem an den Händen ist es saukalt. Wir haben August, wir sind in Spanien! Was soll das?

DIASHOW Jakobsweg

Nach 15 km wird es ein wenig wärmer, wir machen unseren Frühstücksstopp mit Kaffee und Omelette, als ich den Salzstreuer verlange wird mir ein Aufpreis von Euro 1.50 verrechnet. Das im Übrigen einzige negative Erlebnis in dieser Hinsicht auf unserer ganzen Reise. Um 12 Uhr treffen wir in Sarria ein und vor jeder Herberge lagern bereits 20-40 Pilger, die auf das Aufsperren warten. Es wird uns ein wenig mulmig und wir fahren weiter. Nach schweren 25 Kilometern, ständig bergauf und bergab, erreichen wir den Stausee von Portomarin, kurz vor dem Ort liegt direkt am See ein Hotel, wir checken sofort ein und als wir ein wenig später in den Ort kommen, sehen wir ein vertrautes Bild: alle Herbergen sind voll belegt, die örtliche Sporthalle auch schon sehr gut gefüllt. Während wir am Hauptplatz essen und seltsamen Wein trinken, treffen laufend neue Pilger ein.

7. Radetappe: Portomarin – Arca 75km

Um 7:00 Uhr läutet der Wecker, und es ist wieder neblig und saukalt. Weil wir heute bis Santiago kommen wollen, brechen wir trotzdem auf. Um 10:00 Uhr wird es dann endlich wärmer. Die ganze Zeit fahren wir an endlosen Pilgerkolonnen vorbei, einige Hundert überholen wir an diesem Tag. Ein Pilger fällt besonders auf, er läuft und wird von einem Radfahrer betreut. Die Strecke bleibt schwer wie am Vortag, schöne Straßen aber kein ebener Meter. In Arzua verzehren wir mit Heißhunger ein großes Frühstück mit Hamburger, Würsteln, Pommes sowie Salat und beobachten am Nebentisch einen Pilger, der besonderen Art: 40 Jahre, mit Rennrad, ohne Gepäck, neues Trikot, total erschöpft, wird er von seiner Frau, die mit dem Auto unterwegs ist empfangen. Sie sperrt das Rad ab, gibt ihm zu trinken und wir bekommen mit, dass er heute schon 30km gefahren ist und noch weitere 10km schaffen will! Was sollen wir, oder die Fußpilger dazu sagen?

Wir kommen nach Arca und beschließen hier zu übernachten. Es sind nur mehr 20 km bis Santiago, wir möchten aber zum Abschluss keinen Druck machen, sondern das letzte Stück genießen und entspannt am Sonntag in Santiago ankommen. Also suchen wir eine Herberge und haben unverschämtes Glück! Von 60 Betten sind die Betten 59 und 60 noch frei, und das um 15:00 Uhr!

Lesen, Spazierengehen, ein Achtel Wein, ein Open Air Konzert, so vertreiben wir uns die Zeit bis zum Schlafengehen. Es ist dies unsere erste Nacht in einem Schlafsaal. Jeder, der schon einmal auf einer Berghütte übernachtet hat weiß was da los sein kann. Um 5 Uhr brechen die ersten auf, Sackerln rascheln, Schlafsäcke zippen, bis 7 Uhr zieht sich das dahin, und dann lassen sie uns schlafen, leider aber verschlafen! Um 9 Uhr schmeißt uns schließlich der Putztrupp hinaus. Aber wir haben es ja nicht mehr weit.

Fortsetzung folgt am 5. Mai 2009