1000 Jahre sind ein Tag

...sang einst Udo J. als Titelmelodie bei: Es war einmal der Mensch, ich konnte als Kind weder mit dem Lied- noch mit dem Sendungstitel etwas anfangen!

Und doch erreichte die Kombination dieser Musik und der Darstellung der Zeichentrickszenen sowie der einzigartigen (Synchron)stimme etwas ganz Tiefes in mir, etwas, das ich damals nicht beschreiben konnte, heute aber versuchen möchte; diese Urangst, nicht(s) zu sein im Vergleich zu dem gewaltig Großen und übermächtig Langandauernden, von wo kommend, sich nicht erinnern könnend an den Anfang, einen kurzen Wimpernschlag später (wenn überhaupt) das Nichts oder was? Sind wir in einer Matrix gefangen, Spielbälle von, ja wovon? Von Gedanken, sind wir Gedanken, nur Gedanken, oder dürfen wir uns glücklich schätzen, „nur“ Gedanken zu sein. Man sieht, was man sehen will, man spürt, was man spüren will, man lebt, was man denken will. Das kann wahr sein, vor allem, wenn man fest daran glaubt, dann ist es wahr, und seine Realität ist „nur“ gedacht.

Doch wer ist „man“? Eine Anhäufung von Zellen, die voneinander nichts wissen? Eine Maschine mit Herz, das solange pumpt bis es schlicht und einfach aufhört? Eine permanente Ausschüttung von Hormonen, die uns steuern? Ein sich bewegendes Etwas auf einem viel größeren sich bewegendem Etwas in einem viel größeren sich bewegendem Etwas? Eine Erinnerung? Eine Vision? Eine Gegenwart (haha, ist schon wieder vorbei, schon wieder, schon wieder,…)? Geräusche, Gerüche, etwas Gehörtes? Wo ist das Gesagte im nächsten Moment hin? Wo sind all die gelöschten Sms und Mails?  

Ich habe nie Jörg Haider gewählt, imponiert hat er mir durchaus; seine Eloquenz, seine Bereitschaft, alles zu geben, sein jugendlich-sportliches Aussehen, sein Stil. Er ist Vergangenheit, der Schock sitzt auch bei vielen seiner einstigen GegnerInnen tief. So schnell kann es gehen, geht es auch. In hundert Jahren redet kein Mensch mehr von dir, hat ein einstiger bester Freund von mir stets zu sagen gepflegt; aber deshalb machen können, was man will, anderen (vielleicht unwissentlich, weil man nicht genügend nachdenkt) schaden? Wahrscheinlich ist es wirklich (nicht) egal.  

Der Sinn des Lebens soll sein, seine Sinnlosigkeit zu erkennen? Das wars? Ein Widerspruch in sich selbst, denn wenn man die Sinnlosigkeit erkennt, hätte man dem (vermeintlichen) Sinn entsprochen. Ähnlich wie „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, und beides erschreckend. Für einfache Gemüter angenehm. Für Denker, Zweifler und Haderer schier eine Katastrophe. Nirwana, und wir mitten drin. Oder eben auch nicht. Wir? Drin? Das spielt es nicht.   Was nun lernen aus dem schrecklichen Unfall? Langsamer fahren? Bewusster leben? Carpe diem? Wozu? Viel länger wird’s bei den meisten von uns nicht dauern, „es“ ist endlich, und „es“ ist unbeschreiblich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Muss man etwas daraus lernen? Ist es nicht einfach so? Und damit Ende?

Sollten wir nicht einfach alle Fragen, Fragen sein lassen und leben, egal, was dieses „Leben“ sein, bedeuten mag? Einfach deshalb, weil uns wieder mal auf knallharte Art und Weise vorgeführt wurde, wie schnell, mit einem einzigen Ruck, es vorbei ist. Und da gibt’s kein Zurück mehr – man ist nicht unsterblich, als junger Mensch denkt man dies oft beziehungsweise man setzt sich nicht mit seinem eigenen Tod auseinander, denkt nur ans Leben, ans intensiv Leben; vielleicht sollte man bewusster werden, (sich) bewusster ob der schönen Dinge, die einem widerfahren, egal ob spürbar oder gedanklich, irgendetwas ist da schon, vielleicht.  

Auf Wiedersehen in einem anderen Sein, Herr Dr. Haider! Sie waren ein großer, polarisierender, umstrittener, und wie man jetzt eindrucksvoll sehen kann, unfassbar beliebter Mensch und Läufer, warum wir Sie auch an dieser Stelle verabschieden möchten!

Christian Kleber MAS

Christian Kleber