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Zen-Running – eine ganz persönliche Buchrezension

07.08.2008, 12:00:00
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Zuerst dachte ich, was soll denn das jetzt? Ein Buch, ein Buch über das Laufen und über das Denken, jetzt schreibt er auch noch so was.

Dabei wollte ich doch immer eines schreiben, einen Roman oder eine völlig verrückte Geschichte eben. Aber nein, er muss ja leider (oder Gott sei Dank) sieben Jahre älter, in seiner Entwicklung weiter sein, und ist überhaupt der Erste von uns Freunden, der ein Buch geschrieben hat.

Dann kommt er auch noch mit einem Exemplar daher, drückt es mir in die Hand, und ich fühle mich bemüßigt, verpflichtet, es zu lesen, obwohl ich momentan weiß Gott andere Sorgen hab. Schön schaut es schon aus, von außen, so edel, so anders als die vielen Sportbücher, die ich bisher gelesen habe. Überhaupt edler als die meisten, die ich bisher in der Hand gehabt habe. Aber das will nichts heißen. Sicher stinknormale, abgedroschene Phrasen, Kapitel, in ein wenig Intellektualität getunkt, mehr nicht. Ich lege es zur Seite, nehme es aber gleich wieder, weil G. meint, das Vorwort sollte ich wenigstens lesen. Gleich nämlich, hier und jetzt in dieser völlig wahnsinnig wirkenden Bar, wo man in einem ehemaligen Bettwäschegeschäft auf Billig-Liegestühlen und umgedrehten Bierkisten sitzt und das Gefühl hat, immer noch in eben der Auslage des Bettwäschegeschäfts zu sitzen.

Das Vorwort vom Verrücktesten aller Verrückten verfasst, aus unzähligen Kabarett-Programmen bekannt, beim Song-Contest alle komplett verarscht, ohne dass die meisten dies überhaupt mitgekriegt hatten. Gut, diesen Typen, also seine scheinbare Art und Weise, das Leben zu meistern, verehre ich, also lesen wir halt das Vorwort.  Da haben wir´s: „Ein Buch über Zen-Running zu schreiben finde ich schon alleine deshalb idiotisch, weil erstens jeder Idiot weiß, wie man läuft – dazu braucht man kein Buch -, und zweitens, weil das ZEN niemals schriftlich erfasst bzw. vermittelt werden kann.“ Und so weiter. Auch Alf Poier findet es leicht idiotisch.

Das will aber nichts heißen, als denkender Mensch findet man die meisten Dinge idiotisch, also fange ich zu Hause dann, mit einem kleinen Räuschlein, tatsächlich zu lesen an. Zen-Running, was soll das sein? Ich weiß nicht einmal, wie man „Zen“ richtig ausspricht.  In der gleichen Nacht lese ich das Buch aus, fresse die Inhalte, das Geschriebene inhalierend, mich selbst in unzähligen Passagen wiedererkennend, wie Recht G. doch hat. Gerade in meiner momentanen Lebenslage, wo ich alles in Frage stelle und oft unfassbar unzufrieden bin mit mir und der Welt, also mit allem und nichts, tun diese Worte unheimlich gut, sind wie Balsam für meine Seele.

G. hat erkannt und führt den Leser dorthin, wo alles begann, beginnt, endet und bereits geschehen ist.  Ich schreibe das nicht, weil mich eine langjährige Freundschaft mit dem Autor verbindet, gerade das macht mich kritisch und noch kritischer, ich schreibe das, weil ich wirklich beeindruckt bin. „Zen-Running“ ist das inhaltsreichste und beste Sport-/Lauf-Buch, das ich je gelesen habe, ich freue mich bereits auf Band 2.  

Außerdem war ich gestern Abend laufen, Intervalle, 8 x 1.000m. Ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, dass dies ein „Energielauf“ (Kapitel 4.2) ist, und ob Sie es glauben oder nicht (glauben Sie doch, was Sie wollen), ich bin gelaufen wie beflügelt.  Ich gratuliere Dir, lieber G. , und bedanke mich. Und begebe mich wieder auf den Weg.

Christian Kleber (MAS)

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