auf dem Designer-Sofa, das heilig war bisher, weil es so schön weiß und unschuldig im Wohnzimmer herumstolzieren würde, wäre es ein bewegliches Ding, verschüttet schon zum dritten Mal einen halben Schluck Bier auf den edlen Stoff, weil die Aufregung so groß und fängt unverhohlen zu brüllen an, mit Schaum vorm Mund und weit aufgerissenen Augen.

Die Rede ist nicht von einer ehemaligen Gefängnisinsaßin, die erst kurz auf freiem Fuße ist und sich mit der Reintegration noch ein wenig schwer tut, die Rede ist auch nicht von meiner leicht wahnsinnigen Katze, die manches Mal zu schwer human-ähnlichen Gefühlsausbrüchen neigt, nein, die Rede ist von meiner Freundin, die seit Jahr und Tag als Ärztin in einem großen Krankenhaus tätig ist, die zahlreichen Menschen bereits das Leben gerettet hat, die sich immer mokiert über die Patienten, die zu viel trinken, beim hernachigen Randalieren ausrutschen und sich so verletzen, dass sie tatsächlich von ihr, meiner Freundin, verarztet werden müssen.

Und jetzt das; sitzt schon seit über einer Woche vorm Fernseher, mit Bier und Chips bewaffnet, schreiend, grölend und ist nicht ansprechbar. Auch in den Pausen nicht, da ist der Herr P. mit seinen Fachkommentaren zu hören, und denen stimmt man eifrig zu. Geht’s noch? Ich meine, ich selbst war nie ein großer Fußballfan und werde wohl auch nie ein solcher werden, die dreiwöchigen Spiele in der Schweiz und hierzulande interessieren mich dennoch – gerne sehe auch ich mit einem Bierchen zu – aber sie? Grad, dass sie nicht mit Trikot und Hose ihrer jeweiligen Favoritenmannschaft herumrennt, Schal, Hut und Fahne noch dazu.

Zurück zu anfangs erwähntem Sofa – erlaube ich mir einmal einen Krümel Schokolade auszustreuen auf diesem mir gar nicht gefallenden Stoff, ist der Teufel los. Ausreden wie: “Es war Minnie, die Katze.“ glaubt man mir einfach nicht. Kopf und Kragen riskierend, laufe ich dann stets davon um nicht gelyncht zu werden. Aber jetzt ist alles anders. Gestern bei dem denkwürdigsten aller Spiele kam ihr, meiner Freundin, am Ende aufgrund des zu ausreichenden Konsums an Alkoholischem, alles wieder hoch und genau auf – das Designersofa, auf das jetzt doch schon etwas hässliche.

Gibt es noch mehr Damen, denen die Fußball-Männerwaden wirklich so gefallen, dass sie Ihr bisheriges Sein vollkommen vergessen, ja, negieren, und Sie sich in Fan-Furien verwandeln? Oder sind derart viele Frauen tatsächlich interessiert an diesem Spiele, welches herausragender taktischer und spielerischer Geschicke bedarf? Oder liegt eine Kombination beider Komponenten vor?

Und wann wird es endlich umgekehrt sein? Medial großartig vermarktet zu einem Super-Hyper-Event spielen 16 Damenschaften um die Weltmeisterschaft, alle in kurzen Hosen und schönen Trikots, austrainiert bis auf die letzte Faser. Dann sitz ich auch schreiend und Bier ausspuckend auf dem Designersofa. Oder auch nicht…

Herzlichst, Ihr Ich

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MaxFun Sports Redaktion