MaxFun Sports Laufsport Magazin

Damals in Obergrafendorf 1986

31.05.2009, 12:00:00
Foto:
jean jannon/PIXELIO

Es war im Mai 1986 als ich, aufgeregt wie schon lange nicht mehr, unterwegs zu meinem allerersten Triathlon war.

Die Saisoneröffnung in Österreich, wobei man damals noch von keiner wirklichen Saison reden konnte, gab es doch nur einige ganz wenige Triathlonveranstaltungen in Österreich, fand – wie auch heute noch – in Obergrafendorf statt, einem kleinen Dörfchen bei St. Pölten. Was mich erwarten würde, wusste ich nur wage, was tatsächlich passierte, hatte ich nicht erwartet.  

Dort ankommend, fand ich eine doch relativ große Schar von bunt gemischten Sportabenteurern bzw. seltsamen Typen vor, die geschäftig dabei waren, alle Vorbereitungen zu treffen, für das was da kommen sollte. Das Umfeld, ein kleiner Teich mit kleinem Parkplatz und Baderestaurant, war nebensächlich. Entscheidend war die seltsame Ansammlung von seltsamen Menschen für ein seltsames Treiben. Sofort gepackt von dieser Atmosphäre begannen wir, mein Betreuer und ich, ebenfalls unsere Vorbereitungen.  

Die Stunde vor dem Start war ausgefüllt mit zigfachem hin und her Rennen zwischen Wechselzone, Auto, Startgelände, WC, die Nervosität war kaum auszuhalten. Es gab auch damals schon ein paar, die so taten als wüssten sie genau, wie ein Triathlon zu bewältigen wäre, als seien sie Profis ihres Gewerbes, tatsächlich aber waren auch sie ziemlich ahnungslos, genau so wie ich.  

Endlich ging es an den Start. Der erste Kontakt mit dem Wasser ließ mich erstarren: Es waren 15° und so etwas wie Neoprenanzüge gab es nicht, bzw. hatte noch niemand die Idee gehabt, Ähnlliches einzusetzen. Für mich war klar, dass sich keiner hier in dieses Wasser begeben würde. Doch hatte ich mich geirrt! Wie selbstverständlich stürzten sich nach dem Startkommando sämtliche Starter unbeirrbar in das „Eismeer“. Nach einem kurzen Zögern war ich mittendrin, kaum Luft bekommend und die Kälte nicht glauben könnend. Die rund 700 Meter waren aber bald absolviert obwohl ich mindestens 5x die Brille verlor bzw. von wild um sich schlagenden Konkurrenten heruntergeschlagen bekam und der Wechsel aufs Rad stand bevor.  

Damals durfte jeder Starter einen Helfer haben, der beim Umziehen behilflich war. Meiner hatte schon Socken und Radausrüstung vorbereitet. Sorgfältig abgetrocknet und umgezogen wurde ich von ihm, er war mindestens so aufgeregt wie ich. Das Radfahren war dann so wie es sein sollte: ein Rennen im Rennen! Da wurde Windschatten gefahren, was das Zeug hielt, gedrängt und gestoßen, Zwischensprints gefahren und noch vieles mehr. Stürze fielen kaum auf, wurden nicht registriert, maximal mit Wohlwollen hingenommen, waren doch ein paar Gegner weniger da.   Schließlich war es an der Zeit zu laufen. Unfassbar, wie die Beine sich anfühlten. Ich wankte hinaus wie behindert, nach einigen 100 Metern ging es dann aber doch und wie in Trance lief ich nach rund 11 Kilometern ins Ziel. Dort wurde man empfangen wie ein Hawaii-Ironman und fühlte sich auch als solcher. Man dachte, den härtesten Bewerb der Welt durchgestanden zu haben.  

Danach saß man gemeinsam im Baderestaurant, das eigentlich eine Badehütte war und erzählte sich die erlebten Heldentaten, die Schauergeschichten, war euphorisch, wollte wissen, wo der nächste Triathlon stattfinden würde und fest überzeugt, dass man spätestens dort, ein paar der heute vor einem Platzierten abhängen werde. Wichtig war, große Reden zu schwingen, hätte ja sein können, dass sich dadurch der eine oder andere Gegner beeindrucken ließ. Auf die Siegerehrung warteten damals noch fast alle, auch die Letzten. Und es gab Verlosungen, bei denen seltsame, meist unbrauchbare Utensilien zu gewinnen waren. Darüber freute man sich und war zufrieden, wenigstens dazuzugehören, stolz darauf, Triathlet zu sein.  

Seit rund 25 Jahren gibt es nun diesen Bewerb und ich hoffe, es wird ihn noch lange geben, auch wenn sich vieles oder eigentlich fast alles verändert hat, seit damals als Triathlon noch Abenteuer und Spaß war.

 

Dr. G. Heidinger

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