MaxFun Sports Laufsport Magazin

Allora Milano

16.10.2009, 12:00:00
Foto:
MaxFun.cc/K.Köb

Nahe beim Mailänder Dom starteten wir um 10 Uhr und rannten quer durch die Stadt, vorbei am Sempione Park, dem San Siro Stadion oder dem Teatro degli Arcimboldi.

10 Jahre ist es her, als wir - drei Freunde und ich - aus Unzufriedenheit über unsere Marathonzeiten des fast schon vergangenen Jahres 2000 fieberhaft auf der Suche nach einer Möglichkeit waren, diese sportlichen Niederlagen noch im selben Jahr auszumerzen. Der Herbst war fortgeschritten und die Chance noch irgendwo in nicht allzu großer Entfernung eine Marathonveranstaltung zu finden war nahezu null. Doch dann erhielt ich den aufgeregten Anruf von Markus R. Er hatte doch noch einen Bewerb gefunden. Im italienischen Mailand am ersten Dezemberwochenende sollte der letzte Marathon des Jahres – zumindest in Europa – stattfinden. Sofort waren wir angemeldet und ein paar Wochen später saßen wir im schnellen Auto unseres Freundes Kurt.

Freitag früh ging es los. Von Wien nach Mailand sind es rund 800 Kilometer und seltsamerweise schafften wir diese Strecke in 6 ½ Stunden, noch dazu ohne Radarblitze. Der Samstag war vorgesehen für das Abholen der Startnummern und eine Besichtigung der wichtigsten mailändischen Sehenswürdigkeiten. Alleine deshalb hat es sich gelohnt! Unsere Befürchtungen, was Wetter und Temperatur betrifft sollten sich am Sonntagmorgen als völlig unbegründet erweisen. Strahlender Sonnenschein und Temperaturen an die 10 Grad sorgten für ideale Marathonverhältnisse. Mehr an Motivation konnte nicht sein. Nahe beim Mailänder Dom starteten wir um 10.00 Uhr und rannten quer durch die Stadt, vorbei am Sempione Park, dem San Siro Stadion oder dem Teatro degli Arcimboldi.

Überraschend für mich war die Leistungsdichte im Bereich von unter 3 Stunden. Noch bei keinem Marathon in Österreich hatte ich so viele Läufer rund um mich, die alle deutlich unter dieser 3Stunden-Marke bleiben wollten. Das war natürlich ein immenser Vorteil, musste ich doch keinen einzigen Meter alleine laufen. Ständig in einem Pulk von Mitstreitern, lief der erste Halbmarathon wie von selbst. Normalerweise beginnt frühestens ab der Hälfte die Zeit, zu der es gilt, sich zu konzentrieren, das Tempo zu halten und zu hoffen, dass kein Einbruch kommt. Ob es die wunderbare Stadt mit ihrem faszinierenden Flair und den herrlichen Gebäuden war, das starke Starterfeld oder auch nur meine eigene gute Tagesverfassung weiß ich nicht aber weder gab es einen Einbruch noch sonst ein Problem. Die zweite Hälfte lief ich in fast derselben Zeit wie die erste.

Nie vergessen aber werde ich die letzten 2 bis 3 Kilometer: Die Mittagssonne erwärmte die Luft und mein Läuferherz und als ich bei Kilometer 40 am Mailänder Dom vorbeistürmte, unterwegs zu meiner damaligen persönlichen Bestzeit, war es ein fast mystisches Gefühl, das sich einstellte. Die Sonne ließ den Dom erstrahlen und ich könnte schwören, dass ich die Stimme Gottes hörte, die mich anfeuerte, warum ich die letzten beiden Kilometer noch einmal das Tempo erhöhen konnte. Im Ziel musste ich nicht lange auf meine Freunde warten. Auch sie hatten den Tag, die Strecke und die idealen Verhältnisse genutzt und waren Bestzeiten gelaufen.

Die Heimfahrt war ein kleines Abenteuer. Im verschwitzten und verdreckten Laufdress stiegen wir in die U-Bahn, fuhren in unser Vorstadthotel, vor dem wir das Auto geparkt hatten und wollten sofort losfahren, mussten wir doch noch am Abend wieder zurück in Wien sein. Bedauerlicherweise musste ich noch austreten, was ich auf dem verlassenen Parkplatz auch tat. Da war plötzlich die Polizia zur Stelle und fühlte sich genötigt, uns nicht nur zu verwarnen, sondern auch einer langwierigen Kontrolle zu unterziehen. Schließlich ist es in Italien auch nach einem Marathon strengstens verpönt und verboten, seine kleine Notdurft in aller Öffentlichkeit zu verrichten. Nach rund einer halben Stunde hatte man allerdings doch Mitleid mit uns und wir durften endlich mit unseren Bestzeiten heimfahren.

Dr. G. Heidinger

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