MaxFun Sports Laufsport Magazin
1989 stand ich schließlich am Start meines ersten Triathlons
10.06.2009, 12:00:00
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duda/PIXELIO |
Ich war gerade mal 16 Jahre alt, das war allerdings im 88er-Jahr des vorigen Jahrtausends, als ich beinahe täglich in ein Fitnesscenter an der Alten Donau pilgerte. Zufälligerweise hatte ich knapp davor Helden im Fernsehen gesehen, richtige Helden. Sie waren unfassbar muskulös, stark, braungebrannt, verrückt. Sie alle (und es waren nicht viele, glauben Sie mir, darum waren es auch Helden) waren in Hawaii zum Ironman angetreten und bestachen durch ihr phänomenales Äußeres. So wollte ich auch aussehen, und darum machte ich Krafttraining bis zum Geht-nicht-mehr. Dass diese Typen nur im Fernsehen so muskulös aussahen, in Wirklichkeit aber drahtig-dünne Gestalten waren, konnte ich als Sechzehnjähriger nicht ahnen. Dann lernte ich allerdings einen Kunden meines Vaters, der ein Sportgeschäft besaß (also mein Vater, nicht der Kunde…), kennen, einen, der Triathlon machte. Erhard Dollenz war sein Name, und alsbald nahm er mich zum Schwimmen mit. Er selbst war damals ein Super-Schwimmer, ich nicht so, ich soff regelmäßig ab im Stadthallenbad, sonntags um 7:00 (in der Früh!). Danach ging es stets nach Schönbrunn, wo wir Intervalle liefen. Die waren dann noch viel schrecklicher als das Schwimmen davor. Eigentlich war ich immer nur anaerob unterwegs, aber ich hatte ja überhaupt keine Ahnung von Trainingssteuerung, wie übrigens die meisten damals. Mit dem Krafttraining hatte ich mittlerweile aufgehört, weil ich dann doch den Ausdauerfreaks glaubte, zumal diese auch nicht dermaßen muskulös waren wie ich gedacht hatte. Dafür hatte ich noch eine tolle – wie ich damals meinte – Trainingsmethode entwickelt; ich lief täglich dieselbe Strecke und versuchte immer, etwas schneller als am Vortag zu sein. Eine Zeitlang ging das ja gut, aber dann… 1989 stand ich schließlich am Start meines ersten Triathlons, in einem viel zu engen Neoprenanzug, mit einer viel zu engen, GELBEN Badehaube, und sah aus wie ein Volltrottel. Das weiß ich nicht deshalb so genau, weil am Schwimmstart so viele Spiegel standen, sondern weil ich interviewt wurde, von einer Dame vom ORF. Ich konnte es kaum fassen: Ich wurde interviewt, und mein Gesagtes erschien auch tatsächlich im Abend-Sport. Ich war berühmt, alle Welt kannte mich. Dachte ich, als mittlerweile Siebzehnjähriger. Am nächsten Tag, als mich niemand außer Ruth, einer (EINER!!!) Mitschülerin darauf ansprach, wusste ich, dass das mit dem Berühmtwerden nicht so schnell geht. Mein Vater hatte eine der ersten tragbaren Kameras und filmte mich bei meiner ersten Disziplin, dem Schwimmen. Ich schwamm wie ein Mississippi-Dampfer, heute würde man dafür sogar alle „Nichtschwimmer“ in Hallenbädern auslachen. Irgendwie schaffte ich es in die Wechselzone, wo ich vor lauter Kälte in den Fingern über 6 Minuten brauchte, um zu wechseln. Neben mir pumpte einer sein Rad auf (kein Witz), ein anderer zog sich völlig ungeniert pudelnackt aus, trocknete sich seelenruhig ab, zog sich die feinsten Sonntags-Radklamotten an und fuhr trotzdem VOR mir aus der Wechselzone. Na wartet, noch einmal wechsle ich nicht so langsam. Nach dem Radfahren war ich also ganz schlau, sprang schon 15 m vor der Linie ab, rannte zu meinem Platz, zog dort die Radschuhe aus, fetzte den Helm hin und lief los. OHNE Schuhe! Die ersten 2 km waren easy, ich verstand gar nicht, warum die anderen so blöd waren, um mit Schuhen zu laufen, wo man sich doch ohne Schuhwechsel so unendlich viel Zeit ersparte, nach 3 km verstand ich sie schon eher, ich wollte mir aber keine Blöße geben! Ich lief die 11,3 km BARFUSS auf Asphalt ins Ziel, war unglaublich glücklich und konnte dann 3 Monate lang nicht gehen. Das verleitete mich aber nicht zum Nachdenken, sondern ich war sogar stolz darauf, nicht gehen zu können. Alle konnten es sehen, aber keiner außer mir verstand es. Heute versteh´ ich es auch nicht mehr! Christian Kleber (MAS) Link: www.MaxFun.cc |